Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Susan’s Kurzgeschichten-Wettbewerb: Die Siegergeschichte

Heute ist es endlich soweit und ich kann Euch die Gewinnergeschichte zum Kurzgeschichtenwettbewerb von Susan B. Hunt präsentieren. Leider gab es nur drei Teilnehmerinnen, die die von Susan vorgegebenen Plot zu Ende gebracht haben. Susan und ich waren uns schnell einig, welche Geschichte uns am Besten gefallen hat.

Da es nur drei Teilnehmerinnen gab, hat Susan beschlossen, die die Gewinnergeschichte den Hauptpreis bekommt und die beiden anderen sich über eine signierte Ausgabe ihres aktuellen Buches freuen dürfen. Und hier kommt sie nun, die Gewinnergeschichte aus der Feder von Christine R.

Der in kursiv gesetzte Teil am Anfang ist der vorgegebene Plot von Susan 🙂

Cook & Love
Clubhaus der Fire Devils, Dreamtown
»Schnauze Jungs, gleich geht es los!«, brüllte Turbo und angelte nach der Fernbedienung um die Lautstärke zu erhöhen.
Einige der Members hatten es sich schon in den Sesseln bequem gemacht, doch Gozo und Trouble standen noch am Tresen und diskutierten lautstark herum. Turbos böser Blick genügte nicht, um sie verstummen zu lassen, also warf er Trouble ein herumliegendes Basecap an den Kopf.
Meghan klopfte auf den Platz neben sich und winkte Trouble zu. Endlich kehrte Ruhe ein und der junge Biker setzte sich neben seine heimliche Liebe. »Wow, das ist so aufregend. Effi hat sich schon immer gewünscht, die berühmte Köchin Ella King kennenzulernen, und jetzt ist sie tatsächlich in ihrer Kochshow«, flüsterte Meghan Trouble zu und hielt ihm eine Schüssel mit Chips hin.
Heute Abend war der gesamte Club versammelt. Auch alle Ol’ Ladys waren da und weil es Samstag war, durfte sogar klein Amy aufbleiben um das große Ereignis im TV mitzuverfolgen. Die Babys schliefen im Hinterzimmer und Enya, die sie eben zu Bett gebracht hatte, kam gerade rechtzeitig dazu. Iron breitete einladend seine Arme aus und sie kuschelte sich an ihn.
Als die Teilnehmer groß im Bild waren und namentlich vorgestellt wurden, schnaubte Iron überrascht. »He, den Kerl da kenne ich. Der ist Member bei den Black Snakes, aus Spring Falls.«
»Du hast recht«, stimmte Blood ihm zu und starrte gebannt auf den Bildschirm. Dort wurde eben ein Mann gezeigt, der in etwa Effis Alter hatte. Unter einem schwarz gemusterten Bandana lugte grau meliertes Haar hervor und er trug einen Dreitagebart. Das schwarze T-Shirt verdeckte seine Tätowierungen an beiden Armen nicht und in seinem rechten Ohrläppchen baumelte ein silberner Ring.
Dann schwenkte die Kamera zu Effi. Die gute Seele des Clubs lächelte in die Kamera, während ein Sprecher sie vorstellte.
»Effi sieht toll aus«, bemerkte Jaz. »Ja, das Kleid steht ihr gut«, freute sich Angel und klein Amy klatschte in die Hände.
»Heilige Scheiße«, rief Turbo. »Seht ihr, wie der verdammte Scheißkerl Mum in den Ausschnitt glotzt?!«
»Und jetzt grinst er sie auch noch so unverschämt an«, stimmte Trouble ihm zu und bekam prompt einen Rempler von Meghan. »Stellt euch nicht so an, Jungs. Effi sieht fantastisch aus und er ist eben auch nur ein Mann. Gönnst du es deiner Mum etwa nicht?«
»Aber ausgerechnet ein Member der Snakes. Und überhaupt … schaut doch! Jetzt rückt er auch noch näher an sie heran.« Turbo schien tatsächlich sehr aufgewühlt zu sein, denn er sprang auf und sein Blick war finster.
Während die Frauen das Ganze ziemlich gelassen hinnahmen, regten sich die Männer darüber auf, dass ein Biker offensichtlich Interesse an Effi zeigte.
»J. J., was kannst du über diesen Kerl herausfinden?«, fragte Iron.
»Das ist doch nicht dein Ernst?«, mischte sich Kelly ein, als J. J. aufsprang und seinen Laptop holte.
»Es kann nicht schaden, wenn wir wissen, mit wem wir es zu tun haben«, knurrte Turbo und nickte dem Pres dankbar zu.
»Herrgott noch mal, die vermiesen uns die ganze Show mit ihrem Machogehabe«, maulte Jaz und verdrehte die Augen.
Angel nickte zustimmend. »Kaum zu fassen, dass sie so einen Aufstand machen wegen einem alten Herrn. Ich finde, er sieht interessant aus, und irgendwie nett.«
»Und kochen kann er auch, sonst wäre er nicht in der Show«, pflichtete Runa ihr bei.
Blood schnaubte und warf den Frauen einen ungläubigen Blick zu. »Interessant und nett! Hoffentlich täuscht ihr euch da nicht gewaltig!«, brummte er und linste J. J. über die Schulter. »Schon was herausgefunden, Bro?«, fragte er.

Kochstudio Ella King
Jack Lennox, V. P. bei den Black Snakes, aus Spring Falls, zwinkerte Effi zu. Was er sah, gefiel ihm. Dass sie in dieser Show seine Konkurrentin war, störte ihn nicht. Im Gegenteil. Besser als gegen alberne junge Tussen zu kochen. Effi war eine attraktive Frau im besten Alter. Ihm gefiel, wie sie lachte und die Fältchen um ihre Augen machten sie in seinen Augen noch schöner. Er nahm sich vor, sie auf jeden Fall nach der Show auf einen Drink einzuladen.

Hier geht es weiter mit Christines Fortsetzung

In wenigen Minuten wurde es ernst. Die Kandidaten der Koch-Show von Ella King würden ihre Gerichte erhalten die sie dann in einer vorgegebenen Zeit zu kochen und gestalten hatten. Für Effi an sich kein Problem, ihre große Leidenschaft war das Kochen. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass ein Mann wie Jack Lennox an ihrer Seite stehen würde und ebenfalls den Sieg dieser Show im Auge hatte. Wow! Was für ein Kerl. Effi konnte sich nicht erinnern, wann sie ein Mann das letzte Mal so von den Socken gehauen hatte. Er sah nicht nur interessant aus, er war auch charmant und hatte ihr schon ein paar Mal aufmunternd zugezwinkert. Er schien nicht im Mindesten nervös zu sein. Im Gegensatz zu ihr. Die Kameras taten ihr übriges dazu, dass ihr Herz in einem gigantischen Ausmaß zu wummern begann. „Himmel lass mich das hier mit Würde überstehen“, betete sie vor sich hin.

„Meine lieben Köchlinge, ihr dürft nun beginnen. Möge der Beste von euch gewinnen. Ich wünsche euch allen gutes Gelingen!“, flötete Ella King schrill und das Publikum, welches während der Aufzeichnung der Show im Hintergrund im Studio saß, begann ermunternd zu klatschen.

„Okay Effi nun los“, murmelte sie vor sich hin, während sie die ersten Töpfe und Pfannen zusammen suchte. Nur 30 Minuten Zeit für ein volles Gericht. Das würde verdammt knapp werden. In ihrer Eile rempelte sie mit ihrem Rücken an eine harte Brust. Sie drehte sich um und schaute Jack Lennox in die Augen, der sie mit funkelndem Blick von oben anschaute. Der Mann war über einen Kopf größer als sie. „Hallo“ brachte sie heißer zustande und streckte ihm ihre Hand hin. „Ich bin Effi.“ Na das kann ja heiter werden dachte sie sich, als sie merkte wie heiß sich ihr Kopf vor Nervosität anfühlte. Er nahm mit festem Griff ihre Hand in seine und stellte sich ebenfalls vor. „Nicht so nervös, liebe Effi. Es kann Ihnen nichts passieren. Ich habe Sie im Blick“, zwinkerte Jack ihr zu. Sie begann leise zu lachen und sagte ihm, dass es auch okay wäre wenn er sie duzte. „Gern“, fügte er hinzu und begann ebenfalls damit seinen Arbeitsplatz einzurichten. Noch hatte sie keinen Handschlag getan und die Zeit tickte bereits unablässig. In Windeseile setzte sie nun das Nudelwasser auf und begann die Zutaten für die Sauce vorzubereiten. Es sollte ein Hauptgericht werden. Immerhin hatte sie sich bereits im Kopf ein Schema festgelegt, sodass sie nun nur die richtige Abfolge im Auge behalten musste. Der Rest ging wie von selbst. Sie kochte ja seit vielen Jahren für ihre Bikerfamilie und daher war sie es gewohnt, dass es stressig war und schnell gehen musste da viele hungrige Mäuler um sie herum waren. Sie liebte das. Jedes Weihnachtsfest und jede sonstige Feier wie Thanksgiving waren fest in ihrer Hand was das Kochen und die Bewirtung ihrer Fire Devils-Familie betraf. Diese wurde unablässig größer, da immer mehr ihrer Jungs sich eine Frau an ihre Seite nahmen. Tief in ihrem Innern hatte sie immer gehofft, dass auch ihr Junge sich mal die Zeit nahm um Ausschau nach einem geeigneten Mädel zu halten, aber soweit schien Turbo noch nicht zu sein. Naja, ist ja noch nicht aller Tage Abend, lachte sie leise vor sich hin, während sie die letzten Tomaten in die Sauce gab. „Was ist so lustig?“, fragte eine tiefe Stimme neben ihr. „Oh ich ähm… musste gerade an meinen Sohn denken“, flüsterte sie leise zurück zu Jack, der nun wieder neben ihr stand. Er lächelte sie sanft an. Was er wohl gerade dachte, kam ihr der Gedanke, den sie allerdings sofort wieder abschüttelte. „Hast du Kinder, Jack?“ stellte sie die Gegenfrage an ihn. Er begann zaghaft zu nicken. „Ja, zwei Töchter“, gab er ihr als Antwort. „20 und 22 Jahre jung“, sagte er mit stolz in der Stimme. „Wie schön“, flüsterte Effi. Sie wollte nicht, dass die Kameras zu viel von ihrem doch nun etwas intimeren Gespräch aufnahmen. „Ist deine Frau im Publikum“, fragte Effi und schaute sich um. Jacks Blick wurde düster und er schüttelte seinen Kopf. „Nein, leider nicht“. „Okay“ nickte Effi und wunderte sich über seinen Blick. Irgendwas an seiner Haltung hielt sie davon ab, weiter zu fragen und so widmete sie sich wieder ihrem halbfertigen Gericht. „Sie ist leider nicht mehr unter uns“, flüsterte Jack ihr zu. Und sie erhaschte einen Blick in seine schmerzverzerrten Augen. „Oh, das tut mir leid, Jack“, gab Effi völlig entsetzt von sich. Sie berührte seine Hand, es ging ganz automatisch ohne dass sie darüber nachdenken musste. Er nahm es freundlich hin, wenn auch ein wenig in seinen eigenen Gedanken versunken. Schließlich tätschelte er einmal ihre Hand die auf seiner lag und widmete sich wieder seinen Töpfen. „Meld dich wenn du Hilfe brauchst“, sagte er im Weggehen.

Nachdenklich schaute sie Jack hinterher. Was um Himmels Willen war nur mit seiner Frau passiert, fragte sie sich. Er machte einen ziemlich gebrochenen Eindruck und es schien ihr, als wenn sie soeben alte Wunden bei ihm aufgerissen hätte. Weiter kam sie nicht zum nachdenken, denn auf einmal war es dunkel im Studio. Es schien als hätte die komplette Beleuchtung ihren Geist aufgegeben. Merkwürdig dachte Effi, während sie inne hielt um nicht an die Einrichtung zu stoßen. Plötzlich stand Jack neben ihr und fragte sie ob alles in Ordnung sei. „Ja soweit alles okay, das könnte ein Stromausfalls ein“, sinnierte Effi nicht ohne zu bemerken, dass er sie fest an ihren Oberarmen hielt. „Hoffentlich“ kam murmelnd von ihm und sie hatte das Gefühl, dass er sehr angespannt war. „Effi, ich bin der Vice-President eines Motorcycle Clubs und es könnte sicher auch einen anderen Grund geben für die plötzliche Dunkelheit hier. Also egal was geschieht, bleib in meiner Nähe und tu was ich dir sage, hörst du?“, fragte er sie. „Ja“ kam krächzend und außer Atem von Effi zurück, die kurz vorm überschnappen war weil sie keine Ahnung hatte von was zum Teufel er da gerade sprach. Effi kannte solche Situationen nicht wirklich, da die Männer der Fire Devils ihre Frauen so gut es ihnen möglich war, aus allen unangenehmen Situationen heraus hielten. Natürlich gab es schon viele gefährliche Situationen, aber in solch unmittelbarer Gefahr war sie bislang nie. Und keiner von den Devils war hier. Sie hatte befürchtet noch nervöser zu sein, wenn alle im Publikum sitzen würden und hatte sie daher gebeten, es vom Fernseher aus mit zu verfolgen. Das war offensichtlich ein Fehler. Sie drückte sich an Jack und murmelte ihm ins Ohr, ob denn von seinen Leuten jemand im Studio sei. Er nickte. Sie bekam es schemenhaft mit. Erleichterung durchströmte sie. „Wer sind die Leute?“, fragte Effi leise. Bevor Jack antworten konnte fiel ein Schuss. Effi zuckte zusammen und die ersten Schreie der Frauen im Publikum ertönten. „Leg dich auf den Boden“, brüllte Jack und zog ein Messer hervor.

Währendessen in Dreamtown, Clubhouse der Fire Devils…
„Äh Iron, was geht denn da ab?“ stellte J.J. die Frage als er von seinem Laptop aufschaute. Der moderne Flatscreen zeigte ein dunkles Bild. Auch vom Ton war nichts mehr zu hören. Iron drehte seinen Kopf von seiner Frau zum Bildschirm und schaute verblüfft auf den schwarzen Bildschirm. „Keine Ahnung, aber der Ton scheint auch weg zu sein. Vielleicht ein Stromausfall?“ sinnierte Iron irritiert vor sich hin. Allerdings glaubte er daran nicht wirklich. Es war ja auch nur eine Frage der Zeit bis sich wieder einer ihrer Feinde regen würde und er wartete schon seit längerem darauf. Aber er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum diese in einem TV-Studio auftauchen sollten, wo doch keiner von den Devils dort war. Das Einzige was passen würde, wäre dass es den MC von Jack treffen sollte und nicht die Devils. Dumm nur, dass Effi direkt in dieser Show hockte. Somit waren die Devils mit involviert ob sie nun wollten oder nicht. „Verdammter Mist, was geht da ab“, begann nun auch Turbo los zu meckern. „Iron, meine Mutter ist dort, ich werde mich auf mein Bike schwingen und hinfahren. Was sagst du dazu? Begleitet mich wer?“, stellte Turbo die wichtigste Frage. „J.J. kannst du eines der Handys von den Leuten des MC´s von Jack knacken oder zumindest mal den Versuch starten durch zu kommen um zu erfahren was vor Ort los ist?“ stellte Iron die Frage an J.J.. „Wird sofort erledigt, Präs“, murmelte J.J. im vorbei gehen und setzte sich wieder an seinen Laptop. Keine zehn Minuten später war klar, dass es kein Durchkommen gab. „Da hat wohl jemand seine Hausaufgaben gemacht, ich komm hier nirgends rein. Scheint so, als ob sie alles lahm gelegt hätten“, gab J.J. von sich. „Das bedeutet für uns, wir fahren hin. Trouble und Blood ihr beiden bleibt hier, falls hier jemand eindringt während wir weg sind“, gab Iron seine Anweisung. Die restlichen Männer bewaffneten sich und gingen dann zu ihren Maschinen, während die Frauen besorgte Minen auflegten. Enya konnte es nicht fassen, dass schon wieder ein solches Drama losging. Jetzt wo die Kinder da waren, fiel es ihr unglaublich schwer ihren Mann ziehen zu lassen und jedes Mal ohne die Gewissheit dass er heil und unversehrt wieder zu ihr zurückkehrte. Bislang ging es jedes Mal gut, aber das konnte sich schnell ändern – vor allem da keiner der Männer wusste was überhaupt los war. Sie lief zu Iron und drückte sich fest an ihn. „Bitte komm gesund wieder zu uns zurück, Iron. Denk an unsere Kids“, flüsterte Enya unter Tränen. „Natürlich mein Engel, dass mache ich in jeder Sekunde des Tages und natürlich auch vermehrt in der Nacht“, lächelte er ihr mit einem Grinsen um seine Lippen zu. „Noch wissen wir ja nicht mal wer da Mist baut, geschweige denn ob es überhaupt Mist ist oder nur einfach ein Stromausfall im Sender und die Städte im Umkreis“, schlussfolgerte Iron aus den aktuellen Geschehnissen. „Wir sind sicher bald wieder hier und wir bringen Effi auf alle Fälle zurück. Kochshow hin oder her, in Gefahr bringen muss sie sich deswegen nicht, kochen kann sie auch hier zur Genüge“, kasperte Iron. „Ich mache mir wirklich Sorgen, Iron. Du nimmst mich nicht ernst“, grummelte Enya sauer zu ihrem Mann. „Ragnar ist dabei. Wenn er die Sache nicht in den Griff bekommt, wer dann?“ lachte Iron nun auch noch. „Ja ja … haut schon ab“. Enya machte eine wegwerfende Handbewegung. Auch die anderen Frauen schienen ähnlich unbefriedigende Gespräche mit ihren Männern zu führen die wohl allesamt in die falsche Richtung führten. Sie würden fahren, ob die Frauen nun zustimmten oder nicht. Das war Enya klar. Sie konnte nur hoffen und beten, dass alle gesund zurück kamen und diese Sache heil ablief. Was auch immer es letzten Endes für eine Sache war. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen was in diesem Fernsehstudio vor sich ging. Das Einzige was sie sich denken konnte, war dass es vermutlich tatsächlich nicht einfach nur ein technisches Problem war.

Während sie noch am überlegen war, hörte sie die dröhnenden Harleys der Männer. Sie fuhren also tatsächlich ins Ungewisse…

Kochstudio Ella King
„Guten Abend meine lieben Kochshow-Freaks. Tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass wir euch nun so stören müssen“, brummte eine tiefe Stimme im Studio umher. „Ihr werdet euch sicher fragen was genau wir hier von euch wollen. Dazu kann ich euch noch nicht so viel sagen, außer dass ihr erstmal Ruhe bewahren solltet. Andernfalls werden wir euch ruhen lassen.“ Der tiefe Bass in der Stimme des Mannes begann laut zu brummen. Schien so, als würde er seine Aussage äußerst lustig finden. „Ein Wortspielchen muss sein, meine lieben Köche und Köchinnen. Und jetzt legt euch fürs Erste mal alle auf den Boden. Ich will nicht, dass ihr mit euren Kochmessern nach mir wirft“, schon wieder begann der Typ zu lachen. Effi war völlig fassungslos. Was sollte das Ganze Theater hier. Sie hatte sich seit Monaten auf diese Show gefreut und nun sollte sie so enden? Völlig unmöglich, so ging das auf keinen Fall.

Das schien auch Jack so zu sehen, der vor Wut zu kochen schien. „Effi, leg dich hin und wenn ich dir ein Zeichen gebe, kriechst du in den Schrank unter dem Spülbecken. Du wirst dich etwas verrenken müssen, aber ich will dich aus der Schusslinie haben, verstanden?“, murmelte Jack ihr leise zu. Oh je, dachte Effi, in diesen Schrank kam sie nie und nimmer komplett rein. Aber versuchen konnte sie es ja mal. Allemal besser, als erschossen zu werden.

„Jetzt!“, stieß Jack sie an. Effi war kaum an der Schranktür als Jack auch schon hochschoss und ein Messer in die Richtung des Mannes warf, der in das Studio eingedrungen war. Ein markerschüttender Schrei füllte den Raum und Effi war klar: Jack hatte ihn getroffen. Sie war froh darüber, denn arg lang würde sie in diesem Mini-Schrank nicht sitzen können.

„Jack du Idiot, was soll denn dieser Scheiß. Warum wirfst du ein Messer auf mich?“, brummte der stämmige Mann los. „Drei Mal darfst du raten, Birdie, warum ich dir ein Messer in die Schulter schmeiße“, polterte Jack los. „Du kommst hier bewaffnet in die Show und machst einen auf dicke Hose und dann wunderst du dich wenn sich jemand zur Wehr setzt? Was soll die Aktion hier? Du bist doch sicher nicht allein? Wo ist dein Zwilling?“, stellte Jack ein Duzend Fragen und sorgte dafür für Verwunderung bei Effi. Es sind Leute von ihm? Seine Leute? Sinnierte sie in ihrem engen Gefängnis. Langsam ging ihr da drin die Luft aus.

„Na das ist ja super gelaufen Bird, echt, dich kann man schicken!“, maulte eine andere Männerstimme nun lautstark. „Ich brauche einen Arzt, Mann!“, maulte Birdie zurück. „Na das hättest du dir eher überlegen müssen, bevor du dich abschießen lässt. Du kennst Jack doch“, lachte der andere nun. „Na das war ja klar, dass DU dahinter steckst, Andrew! Was soll die Aktion hier? Wollt ihr das die ganze Welt mitbekommt, was ihr für einen Mist baut?“, motzte Jack die beiden Angreifer an. „Die ganze Welt?“, lachte der andere nun, der etwas weniger brummig sondern eher freundlich klang, wie Effi auffiel. „Niemand bekommt da draußen was mit, die Kameras sind aus, genauso wie eure Herdplatten“, lachte Andrew. „Ich bin mir sicher, du weißt was ich möchte, Jack. Also her mit der Antwort und wir verschwinden von hier. Andernfalls ziehen wir die Sache hier noch ein wenig in die Länge und schauen mal wie deine kleine neue Freundin mit einem Messer in der Schulter aussieht, was hältst du davon Jack?“, fragte Andrew nun lachend.

Effi? Wieso um Himmels Willen weiß er denn von Effi. Hatte er den Beginn der Show gesehen? Das hatte er nicht eingeplant, in dem Fall aber gut, dass sie sich unsichtbar gemacht hatte. „Stell die Frage, Andrew, ich habe keine Ahnung was du hier zu suchen hast, verdammt noch mal“, maulte Jack ihn an und stellte sich breitbeinig vor ihn. „Wo ist sie?“, stellte Andrew nun seinerseits die Frage und das nun wesentlich knurriger als noch vor ein paar Minuten. „Von wem redest du? Ich bin hier um zu kochen und auf diese Show freue ich mich schon seit Monaten, also verpiss dich endlich damit wir hier weitermachen können!“, Jacks Wut nahm zu. „Sag mir wo deine Tochter steckt und ich gehe. Sie ist meine Frau und du musst sie nicht vor mir verstecken. Ich bin ihr Mann und bald der Vater unseres ungeborenen Kindes. Also raus damit: WO versteckt sie sich?“, polterte Andrew Jack entgegen. Von ihrem Schränkchen aus, konnte Effi sehen wie Jack blass wurde. Offensichtlich hatte er keine Ahnung von seiner baldigen Opa-Werdung. Leider hatte Effi ihr Handy in der Umkleidekabine gelassen die im Aufenthaltsraum für alle Teilnehmer eingerichtet war. Somit konnte sie keine Verstärkung holen und nur hoffen, dass alle Beteiligten eine gute Einigung fanden. Schien so, als ob die Tochter nicht mehr viel Lust auf ihren schrägen Ehemann hatte. Irgendwie konnte Effi das Mädchen verstehen. Sie musste eine von den beiden Töchtern sein, die Jack am Beginn des Abends erwähnt hatte.

„Sie ist schwanger?“ fand dieser nun seine Stimme wieder. „Du blöder Idiot hast sie geschwängert? Melanie ist gerade mal 20 Jahre alt. Warum habt ihr nicht verhütet? Meine Güte, die Welt wird doch langsam echt bekloppt, ihr jungen Kerle wisst wie man das Internet lahm legt, aber wie man einen Gummi benutzt, davon habt ihr keine Ahnung?!?“, schrie Jack seine Wut heraus. Effi zuckte unweigerlich zusammen. Was das betraf hatte ihr Sohn sich immer vorbildlich verhalten. Noch gab es keine Kinder von ihm. Zumindest keine die sie kannte oder die sich bemerkbar gemacht hätten. Sie musste leise kichern. So langsam begann ihr die Geschichte hier zu gefallen. Es war schön mal die Seite eines Vaters kennen zu lernen, der alleine mit seinen Kindern klarkommen musste. So wie sie damals mit Turbo. Gespannt hörte sie weiter zu…

„Äh ja, also“, wand sich Andrew und begann zu stottern. „Das war natürlich nicht geplant und natürlich haben wir verhütet, aber Meli brauchte irgendwann mal ein Antibiotikum und dann kam wohl eins zum andern… und die Pille hat wohl nicht mehr zuverlässig gewirkt, zumindest hat die Frauenärztin es uns so erklärt.“, rechtfertigte er sich. Jack atmete ein Mal tief durch bevor er auf Andrew zuging und ihn an der Schulter packte. „Dann geh jetzt und such sie, denn bei mir ist sie nicht gewesen. Ich wusste bis gerade eben auch nicht, dass ich im Begriff bin Opa zu werden. Und wenn du sie gefunden hast, gib mir Bescheid. Los jetzt raus aus diesem Studio bevor die Bullen kommen und euch mitnehmen. Mann das hättet ihr auch leichter haben können als hier einen Überfall zu starten“, maulte Jack ohne Unterbrechung und mit Wut in seiner Stimme. Andrew zog mit gesenktem Kopf ab und murmelte was von `doofe Idee Bird` vor sich hin. Er zog Birdie mit sich. Dieser war immer noch am jammern und hielt sich den linken Arm. Vermutlich mussten die beiden Kindsköpfe noch in einem Krankenhaus vorbei schauen bevor sie sich auf die Suche nach dem Mädchen machten. Effi war es gleich. Sie lugte langsam aus ihrem Gefängnis und sah in zwei leuchtend blaue Augen. „Komm raus, Effi. Sie sind weg.“ Jack streckte ihr seine Hand entgegen und lächelte sie an. Behutsam half er ihr aus dem engen Schrank. „Danke Jack. Auch dafür, dass du mich so geschützt hast“, lächelte Effi zurück. „Immer wieder gern!“ kam es von ihm und er drückte sie beherzt an sich. Zögerlich umarmte Effi ihn ebenfalls. Wie lange hatte sie schon keinen Mann mehr so eng an sich gespürt? Sie spürte wie ihr die Röte in die Wangen stieg und wartete gespannt was er nach dieser Umarmung machen würde. „Effi… ähm also, du hast ja gehört, dass es mein Schwiegersohn war, der die Show hier so rüde unterbrochen hat. Ich würde dich gerne zum Essen einladen als Wiedergutmachung, denn du hattest ja sicher Angst, genau wie vermutlich alle hier“, entschuldigend schaute er sie an. Dabei hatte er ja keine Schuld an der Situation. „Die beiden sind sehr jung und führen eine etwas explosive Beziehung. Leider konnte ich meiner Tochter diesen Kerl nicht aus dem Kopf reden und dass jetzt noch ein Kind kommt macht die Sache sicher nicht entspannter. Vermutlich ist sie zu ihrer besten Freundin geflüchtet als sie von der Schwangerschaft erfahren hat. Ich hoffe sie macht keinen Blödsinn bis Andi sie findet“, erklärte Jack ihr. „Also wenn du noch Lust auf ein näheres Kennen lernen hast, nach der Sache hier. Könnte ja sein, dass meine Familie dich nun nachhaltig abgeschreckt hat“, lächelte er ihr zu. „Du hast meine noch nicht kennen gelernt“, lache Effi und machte sich tatsächlich Gedanken wie diese erste Zusammenkunft wohl aussehen könnte. „Aber ja, ich würde sehr gerne mit dir essen gehen, Jack.“ „Das freut mich sehr!“ sagte er und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Er drückte noch kurz ihre Hand und ergriff dann das Wort an die immer noch recht verstört aussehende restliche Kochmannschaft. „Weiter mit der Show, Leute! Schlimmer kann es nicht mehr werden. Wir sollten schauen, dass wir noch ein paar gute Gerichte hinbekommen“, zwinkerte er den Leuten zu und in diesem Moment begannen auch die Kameras wieder zu blinken. Ebenso wurde das Licht wieder ganz angestellt. Andrew hatte nur einen leichten Lichtzug zugelassen, wohl damit ihn nicht gleich alle komplett auf dem Schirm hatten und später eine Täterbeschreibung abgeben konnten. Clever schien er ja zu sein. Naja, dachte Effi als sie sich wieder an ihre Töpfe begab, er hat sich ja nur Sorgen um seine Frau gemacht. Das konnte sie ihm also gut verzeihen. Sie lächelte und machte sich weiter an ihrem Gericht zu schaffen.

Doch sie hatte die Rechnung ohne ihre Familie gemacht. Keine Stunde später ging das Licht wieder aus… und ein lautes Gebrüll erfüllte den Raum… „MUM“, schrie ihr Sohn Turbo. Sie blickte sich um und sah, dass ihre Kochkollegen sich wieder auf den Boden legten. Ein wenig resignierter als vorher und auch weniger ängstlich, aber ein Automatismus hatte sich wohl schon eingeschlichen. Nun blickte sie zu Jack und sagte lachend: „Die Meute gehört dann wohl zu mir! Darf ich dir vorstellen: meine Familie!“

ENDE

Zur Autorin Christine R.

Ich heiße Christine Rundel, nur Chrissie gesprochen, bin 39 Jahre jung und komme vom Bodensee. Gebürtig aus Friedrichshafen, seit sieben Jahren mittlerweile in Tettnang wohnend. Ich bin verheiratet und wohne zusammen mit meinem Mann und unserer Hündin Candy, ein Flat-Coated-Retriever-Mädel, in einem Haus direkt hinter Tettnang.

Beruflich arbeite ich auf einer Behörde in Ravensburg als Verwaltungsfachangestellte.

Vor ca. drei Jahren bin ich auf die Bikerwelt in Büchern aufmerksam geworden. Im wirklichen Leben schon viel früher, da sich meine beste Freundin mal in einen dieser Jungs verliebt hat. Damals war das nicht mein Ding und ich fand die Männer furchtbar (vor allem im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht). Umso schöner war es dann auch mal was von netten und humorvollen Bikern zu lesen. Die auch gut und freundlich mit Frauen umgehen können – ich hoffe solche Exemplare gibt es auch in Echt. 🙂

Für mich der erste Ausflug als Schreiberin…

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