Wenn man, so wie ich, gerne auf Messen geht, hat das einen Vorteil: Man lernt immer wieder interessante, neue Menschen kennen. Man entdeckt neue Verlage und Autoren für sich und beschäftigt sich vielleicht auch intensiver mit dem ein oder anderen. Im Vorfeld zur Buch Berlin 2017 habe ich den Verlag Biber und Butzemann für mich entdeckt und bin restlos begeistert. Die Bücher, die Autoren, die Verlagschefin: ein stimmiges Gesamtkonzent das fasziniert und begeistert. Neugierig geworden habe ich Steffi Bieber-Geske zum Interview gebeten und hier kommt das Ergebnis:
Katja: Liebe Steffi, vielen Dank das du mir die Gelegenheit gibst, meine neugierigen Fragen an dich loszuwerden und so den kleinen Kinderbuchverlag „Biber und Butzemann“ näher kennenzulernen.
Du hast den Verlag 2010 gegründet. Der ausschlaggebende Grund war die Suche nach einem schönen Kinderbuch für deinen Sohn und das du dann kurzerhand selber eines geschrieben hast. Was war das erste Kinderbuch, das Du geschrieben hast und gibt es das heute noch zu kaufen?
Steffi: Das war „Abenteuer auf Rügen – Lilly, Nikolas und die Piraten“. Das Buch wurde inzwischen einige tausend Mal verkauft und ist immer noch lieferbar.
Katja: Der Kinderbuch-Markt ist hart umkämpft, es gibt unzählige große und kleine Verlage, die Kinderbücher veröffentlichen. Was macht Deinen Verlag in Deinen Augen einzigartig?
Steffi: Unsere Nische sind die regionalen Feriengeschichten. Unsere Bücher spielen an für Familien interessanten Urlaubsorten und helfen dabei, dass Kinder von 6 bis 11 die Region und ihre Besonderheiten spielerisch und über eine spannende Geschichten kennenlernen können. So wecken wir ihre Neugier und sie können die Ferien mitgestalten. Nebenbei bekommen die Eltern viele Tipps, welche Ausflugsziele sich mit Kindern wirklich lohnen. Dadurch hat die ganze Familie im Urlaub einfach mehr Spaß.
Katja: Mittlerweile bringst du nicht mehr nur deine eigenen Bücher in deinem Verlag heraus, sondern du arbeitest auch mit anderen Autoren und Zeichner zusammen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit? Wie findest du deine Autoren und Zeichner?
Steffi: Einige habe ich auf Buchmessen kennengelernt, andere haben mir ganz klassisch ein Manuskript bzw. Illustrationsproben geschickt. Manche wurden auch von befreundeten Verlagen empfohlen. Wir arbeiten im Verlag komplett als virtuelles Team. Ob Lektorin, Grafiker, Illustratorin oder Autorin – jeder sitzt in seinem eigenen Büro. Das hat den Vorteil, dass ich mit den Besten in ganz Deutschland zusammenarbeiten kann.
Katja: In deinem Verlag erscheinen ganz besondere Bücher. Es sind Bücher zum Thema Urlaub, andere Städte und Gebiete in Deutschland. Wie bist du auf die Idee gekommen, deine „Helden“ quer durch Deutschland zu schicken, so dass sie auf diese Weise die unterschiedlichsten Urlaubsorte kennenlernen?
Steffi: Urlaub mit Kindern kann für die Eltern manchmal ganz schön anstregend sein. Mein Ziel ist es, dass alle einen spannenden, erlebnisreichen und gleichzeitig entspannten Urlaub verbringen können, indem die Familien einfach den Helden unserer Bücher folgen. Außerdem lieben ja auch viele Erwachsene Romane und Krimis über ihr Ferienziel. Warum sollte das bei Kindern anders sein?
Katja: Aufmerksam geworden auf dich und den Verlag bin ich eher durch Zufall durch die Buch Berlin und – wie ich dann feststellen durfte – durch das Buch „Abenteuer im Erzgebirge“, das ich durch Zufall schon Monate zuvor im Erzgebirge entdeckt hatte und jetzt in der der Vorweihnachtszeit verschlungen habe. Ist es schwer, sich auf dem Buchmarkt zu behaupten, in den Buchläden Präsenz zu zeigen?
Steffi: Durch unsere Nische ist es für uns etwas einfacher als für andere kleine Verlage. Regionalen Titeln stehen die Buchhändler in der Regel offener gegenüber. Aber da es immer weniger Buchhandlungen gibt und die bestehenden ihre Fläche entweder verkleinern oder mehr Non-Book-Artikel anbieten, wird es immer schwierigiger, als unabhängiger Verlag einen Platz in der Buchhandlung zu finden. Die meisten Händler setzen lieber auf bewährte Beststeller von großen Verlagen, was jedoch dazu führt, dass man in den meisten Buchhandlungen die noch die gleichen Bücher bekommt und kaum noch Neues entdecken kann. Dafür muss man auf Buchmesse gehen, am besten auf kleinere, denn hier tummeln sich die unabhängigen Verlage.
Katja: Eure regionalen Kinderbücher werden auch für den Deutsch- und Sachkundeunterricht in der Grundschule empfohlen und es gibt umfangreiche Unterrichtsmaterialien dazu. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das anzubieten? Und wie muss ich mir das Vorstellen? Kannst Du uns ein Beispiel geben?
Steffi: Wir sind auf das Thema aufmerksam geworden, als einige Schulen Klassensätze unserer Bücher bestellten, teilweise begeisterte Rückmeldungen gaben und eine Lehrerin sogar Unterrichtsmaterialien dazu entwickelte. Wir haben diese Materialien dann gekauft und arbeiten momentan daran, zu allen Büchern solche Lehrerhandreichungen zu entwickeln, die wir den Schulen beim Kauf eines Klassensatzes kostenlos zur Verfügung stellen. Dabei unterstützen mich meine Praktikantinnen, in der Regel fortgeschrittene Germanistik-Studentinnen. Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Lehrplan des jeweiligen Bundeslandes und natürlich mit dem Buch. Dann entwickeln sie in wochenlanger Arbeit umgangreiche und abwechslungsreiche Lesetagebücher, mit denen die Lehrer sofort arbeiten können, ohne selbst Vorbereitungszeit zu investieren. Es gibt Quizfragen, Kreuzworträtsel, Wortsalate und vieles mehr.
Katja: Gibst Du uns einen Ausblick auf das Buchjahr 2018? Was für Titel sind geplant? Welche Urlaubsregionen entdecken eure Buchhelden?
Steffi: Im März 2018 erscheint mit „Spuk auf der Ostsee“ der erste Band unserer neuen Reihe „Die Küstenwölfe“. Sie richtet sich an etwas ältere Kinder von 8 bis 13. Außerdem wird es eine Hardcover-Neuauflage von „Schatzsuche zwischen Saale und Unstrut – Lilly, Nikolas und die Himmelsscheibe von Nebra“ geben. Für Juni planen wir Bücher über Köln und Umgebung, München, die Lübecker Bucht sowie Fehmarn und Umgebung. Im Herbst kommt der Spreewald und der zweite Band unseres Feenabenteuers „Schimmerie Harztropf“. Außerdem in Arbeit, aber noch ohne Erscheinungstermin, sind Bücher über die Kieler Bucht, die Schleswig-Holsteinische Nordseeküste, Südniedersachsen, die Müritzregion, die Nordeifel/Aachen und Ostfriesland.
Vielen Dank für das Gespräch. Ich freue mich auf die vielen Neuerscheinungen im Verlag und habe meine Wunschliste schon gefüllt 🙂