Die letzte Rezension des Jahres stammt aus der Feder von Markus. Er hat einen „Krimi“ gelesen, in dem, zumindest dem Titel nach, Whisky eine Rolle spielt. Was er zu dem Krimi sagt, das verrät er Euch hier an dieser Stelle.
Du sollst dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen – sei es die Covergestaltung oder der Klappentext!
Meine Erwartungshaltung gegenüber „Tote trinken keinen Whisky“ war durch beides in die Irre geführt worden. So hielt ich Pippa Bolle für eine schrullige, mindestens Mittfünfzigerin vom Schlage einer Miss Marple. Auch sprach der Text auf der Rückseite nicht eindeutig, aber schon tendenziell eher für eine Krimikomödie.
Dass dem nicht so war, stellte sich schon auf den ersten Seiten heraus. So ist Pippa wohl eher eine Spätdreißigerin in Scheidung, die von ihrer roten Lockenpracht abgesehen eher zum Typ Normalo gehört.
Doch zur Geschichte: Pippa reist mit ihrem Bruder Freddy zur Hochzeit ihrer Freunde Duncan und Anita. Das Schottisch-Österreichische Paar erwartet Zwillinge und möchte vorher noch eine traditionelle Schottische Hochzeit feiern. Duncan tritt damit sein Erbe als Chef der Destilliere Wee Dram auf der Halbinsel Kintyre an.
Die Vorbereitungen werden von allerlei negativen Ereignissen gestört. Es ereignet sich eine Explosion in der Destille, bei der der Braumeister schwer verletzt wird. Bei der Überfahrt von Pippa nach Kintyre stirbt eine Frau auf ungeklärte Weise. Außerdem scheinen sich rund um Campbeltown Schmuggler zu verdingen, die es auf das Heiligtum der Schotten abgesehen haben: Den Whisky.
Alles ist sehr mysteriös und so mischen sich die Vorbereitungen der Hochzeit mit Recherchen, um die Zusammenhänge zwischen den Vorkommnissen zu finden.
Ein Stück weit ist dieses Buch eine großartige Werbebroschüre für ein tolles Land und eine besondere, mir bisher nicht besonders bekannte Region. Nebenbei wird eine Geschichte erzählt, die auch Anteile eines Krimis hat.
Die Region Campbeltown hat dabei viel schöne Landschaft, tollen Whisky und sehr interessante Einheimische zu bieten. Dazu kommen noch die Hochzeitsgesellschaft und einige Whisky Touristen.
Und das ist meiner Einschätzung nach ein großer Stolperstein. Zu viele Nebenprotagonisten und ihr, unstrittig wichtiger Anteil am Großen und Ganzen verwirren den Leser, der immer nur Abschnittsweise, aber nicht durchweg liest.
Es sind zu viele Nebenschauplätze, zu viele Erzählstränge. Ich ertappte mich vor allem im ersten Drittel oft dabei, ganz nach vorn zu Blättern, wo ein Personenregister kurz und knapp Aufschluss geben konnte. Diese rätselhaft formulierten Informationen musst man nur noch mit dem bisher gelesenen in Verbindung bringen und hatte meist einen Aha-Effekt.
Ich tue mich offensichtlich recht schwer mit der Bewertung hier. Schon recht schnell war mir klar, dass die Geschichte kaum mehr als 4 Sterne verdienen würde – zu wirr und anstrengend war sie erzählt.
Dazu kommt ein Ende, was in kürzester Art und Weise abgehandelt wird (vieles wird dann erst im Epilog aufgeklärt) und arg konstruiert wirkt.
So schwanke ich und lass am Ende als Whisky Liebhaber Gnade vor Recht ergehen und gebe 3,5 von 5 möglichen Sternen und eine bedingte Leseempfehlung.
Wer Schottland, Whisky und eine Geschichte mit vielen Erzählsträngen mag, kommt hier auf seine Kosten.
Leute mit begrenzter Lesezeit, die einen handfesten Krimi suchen oder eine moderne Miss Marple erwarten, sind anderswo besser bedient.
Daten:
Autor: Auerbach und Keller
Titel: Tote trinken keinen Whisky
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: List Taschenbuch (September 2014)
ISBN: 978-3548611174