…. ja mit wem eigentlich? Die Autorin, die ich eigentlich heute auf der Leipziger Buchmesse bei einem gemeinsamen Kaffee interviewen wollte ist eine „gespaltene Persönlichkeit“ und veröffentlicht unter gleich drei verschiedenen Pseudonymen Romane.
Doch leider wurde die Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr erneut abgesagt und so fand das Interview nur per Mail statt. So konnte ich Carin Müller, die auch unter den Namen Charlotte McGregor und Charlotte Taylor wunderbare Romane schreibt, nicht persönlich sagen, wie sehr ihre Bücher mich in den letzten Monaten faszinieren konnten.
Katja: Liebe Carin, eigentlich wollten wir jetzt gemeinsam in einer Ecke auf der Leipziger Buchmesse sitzen, nun fällt diese allerdings wieder aus. Wie geht es einem Autor bei einer solchen Absage? Versteht man sie oder ist man eher frustriert?
Carin: Was soll ich sagen? Zwei Seelen schlagen in meiner Brust. Natürlich kann ich die Absage der Messe verstehen – und ich bin mir sicher, dass es der Messe Leipzig nicht leichtgefallen ist, die dritte Buchmesse in Folge abzusagen. Als Autorin bin ich jedoch schon enttäuscht, weil ich mich wirklich sehr auf den persönlichen Austausch gefreut habe. Außerdem war ich zu einem Panel eingeladen, bei dem ich über eMail-Marketing sprechen sollte, was ja ein absolutes Herzensthema von mir ist.
Katja: Ich weiß, dass man als Autor vom Feedback der Leser lebt, von dem Austausch mit den Lesern aber auch mit den Autorenkollegen und –kolleginnen. Reicht da die Kommunikation online, also per Mail, den Social Medien oder sehnt man den direkten Austausch zum Beispiel auf einer Messe oder einer Lesung herbei.
Carin: Na ja, vorwiegend leben wir Autoren schon auch von Geld und nicht nur von Luft und Liebe, aber ich weiß, worauf du anspielst. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich mit vielen Kolleginnen so gut befreundet bin, dass wir zumindest regelmäßig telefonieren und uns auf diesem Weg austauschen können. Hier in der Stadt habe ich eine Kollegin, mit der ich mich auch in den letzten zwei Jahre regelmäßig getroffen habe. Das tut wirklich gut. Zu meinen Leserinnen pflege ich einen engen Kontakt über die sozialen Medien, bei Leserunden auf Lovelybooks und über meinen Newsletter (woraus oft genug ein weiterer Austausch entsteht). Das finde ich sehr angenehm und diese Dialoge sind tatsächlich sogar oft intensiver als auf Messen, wo ich doch nur von Termin zu Termin haste und wenig Zeit habe. Außerdem sind viele Leser*innen etwas scheu und trauen sich im persönlichen Kontakt gar nicht, mir alles zu sagen, was sie gerne loswerden wollen. Natürlich genieße und vermisse ich Messen und Lesungen, aber der Austausch mit den Lesenden läuft über andere Kanäle eigentlich fast besser.
Katja: Wie bist du in den vergangenen zwei Jahren mit der Herausforderung der Pandemie umgegangen?
Carin: Ich glaube, dass mich die Pandemie nicht so hart getroffen hat, wie viele andere Menschen, denn mein Alltag fühlt sich ohnehin die meiste Zeit wie ein „Lockdown“ an. Ich arbeite ja seit Jahren von zu Hause aus und als Einzelkämpferin, da war es keine große Umstellung. Höchstens, dass mein Mann seitdem auch verstärkt im Homeoffice ist, hat etwas Gewöhnung gekostet.
Für regelmäßig Ausflüge an die frische Luft habe ich ja meinen Hund – das hilft auch. Weil aber viele andere Aktivitäten wegfielen, habe ich vor allem gearbeitet und so viel geschrieben wie nie zuvor.
Katja: In den letzten Monaten bzw. im letzten Jahr sind etliche tolle Bücher aus deiner Feder, oder sollte ich eher sagen aus deinen Federn erschienen. Ich denke da ganz besonders an die tollen Reihen „Insel der Wale“ und „Highland Hope“, von denen ich ein großer Fan bin. Wird er Fortsetzungsbände geben? Oder eine weitere Reihe, die zum Beispiel an Highland Hope anschließt? Denn ich denke, dass gerade hier noch nicht alle Geschichten erzählt sind.
Carin: Das zu hören freut mich wahnsinnig. Vielen Dank. Mit den Schotten bin ich definitiv noch nicht fertig, aber wie, wann und in welcher Form es weitere Geschichten geben wird, kann ich im Moment noch nicht verraten. Bei der „Insel der Wale“-Reihe bekommt jetzt erst einmal Band 3 „Wandere auf unerforschten Pfaden“ eine Hörbuchversion und alle drei Geschichten auch hübsche Hardcover-Ausgaben. Wann es mich das nächste Mal zu den Meeressäugern zieht, weiß ich noch nicht, aber ausgeschlossen ist auch da gar nichts. Daneben habe ich aber reichlich Ideen für weitere Geschichten. Man wird sehen …
Katja: Auf welche neuen Bücher, auf welche neuen Geschichten dürfen sich Deine Leserinnen in diesem Jahr noch freuen? In welchen Sehnsuchtsorten oder Sehnsuchtsländern werde diese spielen?
Carin: Auf einen vergleichsweise ungewöhnlichen Sehnsuchtsort darf man sich im Mai mit „Island Dreams – Der Garten am Meer“ freuen. Dieser Charlotte McGregor-Roman spielt auf den Scilly-Inseln, einem kleinen Archipel, der rund 40 Kilometer südwestlich von Cornwall im Atlantik liegt und dank des Golfstroms ein sehr mildes, mediterranes Klima hat.
Ansonsten gibt es im ersten Halbjahr noch vier Wiederveröffentlichungen. Im April bringt beHEARTBEAT (Lübbe) die komplette Hot-Chocolate-Reihe von Charlotte Taylor als zwei dicke Sammelbände unter dem Titel „L.A. Roommates“ heraus und im Juni bekommen mein Debüt „Mopsküsse“ und dessen Nachfolger „High Heels und Hundekuchen“ (erschienen 2009 bzw 2012 bei Goldmann) unter neuen Titeln und mit neuen Covern eine neue Chance auf frische Leserinnen. Sehnsuchtsorte? Die „L.A. Roommates“ spielen in Los Angeles, die beiden anderen Geschichten in Frankfurt.
Katja: Schickst du Deine Protagonisten zum Beispiel nach Kirkby weil es eine Art Sehnsuchtsort von dir ist oder weil du so einen tollen Ort kennst und Deine Leser darin mit hinnehmen möchtest?
Carin: Mag sein, dass es einen Ort wie Kirkby auch im wahren Leben gibt, ich kenne nur keinen. Genau deswegen habe ich ihn erfunden und habe dort genauso viel Spaß wie hoffentlich meine Leserinnen und meine Protagonisten. Wobei Letztere nicht immer so viel Freude am indiskreten Dorfleben haben …
Katja: Bei all den Nachrichten, die derzeit zum Beispiel aus der Ukraine auf uns einprasseln, bei den Bildern die man da nun leider tagtäglich sieht, das Leid das man sieht, werden die eigenen Probleme gerade irgendwie sehr klein. Jeder verarbeitet diese Bilder und Nachrichten ja anders. Wie geht man als Autor damit um? Schreibt man sich noch mehr in seine kleine heile Welt, in die man den Leser mitnimmt und findet man, obwohl man mit Worten eigentlich umgehen kann, in dem Moment auch keine richtigen Worte?
Carin: Ich kenne viele Kolleg*innen, die total gelähmt sind von den jüngsten Horrornachrichten. Denen ging es schon während der ersten Lockdowns schlecht und haben jetzt wieder das Gefühl, dass jede Kreativität versiegt ist. Mir geht es glücklicherweise nicht so. Natürlich macht mich der Krieg komplett fassungslos, wütend, traurig und hilflos – aber ich kann mich gut abgrenzen. Ich gucke maximal einmal pro Tag Nachrichten und informiere mich ansonsten vorwiegend über die Online-Ausgabe meiner Lieblingszeitung (Süddeutsche).
Mir hat das Schreiben schon während der Corona-Zeit geholfen, es wird mich auch durch diese (und die nächsten) Krise bringen. Meine Geschichten sind ja auch nicht nur heile Welt, aber die Probleme sind lösbar – und das ist ein gutes Gefühl.
Katja: Du bist ja nun Hundemama von einem total süßen Terrier, dem kleinen Scotty. Ich muss gestehen ich liebe es, wenn du Bilder von ihm postest. Wie sieht Dein Tag mit ihm aus? Kommst du bei all den „Dummheiten“ des kleinen Herzensbrechers noch zum Schreiben? Kann man sich da konzentrieren?
Carin: Scotty ist wirklich eine Zuckerschnute – zumindest auf den Fotos oder wenn er schläft … Nein, wir wusste ja, worauf wir uns einlassen. Er ist ja nicht unser erster Terrier. Sein Vorgänger Toni, der letzten Sommer mit knapp 13 Jahren gestorben ist, hat uns auch ordentlich gefordert. Die Tage mit ihm sind immer anders, aber immer gibt es viel zu lachen, zu spielen und zu kuscheln. Und er sorgt definitiv dafür, dass ich reichlich Bewegung habe und mir nicht langweilig wird. Das mit dem Schreiben wird auch klappen. Als Autorenhund muss er dafür Verständnis haben. Besonders klein ist er übrigens auch nicht mehr. Mit seinen fünf Monaten bringt er schon gute 17 Kilos auf die Waage – und er ist noch längst nicht fertig.
Katja: Normalerweise ist meine letzte Frage bei einem Interview immer die Frage nach dem Lieblingsrezept. Doch das erscheint mir gerade jetzt falsch. Daher frage ich Dich, was wünschst Du Dir, deinen Lieben und deinen Lesern in diesen Zeiten?
Carin: Ich wünsche uns allen Hoffnung, Mut und Zuversicht. Verzweiflung, Wut und Angst sind so destruktiv und helfen niemandem weiter.
Liebe Carin, auch ich wünsche uns von ganzem Herzen Hoffnung, Zuversicht und Frieden.
Bei Dir möchte ich mich von ganzem Herzen für die wunderbaren Lesestunden der vergangenen Monate bedanken. Auch wenn ich die HotChocolate-Serie immer noch nicht kenne, mit der „Highland-Hope“-Büchern und den drei Teilen der „Insel der Wale“ hast du mein Leserherz im Sturm erobert. Und dafür danke ich Dir.