Beim Stöbern im Ausstellungsverzeichnis der Leipziger Buchmesse bin ich auf den Stand „Katrin kocht!“ aufmerksam geworden. Leider stellte sich dann bereits im Vorfeld zur Messe heraus, dass Katrin Bunner mit ihrem Buch leider doch nicht vor Ort sein wird. Ich interessierte mich aber sehr für die begeisterte Hobbyköchin, die meinen großen Traum lebt und an diversen Kochshows bereits teilgenommen hat. Daher habe ich die Chance ergriffen, und Katrin Bunner abseits des Messetrubels per E-Mail interviewt.
Katja: Liebe Katrin, vielen Dank das Sie mir hier Rede und Antwort stehen.
Aufmerksam geworden bin auf Sie nur durch Zufall, als ich im Ausstellerverzeichnis der Leipziger Buchmesse „Katrin kocht“ gelesen habe. Erzählen Sie mir doch ein bisschen was über die kochende Katrin 🙂
Katrin Bunner: Ja, ich bin Katrin, 53 Jahre alt, diplomierte Papieringenieurin und Hobbyköchin mit Leib und Seele. Unsere Tochter ist bereits aus dem Hause , und so lebe ich mit meinem Mann in einem 2-Personen-Haushalt. Neben meinem größten Hobby, dem Kochen, spiele ich Golf und lese sehr gern. Beruflich bin ich stark engagiert. Ich leite in einem Finnischen Papierkonzern die Produktentwicklung und das Marketing im Bereich „Fettdichte Back- und Kochpapiere“.
Katja: Sie sind preisgekrönte Hobbyköchin, haben unter anderem zwei Mal das Special zum Perfekten Dinner gewonnen. Ich habe diese Sendung über viele Monate hinweg immer verfolgt und oft gedacht „Ob ich mich das trauen würde?“ Was hat Sie zur Teilnahme bewogen?
Katrin Bunner: Ich bin nach meinem Feinschmecker-Titel „Beste Hobbyköchin Deutschlands“ von VOX direkt angeworben worden. Ehrlich gesagt, habe ich mich erst gewunden, da mir das Format zunächst ein wenig zu voyeuristisch erschien. Dann erläuterte mir der Sender aber die Rahmenbedingungen. Insbesondere bei den beiden Specials „Wer ist der Profi?“ und „Die Besten der Besten“ lag und liegt der Fokus auf dem Kochen und weniger auf den Nebenkriegsschauplätzen wie Schubladen öffnen oder z.B. eine Gesangseinlage bieten. Und nachdem ich mir für diese Bedingungen auch das OK meines Mannes eingeholt hatte, konnte es losgehen. Aufregend sind solche Projekte allemal.
Katja: Geht man da von Anfang an mit dem Wunsch hin, zu gewinnen? Oder hat man Spaß an der Sache, will vielleicht eher neue Leute und auch neue Gerichte bzw. Kochweisen kennenzulernen?
Katrin Bunner: Als zunächst einmal dominiert die Neugier. Wen treffe ich, was passiert da, lerne ich was neue kennen? Der Spaß stand und steht für mich im Vordergrund.. Der sportliche Ehrgeiz jedoch ist bei mir ebenfalls immer latent vorhanden (ich habe in meiner Jugend Leistungssport betrieben), allerdings nicht um jeden Preis. Und mal ehrlich, Gewinnen ist doch ein geiles Gefühl oder?
Katja: Der Feinschmecker – ein sehr renommiertes Magazin – hat Sie als beste Hobbyköchin ausgezeichnet. Wie fühlt man sich da? Hat man irgendwann als Hobbykoch alles erreicht, oder will man noch höher hinaus?
Katrin Bunner: Die Auszeichnung vom Feinschmecker fühlte sich an wie eine Krönung. Ich hatte nie geglaubt und auch nicht damit gerechnet, dass mir einmal diese Ehre zu teil werden könnte. Da habe ich quasi den Kocholymp erreicht. Ich wollte anschließend nicht höher hinaus, nur eben weitere Erfahrung mit anderen Formaten sammeln. Da hat ja so jedes seinen Reiz, egal ob es ein Rezeptwettbewerb, das Perfekte Dinner, die Küchenschlacht oder der Kampf der Köche ist. Allerdings ist mittlerweile nach so vielen „Koch-Competitions“ ein wenig die Luft raus und ich bin „wettkampfmüde“ geworden. Ich konzentriere mich aktuell auf andere Kochprojekte
Katja: Ich würde, als große Hobbyköchin, gern einmal mit einem Profikoch, einem Fernsehkoch, am Herd stehen und mir von ihm Tipps und Tricks abschauen. Haben Sie auch so einen Wunsch? Gibt es einen Koch, dem sie gerne einmal über die Schulter schauen würden?
Katrin Bunner: Ja, klar, grundsätzlich kann man von fasst jedem Profi etwas lernen, auch wenn es unter den Profiköchen riesige Unterschiede gibt. Ich habe in den letzten Jahren einige Kochkurse bei verschiedenen Köchen mit und ohne Stern(e) besucht und hatte auch die Chance, kochenden Größen wie z.B. dem deutschen Molekularguru Heiko Antoniewicz, über die Schulter zu schauen. Das ist jedes Mal inspirierend. Und auch, wenn sich viele Dinge in den Kursen wiederholen (wie macht man z.B. eine gute Soße), habe ich bisher immer irgendeine kleiner oder größere Inspiration mitgenommen.
Katja: Sie haben sich mit ihrem Kochbuch einen Jugendtraum erfüllt, auch wenn sie nie gedacht haben, dass es ein Kochbuch sein würde. Hatten sie geplant, etwas anderes zu schreiben? Was hätten sie denn eher gedacht?
Katrin Bunner: Irgendwann mal ein Buch zu schreiben, stand schon in Jugendjahren auf meiner „Bucket list“. Als Studentin dachte ich da allerdings eher an ein Fachbuch im Bereich der Papiertechnik. Damals gab es z.B. kein umfangreiches Nachschlagewerk. Aber diese Idee hatten wohl vor mir schon andere, und ein solches Papierlexikon erschien, als ich gerade mit dem Studium fertig war. So lag der Lebenswunsch eines eigenen Buches viele Jahre auf Eis.
Als sich jedoch mein Kochhobby weiter entwickelte und mich immer mehr Freunde und Bekannte fragten, wann ich denn nun endlich mal meine Rezepte zu Papier bringen würde, reifte der Gedanke an ein eigenes Kochbuch. Anfangs war ich eher skeptisch, da unglaublich viele gute Kochbücher von zahlreichen Genusskoryphäen in den Regalen des Buchhandels liegen. Und ich machte mir Gedanken, ob sich ein eigenes Werk denn überhaupt verkaufen ließe, um zumindest die Produktionskosten zu decken.
Auslöser war letztendlich ein zufälliges Treffen mit dem Fotografen & Designer Peter Wilking beim Golfspiel. Auch er hatte starkes Interesse an einem Kochbuchprojekt. Die Rezepte sollten dabei in brillanten, appetitanregenden Bildern widergespiegelt werden. Und so taten wir uns zusammen: ich steuerte Rezepte und Texte bei und kochte alles, er fotografierte und kümmerte sich um das Layout. Um das Buch noch attraktiver zu gestalten und einen Zusatznutzen anzubieten, beschlossen wir, jedem Gericht eine passende Weinempfehlung zuzuordnen. Ich wohne ja in der Pfalz, und da hat man sehr, sehr nah am Wein gebaut. Die fachliche Kompetenz dafür habe ich in der Familie: Mein Mann, aufgewachsenen im Weingebiet Nahe, ist passionierter Weinkenner und Weinliebhaber. Und so wählten wir unter seiner Ägide die passenden Tropfen aus. Das war harte Arbeit ;-).
Katja: Mittlerweile geben sie Kochkurse, organisieren Kochrunden und kreieren neue Rezepte. Was dieser Berufsweg das, was sie immer wollten?
Katrin Bunner: Ich liebe meinen Beruf als Papieringenieurin und bestreite damit auch ein gutes Leben. Kochen jedoch ist meine Leidenschaft, es wird auch weiterhin mein Hobby bleiben. Und so gebe ich gern in meiner Freizeit meine Begeisterung an Gleichgesinnte weiter. Dazu gehören gemeinsame Kochabende oder Kochkurse zu den unterschiedlichsten Themen. Meistens finden diese in Zusammenarbeit mit Slowfood Pfalz statt. Ich bin seit 10 Jahre Mitglied bei Slowfood, da deren Philosophie in puncto Lebensmittel „Gut, sauber, fair“ genau meinen Nerv trifft.
Ich „experimentiere“ gern in meiner Küche und kombiniere Zutaten und Techniken auf neue Weise. So habe ich für einige Winzer und Unternehmen ich verschiedene Rezepte entwickelt. Das macht mir riesigen Spaß, denn da kann ich meine Kreativität ausleben.
Katja: Nun kommen wir mal zum Thema Kochen …Traditionell oder ausgefallen?
Katrin Bunner: Beides. Ich besinne mich auf Traditionelles und versuche, es modern zu interpretieren. Die traditionelle Küche meiner Mama hat mich geprägt, jedoch haben sich Ernährungsgewohnheiten und auch Vorlieben drastisch geändert. Wir können heute über eine ganz andere Vielfalt an Produkten verfügen. Früher gab es z.B. keine Avocado, kein Zitronengras, keine Kaffirlimettenblätter oder Bambussprossen. Wir hatten Zugriff auf die Früchte der heimischen Gärten und der Produkte, die unsere hießige Landwirtschaft anbot; an Kräutern gab es bei uns Petersilie, Schnittlauch, Dill, basta. Durch die Möglichkeit zu reisen und den Zuzug von Menschen aus aller Welt ist auch unsere Küche bunter geworden. Und diese Einflüsse finden sich auch in meinen Gerichten wieder.
Katja: Nach Rezept oder „frei Schnauze“?
Katrin Bunner: Ich koche aus dem Bauch, wenn es um Zutaten geht, deren Geschmack und Konsistenz ich in verschiedenen Stadien kenne, die mir vertraut sind. Bei ganz neuen Techniken oder Produkten greife ich gern auf Erfahrungen zurück und koche das erste Mal durchaus auch nach Rezept (wenn es denn eines gibt). So erfahre ich, wie sich das Lebensmittel verhält, wie es schmecken kann oder welches Ergebnis eine bestimmte Zubereitungstechnik bringt. Diese Erfahrung kann ich dann wiederum in meinen individuellen Kochstil integrieren.
Katja: Ungewöhnliche Zutaten oder Bodenständig?
Katrin Bunner: Bodenständige Zutaten sind mein Grundstock, je nach saisonaler und regionaler Verfügbarkeit. Ich bin aber auch immer auf der Suche nach Neuem, Unbekannten. Ich besuche viele Foodmessen, und da trifft man immer wieder auf neue Produkte.
Katja: Fisch oder Fleisch?
Katrin Bunner: Ich liebe grundsätzlich alles, ich esse- bis auf einige Ausnahmen- auch alles. Und jedes zu seiner Zeit. Ich kann Carnivor, ich kann aber auch vegan. Wobei ich bei Fisch und Fleisch sehr darauf achte, wo es herkommt. Der Respekt vor der Kreatur ist mir sehr wichtig. Daher zahle ich lieber etwas mehr für ein Stück Fleisch, bei dem ich sicher bin, dass das Tier ein würdiges Dasein hatte und der Produzent vernünftig entlohnt wurde.
Katja: Eher süß oder eher herzhaft?
Katrin Bunner: Als Dessert nehme ich meistens einen Espresso. Das sagt doch eigentlich alles oder? Nun, ehrlich gesagt, süße Sachen sind nicht so meines, aber ich bereite hin und wieder durchaus auch leckere Desserts zu.
Katja: Welche Gewürze dürfen ihrer Meinung nach in keiner Küche fehlen und was sollte immer im Vorratsschrank zu finden sein?
Katrin Bunner: Neben zahlreichen Salz- und Pfeffersorten liebe ich die orientalischen Gewürze wie Kardamom, Safran, Piment, Koriander als auch Gewürzmischungen wie Berbere, Raz El Hanout und verschiedene Curries. Auf meiner Hitliste stehen ferner jede Menge frische Kräuter; die meisten baue ich auf meiner Terrasse an.
In meinem Vorratsschrank findet man zu jeder Zeit eine Packung Capellini (ganz dünne Spaghetti), eine Dose Tomaten, sowie Zwiebeln und Knoblauch. Und im Kühlschrank liegt immer ein gutes Stück Parmesan. Eine spontane Pasta mit Tomatensoße ist daher jederzeit drin.
Katja: Auf welches Küchengerät möchten Sie auf gar keinen Fall verzichten?
Katrin Bunner: Darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort, und zwar ein gutes Messer. Aber wenn es über das obligatorische Küchenmesser hinausgehen soll, dann wäre es der Zauberstab.
Katja: Haben Sie ein Lieblingskochbuch?
Katrin Bunner: Ich mag die Kochbücher von Yotam Ottoleghi sehr gern. Das ist eine Küche, die mir sehr zusagt.
Katja: Und zu guter Letzt, die Frage die sich jeder, der sich meinen Interviews stellt, gefallen lassen muss. Aber die dürfte – eigentlich – kein Problem sein: Verraten sie mir ihr absolutes Lieblingsrezept?
Katrin Bunner: Klar doch: absoluter Favorit –und ganz klar durch Kindheitserinnerungen geprägt- sind die Rippchen vom Schwein mit Sauerkraut und Salzkartoffeln (mit Kümmel) nach Mamas Rezept. 🙂