Es ist mein zweites Buch einer israelischen Schriftstellerin und auch dieses hat mich sehr berührt und begeistert.
Über einige historische Ereignisse, die in der Welt passiert sind, weiß ich leider nur sehr wenig. Der Konflikt in Israel ist einer davon und so war ich froh, auf dieses Buch gestoßen zu sein. Die Autorin Claire Hajaj verarbeitet in diesem Werk ein wenig ihre eigenen Lebensgeschichte – ist auch sie zwischen den beiden Welten aufgewachsen.
Vielleicht gerade deswegen haben ihre Figuren eine ganz eigenartige Tiefe, eine Charakterisierung, die ihre Handlungsweisen glaubhaft machen können.
Historische Fakten werden mit einer Liebesgeschichte verwoben, die zu keiner Zeit ins kitschige abdriftet, sondern immer sehr behutsam erzählt wird.
Ihr Schreibstil und ihre Erzählweise sorgen dafür, dass die Geschichte vor dem inneren Augen lebendig wird. Ich hatte zu großen Teilen die Figuren und Handlungsorte beinahe plastisch vor Augen. Ihr gelingt es damit, den Leser die Geschichte nicht nur Revue passieren sondern direkt erleben zu lassen. Man ist dabei, erlebt die schönen, aber auch die schrecklichen und verstörenden Momente mit.
Die Entwicklung der Figuren im Laufe der Geschichte ist sehr glaubhaft erklärt, gerade bei dem Hintergrund wäre „Friede, Freude, Eierkuchen“ irgendwie fehl am Platz. Dennoch habe ich gerade über das Ende auf der einen Seite den Kopf geschüttelt, auf der anderen Seite aber Verständnis entwickelt.
Was mich im Laufe der Geschichte ein wenig gestört hat, waren zwei Punkte.
Zum einen die immer wieder vorkommenden arabischen und jüdischen Begriffe. Dafür gibt es zwar am Ende des Buches ein großer Anhang, in denen die Worte erklärt werden. Aber gerade am Anfang musste ich meinen Lesefluss immer wieder unterbrechen, um nachzuschauen was dieses oder jenes Wort bedeutet.
Auf Grund der Vielfalt, der weiter Fächerung der Geschichte wirkt das Buch an einigen Stellen sehr langatmig und ermüdet, dann aber kommen wieder Passagen, Abschnitte und Kapitel, die nur so dahin fliegen.
Für mich war, trotz der beiden Kritikpunkte, dieses Buch ein purer Lesegenuss und ich bedanke mich beim Blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar.
Daten:
Titel: Ismaels Orangen
Autor: Claire Hajaj
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (März 2015)
ISBN-13: 978-3764505165
Originaltitel: Ishmael’s Oranges