… eine Reisebericht von Katja und Markus
Ein Reisebericht über ein langes Wochenende in der goldenen Stadt – bemerkenswert und einfach wunderschön.
Anreise – 28. Juni 2013
Um 17.45 Uhr sollte am Freitagabend unser Bus der Linie Eurolines in Richtung Prag. Ich selbst bin schon öfters mit den Bussen der Linie BEX nach Berlin und einmal nach Hamburg gefahren – aber die Firma Eurolines schaffte es, mich zu überraschen. Nicht nur das zwei Fahrer an Bord waren. Nein, beim Einsteigen bekam jeder Fahrgast eine kleine Flasche Wasser sowie ein kleines Päckchen TUC-Riegel als „Verpflegung“ in die Hand gedrückt. Eine kleine Geste, die mit Sicherheit nicht viel kostet aber bei uns beiden gut angekommen ist. Wir hatten auch das Glück noch einen guten Sitzplatz – nebeneinander – zu bekommen und nicht wie andere Pärchen, die getrennt sitzen mussten. Mit einer Viertelstunde Verspätung startet der Bus in Richtung Prag. Wir kamen richtig voran, waren im Nu über die deutsche Grenze und kamen nach exakt zwei Stunden Fahrt in Prag an. Die meiste Zeit über hatten wir Musik gehört und Markus hat sogar geschlafen.
Am großen Busbahnhof Florenc angekommen ging es dann auch sehr schnell mit der U-Bahn zum Hotel. Nah am O2-Stadion gelegen war das Hotel schnell gefunden und das Zimmer bezogen. Für zwei Nächte kann man im 3***- Hotel InturPrag schon mal unterkommen. Aber die normalen Preise sind glaube ich nicht gerechtfertigt. Wir beide hatten die Prag-Card ins Hotel bestellt. Das junge Mädchen an der Rezeption verstand nicht wirklich Englisch, obwohl Markus es mit Händen und Füßen versuchte. Erst ein Tablet mit Google-Übersetzer konnte helfen – in dem die von Markus eingegebenen Sätze ins Russische übersetzt wurden.
Jedenfalls war die Prag-Card nicht da und wir schon leicht bedient. Dennoch – etwas zu Essen musste her und so sind wir zur Galerie Harfa gelaufen. Gleich neben der Arena gelegen ein großes Einkaufszentrum mit Dinosaurierpark auf dem Dach. Wir hatten Glück das noch nicht alles Schnellrestaurants geschlossen waren. So gab es chinesische Küche für uns – obwohl wir lieber etwas Einheimisches gehabt hätten.
Wieder im Hotel passierte nicht mehr viel – wir gingen sehr zeitig schlafen.
Tag 1 – 29. Juni 2013
Guten Morgen in Prag! Da unser „Nachbar“ aus Zimmer 37 offensichtlich Schlafstörungen und oder eine Raucherlunge hat, sind 50 % der Bewohner von Zimmer 36 etwas unausgeschlafen.
Doch es hilft ja nichts, so oft ist man nicht in der goldenen Stadt. Also sind geht’s runter zum Frühstück, was zwar nicht üppig aber zumindest vernünftig ausfällt. Mit der Metrolinie B geht es dann zum Platz der Republik, nur wenige Fahrminuten entfernt und damit direkt ins Herz der Stadt.
Als Erstes folgt der größte Fehler des Wochenendes: Geld tauschen. Und zwar nicht irgendwo, nein, in der – im Nachhinein betrachtet – wahrscheinlich einzigen Wechselstube mit einem Kurs von 1:17. Das wäre ja pauschal nicht schlimm, wäre nicht der eigentliche Kurs 1:26. Dazu wollten uns die beiden asiatischen Damen auch nur für 100 € rausgeben – obwohl wir 120 € gegeben hatten. Aber der doppelte Betrug fällt aus, einmal muss reichen. Ärgerlich genug ist es auch so.
Mit den frisch ertauschten Kronen gibt’s es nun endlich einen richtigen Kaffee bzw. Chai Latte bei Starbucks – und der Tag kann beginnen. 10 Uhr startet dann die 2-stündige Stadtrundfahrt und die führt uns nun wirklich herum. Vom Platz der Republik mit Gemeindehaus und Pulverturm geht es zum Hauptbahnhof, vorbei an der Staatsoper und dem Nationalmuseum auf den Wenzelsplatz. Nach einer Runde darüber mit dem Blick auf fantastische Häuserfronten mit herrlichen Verzierungen geht es aber wieder zum Wenzels-Denkmal und rechts in Richtung Nuslbrücke. Diese überquerend wird ein wunderbares Panorama zur Rechten sichtbar, welches nach dem Wendemanöver auf der anderen Seite erneut – diesmal zur Linken – zu bewundern war.
Die Neustadt hat damit fast alle wichtigen Punkte gezeigt und so geht es vorbei am Karlsplatz und dem Neustädter Rathaus zur Jiraskuv Brücke, vor der sich die tanzenden Häuser zeigen. Ein untypischer Baustil, der – wie wir erfahren haben – auch zu viel Unmut unter den Pragern geführt hat.
Auf der anderen Moldauseite hält man es ja aber nicht aus, darum geht es schon auf der Brücke der Legionen zurück. Vorbei am Nationaltheater und der Rotunda kreuzen wir den Brückenkopf der Karlsbrücke, bevor es wieder über eine Brücke in den Stadtteil Kleinseite geht. Die Serpentinen entlang geht es bergauf auf den Hradschin, den Prager Burgberg. Durch die engen Gassen bahnt sich unser kleiner Bus der Martin Tours seinen Weg zum Burgvorplatz. Dort angekommen heißt es Pause, in 30 Minuten werden wir wieder eingesammelt. Ok, es ist kurz vor 11 Uhr, dann wollen wir mal.
Wir entschließen uns also auf Empfehlung rechts zu halten und haben von der Terrasse einen wunderbaren Blick auf das unter klarem Himmel erstrahlenden Prag – die Stadt der 1000 Türme hat ihren Namen nicht zu Unrecht. Da die Zeit rennt geht es aber nun durch den Paradiesgarten, dessen Aussichten denen der Terrasse in nichts nachstehen. Die perfekt gepflegte Gartenanlage bietet an diesem Tag auch einem Militärmusik Corp und einigen Solisten eine perfekte Atmosphäre. Über eine recht schmale Treppe geht es zu einem der Innenhöfe der Burg und mit mehrmaligem Verlaufen in den anderen Innenhöfen, dann wieder zum Bus. Dieser macht sich, das Wetter lässt es ja zu, nun Obenrum nackig und so genießen wir den Rest der Fahrt im Cabrio. Diese Fahrt führt uns aber mehr oder wenige direkt zum Altstädter Ring, der für unsere weiteren Erkundungen als Startpunkt dienen soll. Nach einem kleinen Abstecher in die furchtbar teure Welt des Moser Glases ist unser nächstes Ziel die Karlsbrücke.
Auf dem Weg dort hin sehen wir am Rathaus mit der Astronomischen Uhr eine Hochzeit. Auf dem weiteren Weg fällt uns ein sehr schönes Gebäude auf dem nächsten Platz auf. Im Schaufenster dieses bunten Hauses sahen wir zu unserer Verwunderung ein schwarzes, mit Chrom aufpoliertes Motorrad. Als uns dann der schwarze Türsteher dann sagt, dass wir auch gern von drinnen schauen können verstehen wir endlich, dass wir vor dem Prager Hard Rock Cafe stehen – dem größten und schönsten in Europa. Und das kann man laut sagen – ein schönes altes Gebäude im besten Zustand, zahlreiche außergewöhnliche Exponate und ein Ambiente, das seines Gleichen sucht. Leider sind wir satt und wollen weiter – zu schade.
Eine Straße weiter verführt uns dann doch etwas zu essen: Ein Fruchtplunder für Katja und ein Trdlnik für mich – sehr empfehlenswert und super lecker.
Dann endlich, nach vielen Ecken der engen Gassen, haben wir einen Blick auf den Vorplatz der Karlsbrücke. Nur gehen wir darüber. Vorher müssen wir noch ins Klementinum. Die Klosteranlage, die unter anderem von den Jesuiten betrieben wurde hat neben vielen Exponaten der astronomischen Forschung auch eine wunderbare alte Bibliothek – da kann man Katja nicht vorbei kriegen.
Nach einigem Warten und der Feststellung, dass die „Tour in unserer Sprache“ doch in Englisch ist, geht es endlich los. Das Warten hatte aber einen richtigen Vorteil – wir konnten uns intensiv im Spiegelsaal umschauen, der mit 2 Orgeln – einer vorn im früheren Altar und einer hinten auf der Empore – eine einmalige Akustik haben soll.
Bei der Führung geht es dann hoch (da wir nur 3 Personen waren sogar mit dem Dienstaufzug) zum Astronomiesaal und in die wirklich wunderschöne Bibliothek. Einziger Wermutstropfen: Das Fotografieren war dort verboten – ein Trauerspiel, denn die Bibliothek mit ihren alten Globen und Uhren war faszinieren und anmutig! Doch die Führung geht noch weiter und in den Etagen des astronomischen Turms sehen wir alte Messgeräte und haben zum Schluss noch einen atemberaubenden Ausblick auf das im Sonnenschein erstrahlende Prag.
Nach dem Abstieg geht es dann doch endlich über die Karlsbrücke, zu den Skulpturen, den Zeichnern und Andenken- Verkäufern. Es ist ein herrlicher Ort, den Einheimische wie Touristen gleichermaßen anziehend finden. Nach einem kleinen Bummel durch die Kleinseite, auf der vergeblichen Suche nach Postkarten, geht es wieder in Richtung Wasser und vor allem in Richtung etwas zu essen. Der Hunger treibt uns Voran und das geplante echt- tschechische Mittagessen verzögert sich schon auf den Nachmittag. Auf einem wird ein spontaner Richtungswechsel befohlen. Katja hat etwas entdeckt und zwar den total unauffällig gelegenen Park des Senats. Dieser mit Figuren und Statuen gesäumte Park bietet sattes grün hinter den unscheinbaren hohen Mauern, die ihn umgeben. Und etwas Weiteres fasziniert uns beide dort. In 10 Meter hohen und in Summe wohl 25 m breiten Volieren sind Eulen – nicht die kleinen possierlichen – sondern riesen
Nach ein paar Fotos treibt uns der Hunger allerdings weiter und nach einigem Suchen finden wir ganz versteckt einen Kleinen Laden mit Postkarten. 1 Stück für 3 Kronen, 10 Stück für 25 Kronen oder 1 Euro, ein Schnäppchen.
Nun ist es aber Aus mit Suchen, der Hunger wird aufdringlich. Wie schön, dass wir wenige Meter weiter in die Gaststätte „Svejk“, nach der Geschichte des „Braven Soldaten Svejk“, einkehren können. Endlich gibt es Gulasch und Knödel, dazu Bier bzw. Kaffee. Die reichlichen Portionen und Getränke kosten uns 17 € und frisch gestärkt geht es über die Manesuvbrücke und vorbei am Rudolfinum in die Josefstadt „Josefov“, den jüdischen Stadtteil Prags. Nur war bei der Planung uns ein wichtiger Fakt entgangen – es ist Sonnabend! Also Schabbat, also hat alles zu, das öffentliche Leben am jüdischen Sonntag ist zur Ruhe gekommen. So heißt es wieder umplanen und am Sonntag wiederkommen
Über die Pariser Straße, einen Prachtboulevard mit noblen Geschäften, Autos und Menschen, geht es wieder zum Altstädter Ring. Nach der Bestellung der Karten für die geplante abendliche Moldaurundfahrt, geht es nun in das belgische Schokoladenmuseum. Neben einer kleinen Vorführung zur Pralinenherstellung und durch die sehr informativ gestalteten Ausstellungsräume endet dieser Abstecher in den Verkaufsräumen. Der süßliche Duft der Belgischen Pralinen, Bonbons und Schokoladen ist derart überwältigend, dass es einem schwer fällt die Süßspeisen mit unvernünftig hohen Preisen da zu lassen.
Durch den Duft wieder ins Freie geht es zum letzten Punkt auf der Tagesordnung – die Moldaurundfahrt. Am Bus angekommen fahren wir durch das Jüdische Viertel, die nördliche Altstadt und kommen am Platz der Republik vorbei, wo der Tag seinen Anfang nahm. Da wir nun die Stationen der morgendlichen Tour wiederholen, wird uns ein wenig mulmig. Sind wir vielleicht im falschen Bus? Am Bahnhof Florenc biegen wir aber nun links ab und fahren zur Moldau. Wir besteigen mit den anderen Gästen das in zweiter Reihe geparkte Ausflugschiff und nehmen Platz. Vorbei am Buffet, das noch nicht freigegeben war ging es in hinteren Teil des Schiffes. Der Reiseleiter erklärt dreisprachig – Englisch, Deutsch, Französisch – die Strecke und dann legen wir ab. Wir fahren unter den Brücken der Stadt entlang, wechseln damit die Perspektive und genießen den noch recht warmen Ausklang des Tages. Währenddessen fallen wir mit allen anderen Gästen über das schlichte, aber durchaus leckere Buffet her – Getränke leider nicht eingeschlossen. Nach der Karlsbrücke warten wir vor der Schleuse, was uns Zeit gibt, in Ruhe alles zu probieren. Oberhalb der Schleuse geht es die Moldau dann hinauf bis zur Wendestelle an der Prager Hochburg. Der darunter liegende Tunnel, die Kirche und die alte Festung sind in der langsam sinkenden Abendsonne sehr sehenswert. Nach dem Wenden geht es wieder zur Schleuse. Dort, als 3. von 4 Schiffen angekommen, gehen wir aufs Oberdeck und warten auf das verlassen der Schleuse zum letzten Fototermin des Tages. Durch einen technischen Defekt verbleiben wir aber 20 Minuten in der Schleuse. Die Zeit vertreiben wir uns mit ein paar Scherzen mit dem Junggesellinnenabschied auf dem Nachbarboot. Die guten dutzend Damen beschäftigen sich mit lautstarkem Singen, Trinken und Spaß haben während des ungeplanten Aufenthalts. So wird auch ein Stück Kuchen zu uns herüber geworfen und intensiv diskutiert, welches der beiden Schiffe sinken wird. Als es dann endlich weiter geht verabschieden sich die Frauen mit einem anrührenden „Good bye my love, good bye“ als die Schleuse verlassen wird. Die fortgeschrittene Zeit und die hereinbrechende Dunkelheit erlaubt schöne Fotos und entschädigt für die Wartezeit. An der Anlegestelle geht es von Bord und durch die Jüdische Stadt wieder zum Platz der Republik und von dort aus zurück zum Hotel.
Tag 3 – 30. Juni 2013
Obwohl wir die Nacht zu vor erst gegen Mitternacht ins Bett sind, klingelt früh um 7 Uhr erbarmungslos der Wecker. Schließlich hatten wir an unserem zweiten und zugleich auch letzten Tag in Prag viel vor und wollten keine Sekunde Zeit verlieren.
Gegen 9 Uhr verließen wir, nach einem schnellen Frühstück und dem Auschecken, das Hotel und fuhren mit der U-Bahn zum Bahnhof Florenc. Unser Ziel war es, dort irgendwo unser Gepäck für den Tag unterzubringen. Denn von dort aus würde es dann 18 Uhr mit dem Bus wieder zurück nach Hause, nach Dresden gehen. Unser Plan ging auf, wir wurden unseren Koffer dort tatsächlich los und dann ging es weiter.
Das U-Bahn-Netz der Stadt Prag ist sehr gut ausgebaut und so kamen wir mit der Linie A sehr schnell zum Haltepunkt Hradčany (deutsch: Hradschin). Denn die Prager Burg auf dem gleichnamigen Hügel war unser erstes Ziel des Tages.
Wir betreten das Burggelände durch den Königlichen Garten, an dessen Anfang, gleich beim Lustschloss der „Singende Brunnen“ steht. Von da aus sind wir durch den Garten mit all den Bäumen aus allen Ländern der Welt zu den Burghöfen gelaufen. Als kleines „Highlight“ gab es hier noch ein Morgenappell – es marschierten auf einmal Mitglieder der Palastwache auf und spielten ein kleines Stück. Direkt auf dem Burghof angekommen besorgte Markus erstmal die Eintrittskarten – mit unserer PragCard waren einige Punkte auf der Burg kostenfrei, für andere Sehenswürdigkeiten hier musste man, wie überall, zahlen. Unser erstes Ziel war eigentlich der St. Veits-Dom, da hier allerdings grad ein Gottesdienst stattfand, war er für Besucher gesperrt. So führte uns dann unser erster Weg in den alten Königspalast. Laut Reiseführer ist die größte Attraktion des Palastes der Vladislav-Saal. Obwohl er riesige Ausmaße hat – er ist 60 Meter lang, 20 Meter breit und ganze 15 Meter hoch – kommt er ohne Stützpfeiler aus und galt im Mittelalter damit als Meisterleistung. Dennoch – so beeindruckend der Raum auch war – für mich waren andere Räume beeindruckender. Zum Beispiel der Landtagssaal mit dem neugotische Königsthron, den ausgestellten Insignien des Königs. Die alten Landtafel aus dem 13. Jahrhundert, die in einem anderen Raum an Decken und Wänden aufgebracht waren, gefielen uns gut. Aber das Highlight war sicherlich der wunderschöne Blick auf die Altstädter Kleinseite, die Moldau, auf die Dächer der Stadt.
Egal von welchem höher gelegenen Punkt der Stadt, egal ob vom Astronomieturm im Klementinum oder hier oben auf der Prager Burg – der Blick auf die Stadt Prag ist immer wieder atemberaubend schön und man versteht immer mehr, warum Prag auch die „goldene Stadt“ oder „die Stadt der 1000 Türme“ genannt wird. Dieser Blick auf die Stadt brennt sich ein, man genießt und staunt.
Vom alten Königspalast aus ging es weiter zur romanischen St.-Georgs-Basilika. Sie ist eines der bedeutendsten romanischen Denkmäler und die zweitälteste Kirche Prags. Fürst Vratislaus I. gründete sie um das Jahr 920. Es war ein eher schlichtes Bauwerk, nicht so übertrieben prunkvoll aber dennoch sehr beeindruckend.
Unser nächstes Ziel war die die Wehranlage und das berühmte Goldene Gässchen. Die kleinen im 16. Jahrhundert erbauten Häuschen sind von der Wehranlage eingefasst. In der Wehranlage befindet sich heute eine Ausstellung mit Rüstungen, Schwertern und eine Folterkammer; die kleinen Häuschen bieten Einblicke in das damalige Leben bzw. beherbergen heute kleine Läden aller Art. In dem kleinen Haus mit der Nummer 22 lebte früher Franz Kafka. Ein Name, den ich zwar immer wieder gehört hatte. Ein Dichter, der über die Grenzen hinaus sehr berühmt und bekannt ist, der einem in Prag immer wieder begegnet, von dem ich aber Beschämenderweise bisher noch nie etwas gelesen habe.
Nach einer kleinen Stärkung mit einem Kaffee ging es dann zum Höhepunkt unseres Rundganges auf der Prager Burg – zum St.-Veits-Dom. Nachdem wir die Kathedrale betreten hatten war erstmal Ruhe angesagt. Zumindest bei uns beiden. Rund um uns herum schwirrte es nur so. Menschen über Menschen, Sprachen aus aller Welt und ein Gedränge und Geschiebe ohne Ende. Von der Pracht der Kathedrale waren wir beide mehr als beeindruckt und versuchten all das, was wir sahen, richtig in uns aufzunehmen. Leicht war das nicht, denn auf Grund der Menschen war nur ein „schwimmen mit dem Strom“ möglich. Mal stehen bleiben und in Ruhe schauen – das war uns nur an wenigsten Stellen wirklich vergönnt. Dabei wären der Prunk der Kathedrale; die Pracht der einzelnen 19 Kapellen die rings um das Hauptschiff angeordnet waren sowie die einfach nur wunderschön anzusehenden Bleiglasfenster auch einen zweiten oder dritten Blick wert gewesen. Am silbernen Grabstein des Heiligen Johannes von Nepomuk (1733 – 1736) war der größte Andrang zu spüren. Man bemerkte hier sehr schnell – nicht nur für uns war der Dom das Highlight der Prager Burg – sondern auch für viele der heutigen Besucher.
Insgesamt besuchen mehr als 1,4 Millionen Besucher jährlich das größte geschlossene Burgareal der Welt und nun können auch wir beide sagen: wir waren hier! Auch wenn wir längst nicht alles Sehenswerte auf der Burg mitnehmen konnten, so haben wir doch einen guten Eindruck gewinnen können.
Zu Fuß ging es eine große Treppe hinab nach unten zur Kleinseite und über die Karlsbrücke wieder auf die Altstädter Seite. Am Vortag hatte ich dort in einem kleinen Laden das perfekte Mitbringsel für mich entdeckt und nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte war klar – ich musste es einfach haben. Und so entstand in einem kleinen Laden ein ganz persönliches Mitbringsel – eine Küchenschürze. Diese wurde extra für mich, vor meinen Augen, mit meinem Namen und einer ganz persönlichen Bezeichnung verziert. Ein älterer Herr brachte dort mit einer alten Nähmaschine in einem atemberaubend schnellen Tempo und mit traumwandlerischer Sicherheit den Namen „Katja“ und den Schriftzug „Küchenhexe im Einsatz“ auf die Schürze auf.
Hunger! Dieses Gefühl beschlich uns nach dem wir aus dem Laden raus sind. Markus hatte am Vortag ganz in der nähe superleckere Trdelnik gegessen, eine Prager Spezialität und da es so lecker war, wollten wir beide uns damit stärken. Gesagt, getan und so aßen wir auf einer Bank auf dem zentralen Marktplatz von Prag, dem Altstädter Ring, unsere Trdelnik und sie waren einfach nur lecker.
Der zentrale Marktplatz von Prag ist 9000 m² groß und beherbergt an seinen „Rändern“ einige sehr schöne, ausdrucksstarke Gebäude, deren Architektur Markus und auch mich immer wieder begeisterte. Im Laufe der beiden Tage sind wir immer wieder hier gelandet und immer wieder fiel uns an den Gebäuden etwas neues, ganz besonderes auf. Der Besucher merkt recht schnell, dass die Häuser rund um den Platz aus unterschiedlichen Bauepochen, nämlich der Renaissance, des Barock und des Rokoko stammen.
Nach einer kurzen Rast ging es weiter zu unserer letzten Etappe. Denn für Prag hatten wir beide uns ganz fest etwas vorgenommen: Wir wollten unbedingt den Stadtteil Josefvo – die jüdische Stadt – anschauen. Die sechs historischen Ausstellungsorte sind im Jüdischen Museum zusammengefasst und können nur mit einer entsprechenden Eintrittskarte für 300 CZK besichtigt werden. Egal. Wir wollten es unbedingt und so wurde es auch gemacht. Nach dem Kauf der Eintrittskarte war die erste Station unseres Rundgangs die Pinkas-Synagoge und bei beide waren fassungslos. An dem Wänden der sehr schlicht gehaltenen Synagoge in der ersten Etage und auch an einer großen Wand in der zweiten Etage standen die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten von 77.297 während des Holocaust in Böhmen und Mähren getöteten Juden. Ein Denkmal das unter die Haut geht, das uns sprach- und auch fassungslos gemacht hat. In der oberen Etage befanden sich dann in einer weiteren kleinen Ausstellung Zeichnungen – Zeichnungen die Kinder während ihrer Zeit im Ghetto gemalt hatten. Aber auch Koffer und Fotos waren stille Zeugen der Zeit und wurden ausgestellt.
Von meiner ersten Synagoge aus, die ich bis dato jemals betreten hatte, ging es hinaus auf den alten jüdischen Friedhof. Ich weiß nicht, was ich mir unter einem jüdischen Friedhof vorstellt hatte. Aber das mit Sicherheit nicht. Ich war erstaunt, berührt und hatte so viele Fragen an Markus. Auf engstem Raum stehen schief und krumm, dicht an dicht und vollkommen durcheinander ca. 12.000 Steine. Eine Zahl, die man kaum fassen kann. Noch mehr, wenn man dann erfährt, das diese nur einen kleinen Eindruck über die hier Begrabenen ausmacht. Kaum zu glauben, dass die Toten hier in mehreren Schichten – insgesamt wohl 9 an der Zahl – übereinander liegen und man so auf bis zu 200.000 Verstorbene kommt, die hier liegen. Durch die Sonneneinstrahlung, die Bäume und die verwitterten Grabsteine war es wie ein verzauberter Platz. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1439, aber viele Fragen warf der Grabstein des Rabbi Löw (oder auch Judah Löw oder Jehuda ben Bezal´el Löw) bei mir auf. Denn auf dem Grabstein lagen rundherum Münzen und kleine Steine, welche Gläubige dort abgelegt haben? Warum? Warum legt man Münzen und Steine auf den Grabstein? Im Internet fand ich später den Hinweis, dass es üblich ist bei jedem Besuch des Grabes Steinchen dort abzulegen, um die Erinnerung an den Verstorbenen zu bewahren.
Die Zeremonienhalle, in der sich eine Ausstellung unter anderem zum Thema Krankheit und Sterben, den jüdischen Friedhöfen in Böhmen und Mähren sowie die Tätigkeit der Prager Beerdigungsbruderschaft befindet, war der nächste Halt auf unserer Entdeckungsreise durch das jüdische Viertel.
Von da aus waren es einige Schritte zu gehen, aber dann standen wir davor – vor der spanischen Synagoge. Bevor wir uns die jedoch anschauten, musste ein Fotostop am Denkmal des tschechischen Dichters Franz Kafka unbedingt sein. Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass ich, obwohl ich eine große Leseratte bis, von ihm bisher nichts gelesen habe. Noch weniger war mir klar warum sein Denkmal im jüdischen Viertel steht – bis ich nachgelesen hatte das er das Kind jüdischer Eltern war. In dem Moment nahm ich mir ganz fest vor, irgendwann doch mal eines seiner Werke zu lesen.
Dann betraten wir die spanische Synagoge. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte – aber so etwas mit Sicherheit nicht. Sie gilt als das beeindruckenste Bauwerk des gesamten Musumsbezirkes des jüdischen Viertels und Prag und ja – beeindruckt waren wir beide. Die Innenausstattung des im maurischen Stiles erbauten Gebäudes kann man nur mit prächtig beschreiben. Die Gestaltung des Innenraumes, die Wände und Decken sind mit Stuckarabesken und Ornamenten nach dem Vorbild der spanischen Alhambra ausgemalt und vergoldet. Die größte Überraschung für mich war die Orgel, die auf eine der drei Emporen stand.
Dann war es auch schon wieder Zeit …. Wir mussten langsam Abschied nehmen von Prag. Noch einmal zum Altstädter Ring; noch einmal – ein letztes Mal, Trdelnik essen. Dann die im Vorfeld bestellt Schokolade abholen und zurück zum Bahnhof Florenc.
Dort blieb uns nur noch die Zeit, unseren Koffer abzuholen und einen Kaffee zu besorgen. Dann stand der Bus schon da der uns nach Hause, zurück nach Dresden, bringen sollte. Beim Einsteigen gab es wieder für jeden Fahrgast eine Flasche Wasser und etwas zu knabbern.
Überpünktlich – 4 Minuten vor der Zeit, kamen wir in Dresden an. Das Wochenende war vorbei und uns blieben wunderbare Erinnerungen, viele Fotos und die Erkenntnis: Wir kommen wieder.