Am 16. Oktober lud das Haus des Buches zum Premierenlesung des neuen Krimis „Tausend Teufel“ von Frank Goldammer ein und viele Leser des Autors folgten dem Rus.
Zusammen mit meiner Nachbarin Katrin war ich etwa eine dreiviertel Stunde vor Beginn da und kaufte schon Karten für das nächste Event, das ich hier im Haus des Buches besuchen wollte. Ansonsten war quatschen angesagt und die Zeit bis zum Beginn der Lesung verging wie im Flug.
Fast pünktlich – kurz nach 20.15 Uhr – begann die Veranstaltung. Eine Mitarbeiter von Thalia begrüßte erst die anwesende Lektorin von Frank Goldammer, einen Vertreter der Dresdner Neusten Nachrichten und dann den Moderator Andreas Berger, der als Sprecher beim gleichnamigen Rundfunksender für das Ressort „Kultur“ zuständig ist und die Sendung „Aufgefallen“ moderiert.
Und dann kam natürlich der „Star“ des Abends – Frank Goldammer. Wie gewohnt lässig, von Aufregung fast keine Spur, ging er zur Bühne zu und nahm Platz.
Damit startete Andreas Berger ein Frage-Antwort-Spiel, das von 3 gelesenen Teilen aus dem Buch „Tausend Teufel“ unterbrochen wurde. Und hin und wieder von Frank Goldammer, wenn der Moderator – mal wieder – in Begriff war, wichtige Schlüsselszenen des Buches zu verraten.
So erfuhren wir gleich zum Anfang, das fast genau vor 10 Jahren hier im Haus des Buches eine Signierstunde zu „Nebelgeflüster“ von Frank stattfand – einem der ersten Bücher überhaupt – und das sich damals gerade mal 3 Leute dafür interessierten und eine Signatur im Buch haben wollten. Im Gegensatz zu heute, wo fast volles Haus war, schon erschreckend wenig.
Wir erfuhren, dass er fast 10 Jahre nur geschrieben hat, ohne einen Verlag in der Hinterhand zu haben. Er zweifelte und zweifelt auch heute noch viel an dem was er tut, aber seine innere Stimme ist überzeugt davon, dass es gut ist was er tut. Und das ist es wirklich – der Erfolg gibt ihm Recht.
Seine ersten 5 Bücher waren ausnahmslos Horrorbücher „a la King“, aber ein Leser war der Meinung, er solle doch mal etwas richtiges Schreiben. Und so kam es dann schließlich, dass er Krimis in Angriff nahm. Laut seiner Aussage sind Kriminalromane die größere Herausforderung, da diese logisch und damit quasi rund sein müssen. Alles sollte stimmig sein, einen Sinn ergeben und schließlich zur Lösung führen.
Andreas Berger setzte die Figuren von Frank Goldammer – da dieser ja Maler- und Lackiermeister sein – mit Farben gleich. Für den Hauptprotagonisten Max Heller und dessen Frau Karin, so meinte er, könnte er sich warme Farben vorstellen. Nun wollte er wissen welche Farben Frank sich für die im Buch dargestellten sowjetischen Offizieren und Verantwortlichen vorstellen könnte. Eigentlich keine so recht – denn ein Mensch kann man nicht nur in Schwarz oder Weiß einteilen, ein Mensch hat viele Facetten und damit auch Farben. Die Antwort gefiel mir gut – Schubladendenken mag ich gar nicht.
Der Großonkel von Frank stand quasi Pate für einen Teil der Geschichte. Er war der Anstoß dafür, dass sich Frank Goldammer mit der Zeit auseinander setzte, recherchierte. Einen Teil der Ansätze, die sein Großonkel ihm „geliefert“ hatte, die Heimkehr 1947 aus Kriegsgefangenschaft und die Lebensumstände damals, findet man in dem Roman wieder.
Er wollte mit „Angstmann“ und „Tausend Teufel“ nicht nur eine Krimireihe schreiben, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit in Dresden spielt. Er wollte aus dem damaligen Leben erzählen, mit der Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit ´, den Entbehrungen, aber auch von der Hoffnung. Das Zeitbild dem Leser vor Augen zu halten ist ihm wichtiger – daher liegt der Fokus mehr auf der Geschichte von Max Heller und seiner Familie, seinen Kollegen und dem Umfeld, als tatsächlich auf dem Kriminalfall.
Wichtig ist für ihn auch nicht die „politische Bildung“ des Romans. Er will nicht verurteilen. Er will zeigen, wie sich Menschen in den unterschiedlichsten Situationen verhalten, war für Motivationen hinter dem Verhalten stehen. Dies zum Beispiel in Bezug darauf, warum nach dem Krieg so viele Menschen in die Partei eingetreten sind. Einfach, weil es für sie Vorteile wie Essen, Wohnraum etc. brachte und nicht aus reiner Überzeugung heraus.
Eine Frage des Moderators bezog sich darauf, dass ihm aufgefallen sein, dass die Figuren von Frank Goldammer nicht wirklich plastisch und detailliert beschrieben sind, sondern viel Spielraum für die eigene Fantasie lassen. Warum das so sein, wollte er wissen. Da sich jeder Leser beim Lesen ein anderes, eigenes Bild einer Figur macht, wollte Frank Goldammer hier keine „fertigen“ Figuren vorsetzen, keine Vorgaben machen. Für jeden sieht Max Heller halt irgendwie anders aus.
Beschrieben wird in dem Buch unter anderem auch die Arbeit der Polizei. Frank genießt beim Schreiben die „Langsamkeit“ der Geschichte. Denn im Gegensatz zur heutigen Zeit war damals alles viel schwieriger. Zum einen natürlich, dass Max Heller viel zu Fuß machen musste. Manchmal fuhr er mit der Straßenbahn und manchmal, wenn das Benzin reicht, auch mit dem Auto. Er muss überall hin, um Spuren auswerten zu können, Leute zu befragen. Heute reicht ein Anruf, ein versenden des Fotos mit dem Smartphone, ein Blick in den Computer. Heute geht alles viel schneller, hektischer.
Die recht langen Szenen, die Frank aus dem Roman vorlas, waren gut gewählt. Sie beschrieben wunderbar die damalige Zeit, versetzten den Leser bzw. in dem Fall den Zuhörer in die Zeit des Februar 1947. Man spürte förmlich die Kälte, die Trostlosigkeit. Die Beschreibungen waren sehr plastisch, gerade bei der Heimkehr-Szene des Sohnes oder der Szene bei den Kindern im Wald musste ich sehr schlucken.
Am Nebentisch saß eine ältere Dame mit weißem Haar, die immer wieder bei den Erzählungen und auch bei den Leseabschnitten die Augen schloss. Müde war sie bestimmt nicht, ich hatte eher das Gefühl das sie in die Zeit zurück versetzt wurde. Ich fragte mich, was sie wohl gerade empfindet, was sie denkt. Ich hätte sie gerne gefragt, aber nach der Lesung war sie leider zu schnell verschwunden.
Mir hat die Lesung sehr gut gefallen und während Katrin sich dann, „angefixt“ durch die Lesung, beide Bücher kaufte und signieren lies, sprach ich noch kurz mit einer lieben Bekannten, der Kinderbuchautorin Anja Schenk, die sich auch unter den Zuhörern befand.
Aber bald wurde es dann Zeit, mit dem Rad den Heimweg anzutreten. Erst zu Hause fiel mir dann auf, dass ich weder eine Signatur von Frank noch ein gemeinsames Foto mit nach Hause genommen hatte. Naja, Pech gehabt. Vielleicht beim nächsten Mal.
Noch einen abschließenden Satz zum Moderator Andreas Berger. Dieser ging mir, offen und ehrlich gesagt, ziemlich auf die Nerven und wirkte – gerade als Moderator für Kultursendungen – fehl am Platz. Seine Art zu reden, hochtrabend und gestelzt, kam bei mir gar nicht gut an. Und dass ihn der Autor mehrfach bremsen musste, weil er in Begriff war zu viel zu verraten – mal ehrlich: Vorbereitung wäre alles gewesen und so etwas darf einfach nicht passieren.
Alles in allem: Ja Frank, ich bin zufrieden 🙂 und ich habe den Abend mit Dir, auf Deiner Lesung, sehr genossen. Danke dafür und danke an den dtv-Verlag für die Einladung zum Lesen und für das Vorab-Leseexemplar von „Tausend Teufel“.