Eröffnungen gibt es öfter. Restaurants werden eröffnet, Möbelhäuser, Autohäuser.
Seltener hingegen sind Eröffnungen von Motorradhäuser – Verkaufsorte von tollen, spaßbringenden motorisierten Zweirädern. Und doch geschehen sie, wie jetzt am 30.April 2022 in Dohna.
Ein wenig Geschichte
Das „Yamaha Zentrum Dresdner Land“, besser bekannt als Gärtners Motorradshop, ist einer von etwa 100 Yamaha Vertragspartnern in Deutschland. Seit 1968 existiert die Werkstatt in Familienhand und vertreibt seit 33 Jahren die Japanischen Motorräder.
Mit Matthias und Tommy Gärtner sind die zweite und dritte Generation mittlerweile am Ruder und sie standen nach der Intermot 2018 vor der Aufgabe, den Familienbetrieb aus dem Wohngebiet auf eine Gewerbefläche zu stellen.
Projekt „Bummi“
Im August 2002 – da ging ich noch zur Schule und Tommy Gärtner wusste noch nicht einmal was ein Motorrad ist – sucht die sogenannte Jahrhundertflut Sachsen heim. Dabei wurde im Müglitztal in Dohna auch das Kinderhaus Bummi weggespült. Der Kindergarten eröffnete 2 Jahre später an neuer Stelle, doch das alte Gelände unterhalb der Autobahnbrücke fand keinen neuen Besitzer.
Das änderte sich nun, als Familie Gärtner Interesse an dem Grundstück auf der Müglitztalstraße 58A anmeldete. Nun, 2022 und nach nur 10 Monaten Bauzeit kehrt wieder Leben ein. Diesmal aber eher für die großen Jungs und Mädels.
Die Eröffnung
Um 10 Uhr öffneten sich nun die Pforten des grauschwarzen Hauses zum ersten Mal und das Interesse war offenkundig groß – bis Mittag füllten sich Haus und Grundstück mit Bikern jeden Alters und über Markengrenzen hinaus.
Trotz der dunkeln Töne ist die große Präsentationshalle hell und gliedert sich nach Themen gut auf. Neben Supersport, Hyper Naked, Adventure, Rollern und 125ern finden auch Gebrauchte und Zubehör Platz. Das Bekleidungshaus zog ebenso mit an die neue Adresse und rundet damit das Angebot ab. Im hinteren Bereich sind eine moderne Werkstatt mit 8 Einzelplätzen, ein Waschraum und ein großes Lager untergebracht.
All das konnten sich die Gäste anschauen und halbstündlich auch zu Probefahrten mit den Vorführermodellen aufbrechen. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt, das Frühlingswetter strahlte mit den Motorrädern um die Wette und so stellte sich bei den Besuchern schnell eine ausgelassene Stimmung ein.
Die Rede
Um 12Uhr begann Matthias mit einer „kurzen“ Rede, da er ja kein guter Redner sei. Dafür war die Rede dann doch recht lang und zudem noch unterhaltsam. Dank an die Eltern, die erste Generation, den Junior als dritte Generation, seine Frau und seine Mitarbeiter untermalten das Besondere an diesem Ort. Es ist mehr als ein Verkaufsraum – es stecken Leidenschaft und Geschäftsgeist gleichermaßen darin und begründen die Verbundenheit der teils jahrzehntelangen Kundenbeziehungen. Nach dem Inhaber kam auch der Bürgermeister von Dohna zu Wort, dem der Stolz über das Gelingen anzumerken war. Besonderes Lob ging dabei für Tommy, denn „man verhandelt selten mit einem Abiturienten über ein Grundstück mit 6-stelligem Wert“. Er tat es für beide Seiten offensichtlich erfolgreich.
Der Applaus war den Gärtners gewiss und im Anschluss ging das frohe Treiben munter weiter.
Die Probefahrt
Es ist ja schon fast Tradition, dass ich bei Gärtners regelmäßig neue Yamaha Modelle Probe fahre. Beim Blick auf die Liste war ich dann ernüchtert – ich mache das schon zu lange und habe fast jedes Modell schon einmal gefahren. Doch da stand ein neuer Name: R7.
Die Supersport Variante der MT-07 setzt auf den gleichen, auch aus XSR 700, Tracer 700 und Ténéré bekannten Zweizylindermotor. Die Sitzposition ist jedoch anders als bei all den anderen Modellen. Hochgelegte Rasten, niedriger Stummellenker, Vollverkleidung – all das bietet die Neue. Für einen verhältnismäßig geringen Kurs kann man damit nicht nur die Landstraßen der Republik, sondern auch Rennstrecken unsicher machen. Der Motor ist wie schon in den anderen Modellen ausreichend stark, dreht toll hoch und bietet eigentlich alles, was man braucht. Die Euro 5 Norm hat jedoch ein wenig den Klang beschnitten, was bestimmtem Kundenklientel sicher nicht gefallen wird.
Mich forderte eher die Sitzposition heraus. Der Lenker nur kurz vor den Knien, viel Last auf den Handgelenken, angespannter Nacken und beim Bremse arg gefährdete Kronjuwelen. Ich bin zu alt für den Scheiß. Doch ich gehöre wohl auch nicht zur Zielgruppe – im Gegensatz zu einem Pärchen Anfang 20, welches nach meiner Probefahrt interessiert um die Maschine schlichen.
Zum Schluss
Es kommt wie gesagt nicht alle Tage vor, dass ein Motorradhaus eröffnet. Ich war froh, dass ich dabei war, als in Dohna der Familienbetrieb von Gärtners ihr neues Domizil bezog. Ich wünsche dem gesamten, sehr sympathischen und fachlich versierten Team alles Gute, Erfolg und viel Arbeit.
Ich werde nicht zum letzten Mal dort gewesen sein – denn auch die alten Tugenden der Probefahrten, Sicherheitstrainings und sonstiger Veranstaltungen sind mit umgezogen.