Ein gutes Kinderbuch lebt, außer von einer phantastischen Geschichte, auch sehr stark von den Zeichnungen darin. Mir als Leserin und als Mama ist es sehr wichtig, dass die Zeichnungen ausdrucksstark und authentisch sind. Der Kinderbuchverlag Biber und Butzemann hat beides: Autorinnen, die wunderbare Geschichten schreiben und Illustratorinnen, die diese Geschcihten in ebenso wunderbare Bilder umsetzen können. Eine der Illustratorinnen ist Sabrina Pohle und sie habe ich zum Interview für mein Biber & Butzemann-Special gebeten.
Katja: Unser gemeinsames Interview findet ja im Rahmen der „Biber & Butzemann“-Wochen auf meinem Blog statt, da sie unter anderem für diesen Verlag Kinderbücher illustrieren. Wie sind Sie auf den Verlag, oder wie ist der Verlag auf Sie aufmerksam geworden?
Sabrina Pohle: Ich wurde 2010 von Steffi Bieber-Geske angeschrieben, ob ich Interesse daran hätte, Bücher für ihren frisch gegründeten Verlag zu illustrieren. Ich war damals noch in meinem Japanologie Studium und habe Zeichnen und Malen eher als Hobby betrieben. Steffis Schwester hatte meine Bilder online entdeckt und so kam eins zum anderen.
„Die Reise des Wasserballs“ war das erste Buch, das ich für „Biber & Butzemann“ illustriert habe. Ich bin also schon seit den ganz frühen Jahren dabei.
Katja: Arbeiten Sie noch für andere Kinderbuchverlage?
Sabrina Pohle:Im Moment nicht. Ich bin aber auf der Suche nach weiteren Verlagen.
Katja: Wie arbeiten Sie? Lesen Sie sich die Geschichte durch und machen sich selbst Gedanken, was man in der Geschichte am besten illustrieren kann oder bekommen Sie vom Autor oder vom Verlag konkrete Vorgaben?
Sabrina Pohle: Das hängt immer vom Projekt ab, aber in der Regel bekomme ich eine Liste mit Illustrationswünschen, an der ich mich orientiere. Das liegt zum Teil an der Natur der Bücher, die fast ausschließlich an realen Orten spielen, welche wir natürlich zeigen wollen. Zum anderen Teil liegt es daran, dass die Illustrationen natürlich gleichmäßig verteilt werden müssen und oftmals gibt dann das Layout das Format und Thema einer Illustration vor.
Wenn es um bestimmte Szenen mit den Figuren aus dem Buch geht, halte ich mich natürlich an den Text und versuche das Geschriebene entsprechend umzusetzen. Wenn nötig werden noch Rücksprachen mit den Autoren gehalten, sei es um die Gestaltung einer Figur festzulegen oder Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Katja: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Autorinnen? Schicken Sie ihre Zeichnungen hin und gehen auf Änderungswünsche ein? Haben die Autorinnen ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Bilder oder liegt dann das eher in den Händen des Verlages?
Sabrina Pohle:Ich arbeite in erster Linie direkt mit Steffi Bieber-Geske zusammen und sie ist dann diejenige, die noch Feedback von den Autoren einholt und an mich weiterleitet. Bei ihr laufen alle Stricke zusammen und wir sind ein eingespieltes Team.
Katja: Was ist die besondere Herausforderung dabei, ein Kinderbuch zu illustrieren?
Sabrina Pohle: Wenn ich auf meine langjährige Zusammenarbeit mit dem Verlag zurückblicke, dann war die größte Herausforderung meine eigene Bildsprache und meinen Stil zu entwickeln. Wir haben viel ausprobiert und sind zusammen in dieser Partnerschaft gewachsen, wofür ich sehr dankbar bin.
Katja: Welches der Kinderbücher, die sie bisher illustriert haben, ist ihr Lieblingsbuch? Gibt es das überhaupt?
Sabrina Pohle: Es sind mittlerweile so viele, dass es wirklich schwierig ist, einen Favoriten zu wählen. „Die Reise des Wasserballs“ wird immer einen besonderen Platz haben, weil es das erste war und ich die Geschichte von Anfang an sehr süß fand.
Katja: Wie entsteht ein Bild? Skizzieren Sie vor oder legen Sie gleich los? Welche Arbeitsschritte sind notwendig?
Sabrina Pohle:Das hängt sehr stark vom Motiv ab.
Zum Beispiel arbeite ich bei Motiven mit realen Orten viel mit Referenzmaterialien. Oftmals bekomme ich dafür eine Reihe Urlaubsbilder, die mir die Autoren zur Verfügung stellen. Manchmal recherchiere ich auch selbst. Wenn ich einen Blickwinkel gefunden habe, der mir gefällt, zeichne und koloriere ich das Motiv direkt.
Szenen mit Figuren hingegen skizziere ich meist vor und manchmal hole ich noch Feedback ein.
Die fertigen Bilder reiche ich dann ein und wenn nötig korrigiere ich noch ein paar Details.
Katja: Wenn ihnen jemand ein Blankobuch, ein sogenannten ConHon, unter die Nase hält und Sie bitten würden, als Autogramm da etwas hinein zu zeichnen, würden Sie das tun? Und welches Motiv wäre das? Etwas nach „Kundenwunsch“ (bei mir wäre es zum Beispiel eine Katze, die ich mir wünschen würde) oder eine eigene Idee?
Sabrina Pohle: Ja, wenn genug Zeit ist gerne. Das Motiv hängt dann von der Situation ab, aber eine Katze ist sicher kein Problem. 🙂
Katja: Welche Maltechnik bevorzugen Sie?
Sabrina Pohle: Ich male fast ausschließlich digital, weil es mir große Freiheiten beim Experimentieren lässt und es mir später die Korrekturen erleichtert.
Als ich mit dem Malen angefangen habe, habe ich sehr viel mit Aquarell gemalt. Die Techniken und Ästhetik lasse ich nun in meine digitalen Bilder mit einfließen.
Katja: Haben Sie ein Lieblingsbild, welches sie gezeichnet haben und was sie uns zeigen möchten?
Sabrina Pohle: Die Ansicht von Monschau aus dem Buch „Abenteuer zwischen Nordeifel und Aachen: Lilly und Nikolas auf der Suche nach dem schwarzen Gold“. Ich liebe Fachwerkhäuser.
Katja: Und die letzten zwei Fragen … die haben mal nichts mit dem Thema Zeichnen zu tun, sondern mit meinem beiden großen Hobbys, dem Kochen bzw. Backen und dem Lesen.
Lesen Sie gerne? Wenn ja, welches Buch begleitet sie derzeit und welcher Autor / welche Autorin gehört zu ihren Lieblingen?
Sabrina Pohle: Ich habe immer sehr gerne gelesen, komme in letzter Zeit jedoch nicht so oft dazu. Das letzte Buch, das mich begeistert hat, war „Cloud Atlas“ von David Mitchell.
Katja: Ich sammle für mich selbst aber auch für meinen Blog die Lieblingsrezepte meiner Freunde und meiner Interviewpartner. Würden Sie mir ihr Lieblingsrezept verraten?
Sabrina Pohle: Ich stamme ursprünglich aus der schönen Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt. Ein sehr einfaches und leckeres Rezept ist die Altmärkische Hochzeitssuppe.
Die Grundlage bildet eine klare Brühe, dazu kommen gut gewürzte Gehacktesklößchen, klein geschnittener Spargel und gewürfelter Eierstich. Ich nehme meistens einen fertigen Fond und eingekochten Spargel. Wer mehr Zeit hat, kann für die Brühe selbst ein Huhn auskochen. Und in der Spargelsaison ist frischer Spargel natürlich die erste Wahl. Die fertige Suppe wird dann mit etwas Petersilie garniert serviert.
Vielen Dank für das Interview. Solche Blicke hinter die Kulissen finde ich sehr spannend, weil sie noch einmal gut zeigen, wieviel Arbeit in einem Buch steckt.