Nachdem Katja und Markus bereits ihre Eindrücke für Euch festgehalten haben, berichte ich – die Gastrezensentin Karin – mal aus meiner Sicht, wie ich die 4. Loveletter-Convention erlebt habe.
Da ich wegen einer Terminüberschneidung im letzten Jahr nicht an der Lovletter-Convention teilnehmen konnte, was dieses Jahr mein erster Besuch in der neuen Location.
Das Gebäude in Spandau war wirklich zu klein geworden, so dass die Veranstaltung nun in der GLS-Schule in Prenzlauer Berg ein neues Zuhause gefunden hat. Gleich von Beginn an war ich vom neuen Standort begeistert. Alles hell und schön, die Anmeldung fantastisch organisiert, ohne große Schlangen.
Sieht man jedoch genau hin, fällt Eines sehr negativ auf: Die Schule ist nicht barrierefrei, was für einige Teilnehmerinnen ein echtes Problem ist. In einer frisch modernisierten Schule dürfte so etwas wahrlich nicht vorkommen und das wäre ein guter Grund sich eventuell doch wieder einen neuen Standort für die Convention zu suchen.
Gleich zu Beginn musste ich mich wieder von meinen Freunden Katja und Markus trennen, denn das vielfältige Programm hatte für jeden Geschmack etwas zu bieten. So besuchte ich viele der Veranstaltungen alleine, war unter all den gleichgesinnten Fans jedoch niemals einsam.
Wer also noch überlegt, ob er im nächsten Jahr kommen soll, aber niemanden hat, der ihn begleiten will: Nur Mut! Hier findet sich immer jemand zum Reden.
Ganz zu Beginn begleitete mich jedoch Markus noch zu der Lesung von Poppy J. Anderson, der ersten deutschen Selbstpubliziererin, die mit über einer Millionen E-Book-Verkäufen bei Amazon aufwarten kann. Übrigens herzliche Glückwunsch dazu, Poppy!
Gelesen wurde aus dem neuesten, gerade frisch erschienen Roman „Nur ein Kuss“, der Beginn einer neuen Reihe. Gute Nachrichten hatte Poppy auch noch für alle Fans, dann dieses Jahr sollen mindestens noch je ein Roman der New York Titans- , der Hailsboro- und der Boston 5-Reihe erscheinen, sowie im Herbst der zweite Band der neuen Reihe rund um die Familie Ashcroft.
Danach verließ ich die Lesung und verpasste Emiliy Bold, weil ich mich besonders auf das erste große Zusammentreffen mit einer der beiden großen amerikanischen Autoren, die dieses Jahr angereist waren (Susan Mallery und Susan Elizabeth Phillips) und ich mir in jedem Fall noch einen Platz in der Lounge sichern wollte. Erstaunlicherweise war das gar nicht nötig, denn es gab noch freie Plätze beim Round Table „Sport ist Liebe“.
Etwas das mir im Laufe des Wochenendes noch öfter auffiel. Vielleicht war dann doch die Scheu vor der englischen Sprache bei einigen zu groß.
Gleich bei der ersten Begegnung war ich sehr beeindruckt von Susan Elizabeth Phillips. Was für eine tolle Frau! Exzellentes, gut verständliches Englisch und eine unglaubliche Präsenz. Da merkt man, dass sie aus dem Theaterbereich kommt. Selbstsicher übernahm sie sofort die Moderation der Runde, stellte ihrerseits dem Publikum viele interessierte Fragen und brachte alle immer wieder mit lustigen, kleinen Anekdoten zum Lachen. Für die deutschen Fans gibt es übrigens eine schöne Homepage, auf der man sich ausgiebig über das Leben und Schaffen der Autorin informieren kann: http://www.susan-elizabeth-
Erstaunlich wenige Veranstaltungen gab es diesmal zum Thema E-Books. Vorgestellt wurden in der einen Veranstaltung die neuen E-Book-Imprints der großen Verlage. Große Neuigkeiten gab es hier nicht, aber ich fand es schön etwas über die neuen Programme von Lyx.digital, Forever, books2read und feelings und ein paar interne Strukturen zu erfahren. Vorteile der neuen E-Book-Imprints liegen daran, dass sich hier die großen Verlage auch mal an neuen Autoren und ungewöhnlichen Themen versuchen können und das wesentlich schneller und flexibler als normalerweise. Nachteil der abgetrennten, reinen E-Book-Sparte ist allerdings natürlich das Fehlen der Präsenz im stationären Buchhandel.
Am Nachmittag widmete ich mich einigen Workshops, die mich besonders interessierten. Zunächst den von Mira, bei dem über die Entwicklung und das Design von Covern gesprochen wurde. Welche Informationen bekommen die Designer, wie wird endgültig ausgewählt? Der Prozess wurde konkret an zwei aktuellen Covern (Ben Bennett „Wenn Ozeane weinen“, Cathrin Moeller „Wolfgang muss weg“) vorgestellt.
Nicht klar war mir, dass auch Autoren und sogar ab und an die Händler Einfluss auf die Veröffentlichung eines Covers nehmen können.
Bei Übersetzungen wird zunächst immer ein Blick auf das Originalcover geworfen, allerdings wird oft aufgrund der Rechteproblematik dann doch ein anderes Cover genommen. Oft ist es aber auch so, dass gerade die amerikanischen Cover in Deutschland nicht funktionieren und geändert werden müssen. Mira selber legt besonders großen Wert auf den Transport der Grundstimmung des Romans zum Cover hin. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass das Cover im Handel sofort in die richtige Kategorie einsortiert werden kann und auch der „Wiedererkennungswert“ ein bestimmtes Genre betreffend beim Kunden vorhanden ist.
Danach folgte ein Workshop über nackte Zahlen. Was kostet ein Buch? Ab wann rentiert sich eine Auflage? Es wurden verschiedene Szenarien durchgerechnet, eine rein Print-Auflage, eine Mischkalkulation zwischen Print- Und E-Book und eine reine E-Book-Publikation.
Überrascht war ich von den großen Kostenpunkten der Remission (Rückläufe aus dem Buchhandel) und der Makulatur aus dem Remissionen (Verwertung als „Ramschware“ zu reduzierten Preis und endgültige Zerstörung der Restbestände), der natürlich dankenswerterweise bei E-Books komplett entfällt. Posten, an die zumindest ich selber nicht gedacht hätte, da nicht so offensichtlich wie Druck-, Papier- und Transportkosten.
So rentieren sich gerade Mischkalkulationen schon bei einer geringeren Auflage an gedruckten Büchern, als man es mit reinen Printbuchauflagen. Das Risiko des Verlags sinkt.
Was mich dann jedoch verwundert die Stirn runzeln ließ, wieso sich dann so viele Verlage so lange und gründlich gegen E-Books gesperrt haben, bzw. es noch tun.
Geradezu traditionell endete der Samstag dann für mich mit dem Spiel „Stadt, Mann, Kuss“, das so gefragt war, dass nicht alle Spielwilligen in den Raum passten. Wie immer wurde hier viel gelacht, rumgeblödelt und betrogen. 😉
Am Sonntag lief es dann wesentlich ruhiger für mich. Zunächst einmal war das Programm um Einiges dünner als am Vortag, so dass mir die Entscheidung welche Veranstaltung ich besuchen möchte wesentlich leichter viel, zum anderen lockte an diesem Tag der Garten auf magische Weise. Zwar war es auch am Vortag wunderbar sonnig, aber der Sonntag trumpfte dann noch mit wesentlich höheren Temperaturen auf, was Autoren und Leser einträchtig gießen konnten.
Dennoch wagte ich mich aus der Sonne doch noch in etliche Veranstaltungen.
Zunächst begegnete ich noch einmal Susan Elizabeth Phillips und Susan Mallery und erfuhr mehr über die beiden unterschiedlichen Arten, wie beide schreiben. Susan Mallery verdankt ihre große Publikationszahl einem straffen Zeitplan und einem, bis ins Kleinste durchorganisierten, Konzept.
Alleine ihre Notizen und Querverweise zur „Fools Gold“-Reihe, die sogenannte „Bibel“ ist gute 300 Seiten dick.
Susan Elizabeth Phillips hingegen entwickelt ihre Handlung und die Charaktere im Laufe des Schreibens und braucht entsprechend länger für einen Roman. Für sie ist das aber die einzige bei ihr funktionierende Art zu schreiben und sie ermunterte jeden Jungautor sich in dieser Hinsicht auszuprobieren.
Danach folgten noch ein paar interessante Workshops zu Übersetzungen, „Von der Idee zum Roman“ und zu den typischen Stationen der klassischen „Heldenreise“.
Später hieß es dann Anstellen für die inzwischen berühmte Signierstunde, die diesmal wirklich ausgezeichnet organisiert war. Es gab von vornherein drei Schlangen für die drei Gänge und man musste sich entscheiden, wo man sich zuerst anstellen möchte. Für jede Runde „Anstellen“ gab es drei Büchergutscheine, für die man sich signierte Bücher bei den Autoren holen konnte. Bücher, deren jeweilige Autoren aus verschiedenen Gründen nicht zur Signierstunde erscheinen konnten, wurden ohne Gutschein (eines pro Rundgang) ausgegeben so lange der Vorrat reichte.
Trotz der immer noch langen Anstellzeiten hatten alle gute Laune und man konnte noch einige Worte mit ihren Lieblingsautoren wechseln.
Ich hatte jedenfalls viel Spaß, auch wenn ich schließlich am Ende doch fix und fertig und froh war wieder sitzen zu können.
Ich freue mich schon wieder auf nächstes Jahr! Dann sehen wir uns alle wieder!