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Interview mit Julia Kröhn

Es ist mal wieder Zeit – Zeit für ein neues Interview. Diesmal stand mir Julia Kröhn Rede und Antwort. Die sympathische Autorin ist eine multiple Persönlichkeit, welche ich unter ihrem Pseudonym Carla Federica im September 2013 bei einer Lesung hier in Dresden live erleben durfte.

Katja: Liebe Julia, erst einmal von meiner Seite her ein herzliches Dankeschön, dass Sie mir für ein Interview zur Verfügung stehen und ein dickes Sorry, dass es von meiner Seite her so lange gedauert hat.

Ich bin gleich einmal ganz neugierig und möchte von Ihnen wissen, wie Sie sich selbst am besten charakterisieren würden? Was macht Sie als Mensch, als Freund aus?

Julia Kröhn: Ich bin sehr neugierig, interessiere mich extrem für meine Mitmenschen, was sie antreibt und was sie erleben, aber auch für die großen Fragen des Lebens und das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und ich bin eine Individualistin, manchmal fast schon eine „Eremitin“. Menschenaufläufe gleich welcher Art sind etwas, was ich ertrage, aber nicht freiwillig suche. Was nicht heißt, dass ich nicht auch sehr kommunikativ bin – in geselliger Runde fühle ich mich durchaus wohl. Ich liebe Gespräche, möglichst solche, die die „Eckdatenebene“ (mein Haus, mein Urlaub, mein Auto) verlassen und ein „Stockwerk“ tiefer gehen. Die bieten die beste Inspiration für das Geschichtenerzählen – und das wiederum ist und bleibt meine größte Leidenschaft. Dafür brenne ich mit Herz, Seele und Verstand.

Katja: Gibt es etwas, was Sie so überhaupt gar nicht leiden können? Was treibt Sie zur Weißglut, womit kann man Sie so richtig auf die sprichwörtliche „Palme“ bringen?

Julia Kröhn: Ich rege mich jedes Mal auf, wenn sich im Zug oder Flugzeug Endlosschlangen bilden, weil jemand extremst langsam und umständlich sein Gepäck verstaut und nicht einmal bemerkt, was er den Mitreisenden zumutet. Ich mag keine Kerne in Mandarinen. Und keine dünnen Vorhänge in Hotelzimmern, die überhaupt nicht verdunkeln. Ansonsten bin ich aber weitgehend anpassungsfähig und tolerant 😉

Katja: Julia Kröhn, das ist nicht nur eine Persönlichkeit, sondern richtig viele. Wenn ich es richtig aufgeschlüsselt habe, schreiben Sie unter insgesamt 6 Namen (Kristin Adler, Leah Cohn, Sophia Cronberg, Carla Federico und Katharina Till) vollkommen unterschiedliche Bücher. Gelingt es dabei immer, all die „Persönlichkeiten“ auseinander zu halten?

Julia Kröhn: Bis jetzt musste ich mich noch nicht wegen einer Persönlichkeitsstörung therapeutisch behandeln lassen :-), Ich weiß also ziemlich genau, wer ich bin und wenn ja wie viele. Die Sache mit den vielen Pseudonymen ist den Marktgegebenheiten und Verlagswünschen geschuldet – und gibt mir wiederum die Chance, mich in neuen Genres zu beweisen und meine Autorenkarriere auf möglichst vielen Standpfeilen aufzubauen.

Jedes Genre hat andere Herausforderungen, was Sprache, Stil, Spannung etc. betrifft, sodass ich da die ganze Bandbreite meines Könnens ausloten kann. Und da meine Projekte immer sehr unterschiedlich sind, bleibt mein Romanpersonal auch immer brav in seinem Terrain anstatt verbotene Liaisons mit Charakteren aus dem jeweils anderen Manuskripten einzugehen.

Katja: Ich hab von Autoren gehört, die wenn sie einige Zeit unter einem Namen unterwegs sind und signieren, gern mal bei dem Namen bleiben und quasi „falsch“ signiert. Ist Ihnen das auch schon passiert?

Julia Kröhn: Ehrlich gesagt nein. Da ich vor dem Signieren ja immer erst aus dem Buch vorlese, bin ich quasi in diesem Genre und diesem Namen drin.

Katja: Jeder Name ein anderes Genre – so schreiben Sie neben historische Romanen und Kinderbücher auch Familiengeschichten, Krimis und Fantasy. Gibt es ein Genre, was Sie noch gern einmal ausprobieren möchten? Würde es dann ein weiteres Pseudonym geben?

Julia Kröhn: Ich schließe es nicht aus, mir weitere Pseudonyme zuzulegen, aber was die Genres anbelangt, will ich erst mal die Pferde, die ich am Start habe, reiten, anstatt noch weitere zu satteln.

Katja: Mehr als 20 Bücher gibt es aus Ihrer Feder bereits. Können Sie sich noch daran erinnern, wie das erstes Buch entstanden ist? Was war das für ein Gefühl, sein „Baby“ quasi aus der Hand zu geben und fällt das dann von Buch zu Buch leichter?

Julia Kröhn: Das erste Buch, das ich geschrieben habe, war – wie bei vielen Autoren – nicht das erste, was veröffentlicht wurde. Ich habe jahrelang, nein eigentlich jahrzehntelang für die Schublade produziert. Anfangs war ich stolz darauf, überhaupt eine Geschichte fertig schreiben zu können, später wollte ich natürlich mehr – den Verlagsvertrag. Ich werde nie vergessen, als ich damals, im überfüllten Bahnhof von Frankfurt und auf dem Weg zu einem beruflichen Termin, den Anruf der Lektorin erhielt, die für mein Manuskripts ein Angebot machte. Das war einfach die Krö(h)nung meines bisherigen Lebens. Als „Hergeben“ empfinde ich die Abgabe eines Buchs übrigens nicht, sondern als „Teilen“. Die Geschichte wird mir ja trotzdem bis zu meinem Lebensende gehören.

Katja: Bei der Vielzahl der Titel aus Ihrer Feder — welches Buch würden Sie einem Leser, der Sie gerade neu für sich entdecken will, am ehesten ans Herz legen? Zu welchem Buch sollte er unbedingt greifen?

Julia Kröhn: Das kommt sehr stark auf die Leservorlieben an. Ich würde erst mal fragen, welche Bücher er gerne liest und ihm dann einen Tipp geben. Das ist ja auch ein Vorteil des „multipersonalen“ Schreibens. Man kann in einem neuen Gerne vielleicht einen Leser als Fan gewinnen, der mit den andren Büchern nichts anfangen konnte.

Katja: Welches Projekt ist als nächstes geplant? Worauf darf der Leser sich als nächstes freuen?

Julia Kröhn: Zum einen ist ein weiterer Carla-Federico-Roman geplant, der einen Neuakzent im „Love-and-Landscape“-Genre setzen soll: Familiensage und Exotik werden da auf eine ganz neue Weise verknüpft. Zum anderen freue ich mich sehr darüber, nach meinem ersten Schottlandroman „Das Lied der Nebelinsel“, der im März 2015 erscheint, ein weiteres Werk in den Highlands ansiedeln zu dürfen. Und ich denke, dass ich mit den Thrillern von Kristin Adler nochmal eine ganz neue Zielgruppe erschließen werde und bin gespannt, wie da das erste Buch „Im Staub sollst du kriechen“ (Oktober 2014) ankommen wird.

Cover Carla Federico
Cover Carla Federico

Katja: Wo und wie schreiben Sie am liebsten? Muss das Umfeld stimmen, muss es ruhig sein? Oder kann man immer und überall schreiben, egal was um einen herum passiert?

Julia Kröhn: Ich kann grundsätzlich immer und überall schreiben, in der Arztpraxis, im Stau, selbst beim TÜV. Aber natürlich fällt es am heimischen Schreibtisch (oder noch lieber: im Bett) leichter. Ich schreibe fast jeden Tag – das gehört zur Routine ebenso wie das Zähneputzen. Wobei das Schreiben nie oder nur ganz, ganz selten „lästige Pflicht“ ist. Es ist meine Berufung. Oder anders gesagt. Das, was ich tue, ist nicht meine Arbeit, sondern das, was ich bin.

Katja: Hat man als Autor eine dicke Mappe neben sich liegen, in der alle Charaktere, Handlungsorte usw. notiert sind, damit man nichts durcheinander bringt? Oder arbeiten Sie mit einem speziellen Schreibprogramm, wo man alles hinterlegen kann?

Julia Kröhn: Das meiste ist in meinem Kopf gespeichert, ansonsten habe ich für jedes Projekt, ein, zwei Word-Dokumente, das war’s.

Katja: Inwieweit verändert sich der Schreiballtag einer Autorin, wenn es dann plötzlich Nachwuchs gibt? Fängt man an, nachts zu schreiben? Oder nutzt man die Pausen, wenn das Kind schläft, um schnell mal ein paar Absätze zu schreiben?

Julia Kröhn: Das Leben mit einem Kind unterliegt ja oft einer viel strikteren Routine als der Alltag in der noch „nachwuchsfreien“ Zeit. Als jemand, der immer sehr strukturiert geschrieben hat, sprich: zu fixen Tageszeiten, habe ich da schnell wieder einen Rhythmus gefunden. Überraschenderweise schreibe ich sogar fast noch mehr, seit ich Mutter bin. Da man stets mit allen Eventualitäten zu rechnen hat (z.B. mit einem zahnenden, kranken oder trotzigen Kind :-), versuche ich, keine „Schreibminute“ zu verschwenden, bin also ungleich effizienter als früher.

Katja: Wie schaut überhaupt ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?

Julia Kröhn: Ich schreibe meisten vormittags vier Stunden, wenn meine Tochter betreut wird. Wenn es die Zeit erlaubt, gibt es am Nachmittag noch eine „Rechercheeinheit“ und meist eine Abendschicht zwischen 20.00 und 22.00 Uhr.

Katja: Kommt man als Autorin selbst noch zum Lesen? Was lesen Sie am liebsten?

Julia Kröhn: Der Großteil der Bücher, die ich lese, dient Recherchezwecken. Aber natürlich lese ich auch viel – eigentlich querbeet. Meist ist es so, dass ich Genres, in denen ich gerade schreibe, lesenderweise ausspare, damit man nicht ständig Vergleiche zieht.

Katja: Welcher Autor / welche Autorin hat Sie in der  Kindheit/Jugend begleitet und zu welchen Büchern greifen Sie heute noch gern?

Julia Kröhn: Die prägendsten und meistgelesenen Bücher meiner Kindheit und Jugend waren Klassiker wie Johanna Spyris „Heidi“, Margaret Mitchells „Vom Winde verweht“ und Annemarie Selinkos „Desirée“. Ich glaube, bei diesen Büchern kann ich etliche Szenen auswendig mitsprechen 😉 Grundsätzlich habe ich alles Historische gerne gelesen. Erst kürzlich für mich entdeckt habe ich – nicht zuletzt dank der Fernsehserie Game of Thrones – George R.R. Martin und seine „Lied von Eis und Feuer“-Reihe. Hinsichtlich der epischen und sinnlichen Erzählweise und den differenzierten Charakteren sind seine Bücher eine echte Offenbarung für mich.

Katja: Welches Buch würden Sie ihrem Kind in die Hand drücken?

Julia Kröhn: Im Moment sind bei meiner dreijährigen Tochter die „Conni“-Bücher groß angesagt. Grundsätzlich wird bei uns jedes Buch gelesen, das uns in die Hände kommt. Welche dann Favoritenstatus einnehmen, entscheidet sie. Ich denke, so wird und soll das auch künftig bleiben.

Katja: Ich bedanke mich recht herzlich für ihre Zeit, die Sie sich sogar im Urlaub für dieses Interview genommen habe und wünsche Ihnen & der Familie alles Liebe und Gute.

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