Am vergangenen Wochenende fand erneut – in der 7. Auflage – das Literaturfest in Meißen statt. Zweitausend Lesungen unter freien Himmel wurden in diesem Jahr angeboten, eine sehr stolze Zahl und somit ist dieses Festival zu recht „Deutschlands größtes eintrittsfreies Open-Air-Lesefest“.
Im vergangenen Jahr war ich – damals hochschwanger – bei glühender Hitze gefühlt einen ganzen Tag dort unterwegs. Auch in diesem Jahr führte mich mein Weg wieder nach Meißen. Diesmal jedoch nur für eine Lesung. Begleitet wurde ich wieder von Markus und diesmal auch von unserem kleinen Töchterchen und es war wieder heiß.
Unser einziges Ziel an diesem Tag: Die Lesung von Petra Schier im Innenhof des historischen Rathauses der Stadt. Ich bin seit 2 Jahren Mitglied im Rezensenten-Team von Petra Schier / Mila Roth, habe einige ihrer Bücher gelesen und habe sie dennoch bis zu diesem Zeitpunkt noch nie getroffen. Ein Versuch, uns im letzten Jahr zu treffen, scheiterte an meinem „Zustand“, der Hitze und Petras vollen Terminkalender; aber diesmal hatten wir Glück.
Kurz vor Beginn der Lesung um 14 Uhr waren wir im Innenhof. Es war drückend heiß, über uns brauten sich die Wolken zusammen – ein Gewitter lag in der Luft. Daher entschloss sich der Moderator der Veranstaltungen, die im Innenhof des Rathauses stattfanden, diese und die nachfolgenden Lesungen in dem Saal zu verlegen. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, nur an der Umsetzung haperte es dann doch. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe der Schlüssel zum Saal gebracht wurde, ehe der Raum aufgeschlossen und somit freigegeben werden konnte.
Erst dann, mit 15 Minuten Verspätung, konnte die Lesung endlich beginnen. Der Moderator fand warme Worte, mit denen er die Autorin und ihr Buch vorstellte. Dann stellte er vorab noch Fragen zum Buch an sich, zur Entstehung der Geschichte, zu den Hintergrundrecherchen. Alles eigentlich sehr interessant, aber ich wurde dann doch langsam ungeduldig. Ahnte ich doch, dass der verspätete Beginn und auch das lange „Frage-Antwort-Spiel“ von der Lesezeit abgehen würden.
Das Buch, das Petra Schier uns an diesem Nachmittag vorstellte, war „Der Hexenschöffe“. Es spielt im 17. Jahrhundert in Deutschland und befasst sich mit der wahren Geschichte von Hermann Löher. Eine dunkle Geschichte – die sich mit der Hexenvertreibung, der Hexenverbrennung befasst und die gelesenen Szenen waren teilweise doch sehr grausam.
Petra Schier vermittelte mit den ausgewählten Szenen einen guten Einblick in das Buch, in die Geschehnisse und die Figur Hermann Löher. In der ersten Szene – dem ersten Kapitel, das sie uns vorstellte, beschrieb sie ein „Verhör“. Mit all seinen Schrecken – den Folterungen um Geständnisse zu erzwingen, den Methoden. Sie lässt uns einen Blick in einen solchen „Verhörraum“ werfen, der nichts anderes als eine Folterkammer ist und beschreibt die dort befindlichen Werkzeuge so, dass ich doch recht häufig schlucken musste.
Wie sie eingangs gewarnt hatte, war diese Szene nichts für schwache Nerven, schon gar nicht wenn das Kopfkino bei den Zuhörern so aktiv ist, wie es bei mir teilweise der Fall sein kann. Ich frage mich immer noch, wie die beiden anwesenden Kinder das verkraftet haben.
Die zweite Szene, die Petra dann vorgelesen hatte, kann man 1:1 eigentlich in die heutige Zeit umsetzen und diese Szene sorgte bei Markus und mir auf der Heimfahrt für großen Diskussionsbedarf. Darin geht es darum, wie ein Mensch mit geschickten Worten und Halbwahrheiten eine Menge so aufstacheln kann, dass diese anfängt Nachbarn und Freunde zu denunzieren. Eine Szene, die leider schneller endete als von mir erwartet.
Denn leider trat das ein, was ich befürchtet hatte. Die nächste Autorin stand für ihre Lesung parat und der Moderator unterbrach die Lesung mit bedauernden Worten.
Am aufgebauten Büchertisch, wo es die Bücher der Autoren, die im Innenhof lesen sollten, gab, traf ich mich mit Petra Schier. Leider wollte nur eine einzige Zuhörerin ein Buch signiert mit nach Hause nehmen und so war Petra recht schnell fertig.
Jetzt wurde es Zeit für uns, uns in ein Café zurückzuziehen und ein wenig zu plaudern. Bei einem leckeren Stück Torte, Kaffee und Wasser verging die Zeit recht schnell und nach einem gemeinsamen Foto war dann für Petra auch schon wieder die Zeit ran, zum nächsten Termin weiterzuziehen.
Während wir im Café plauderten, setzte ein Gewitter ein und so mussten wir im Regen zurück zum Auto.
Es waren schöne Stunden auf dem Literaturfest in Meißen und auch wenn ich in diesem Jahr nur eine Lesung mitgemacht habe – im nächsten Jahr bin ich bestimmt wieder mit dabei.