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Türchen 16: Weihnachten 1811

Wisst ihr, wie 1811 ein Weihnachtsfest ausgesehen hat? Also ich wusste es bisher nicht, aber nun hat Sophia Farago es uns im 16. Türchen des Adventskalenders verraten.


Weihnachten 1811 von Sophia Farago

Wenn wir an Weihnachten in Großbritannien denken, dann denken wir an bunte Kugeln und blinkende Lichter am Weihnachtsbaum. An Strümpfe am Kamin, in die Santa Claus allerhand Leckereien steckt, wenn er erst einmal die mühevolle Rutschpartie durch den Kamin hinter sich gebracht hat. Und natürlich denken wir an strategisch günstig angebrachte Mistelzweige, unter denen man sich verstohlen, oder auch ganz offen, küssen darf.

In der Zeit, in der meine Regency-Romane spielen, gab es noch nichts von alledem.  Den Weihnachtsbaum machte erst Prince Albert von Sachsen-Coburg, der Mann von Königin Victoria, in England populär. Und das war vierzig Jahre später.

Zu Beginn des 19. Jahrhundert traf sich die adelige Familie und ihre, bisweilen weniger begüterte Verwandtschaft, ab dem 21. Dezember auf ihrem Landsitz. Gemeinsam wurde im Wald ein Julscheit ausgesucht. Ein besonders großes Stück Holz, das die Dienerschaft dann ins Haus schleppte. Und, das ohne Unterbrechung bis zum 6. Dezember brennen sollte, um den Wohnraum durchgehend warm zu halten.

Am 24. Dezember wurden Gäste eingeladen. Man genoss ein festliches Dinner, und vergnügte sich auch gern beim Tanz. Erst an diesem Tag wurde das Wohnzimmer mit Stechpalmen geschmückt. Nicht vorher, denn man war sich sicher, dass das Unglück gebracht hätte. Natürlich ging man, als brave Christen, am Morgen des 25. Dezember in die Kirche. Was hätte das für Aufsehen gegeben, wenn sich die noble Familie dort nicht hätte blicken lassen! Man warf ein paar zusätzliche Münzen in die Box, die der Pfarrer das gesamte Jahr über für die Armen bereitgestellt hatte, tauschte gute Wünsche aus und verbrachte dann den Tag bei gemütlichen Spielen.
Wann gab es denn die Geschenke?, werdet ihr euch fragen.  Die Antwort wird euch überraschen: Es gab keine. Zumindest nicht für die adeligen Mitglieder des Hauses.

Am 26. Dezember, dem Boxing Day, wurde die Münzen aus der Kirchen-Box an die Armen verteilt. Auch Dienstboten erhielten zusätzliches Geld und vielleicht auch eine nette Kleinigkeit. Hatte der Gutsherr oder seine Gemahlin ein besonders mitfühlendes Herz, dann gab es für die Pächterfamilien etwas zu Essen und warme Kleidung.

Die adelige Gesellschaft genoss die Weihnachtszeit. Man erholte sich vom Trubel und der Hektik des Gesellschaftslebens in London. Wenn es kalt genug war und der Weiher hinter dem Haus zufror, dann glitt man auf Schlittschuhen über das Eis. Oder man unternahm lange Spaziergänge, eingehüllt in dicke Pelze, die Hände in einem Muff vergraben. Spätestens um fünf Uhr versammelten sich dann alle zum Abendessen. In der kalten Jahreszeit wird es früh finster und man nützte die Dämmerung für die letzte Mahlzeit des Tages. Bald darauf legte sich vollkommene Dunkelheit über das Land und man musste schon sehr reich sein, um das Wohnzimmer mit vielen Kerzen zu erhellen. Das tat man meist nur, wenn Gäste anwesend waren. Gute Wachskerzen waren teuer und Mangelware. Und die billigen, die rußten so sehr, dass man sie nur entzündete, wenn es unbedingt notwendig war.

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Was tischte die Köchin nicht alles zum Abendessen auf! Und welche herrliche Scones bildeten den krönenden Abschluss. Damit auch ihr euch die Weihnachtszeit mit diesem traditionellen Gebäck versüßen könnt, habe ich hier das Rezept:

8 Scones (ich mach lieber 16 kleine)

Zutaten:

50 g Butter, 250 g glattes Mehl, ½ TL Salz, 3 TL Backpulver (stilecht: Weinstein), 1 EL Zucker, 1 – 2 Messerspitzen Zimt, 150 ml Milch, 50 ml Creme Fraiche, 50 g Rosinen (wer mag)

Zubereitung:

Backrohr auf 220 g vorheizen

Butter, Mehl, Salz, Backpulver, Zucker und Zimt verkneten und dann mit den anderen Zutaten zu einem klebrigen Teig verrühren. Alles auf einer bemehlten Arbeitsplatte kurz kneten, auf eine Dicke von 2,5 cm ausrollen, runde Stücke (8 oder 4 cm) ausstechen und mit Milch bestreichen. Ab damit auf ein Blech (Backpapier nicht vergessen!)  und ins Backrohr! 10 min backen, Backrohr ausschalten, Scones darin noch 5 min ruhen lassen.

Am besten lauwarm servieren. Da die stilechte Clotted Cream bei uns schwer zu bekommen ist, serviert ihr am besten geschlagene Sahne dazu. Und natürlich viel, gute Erdbeerkonfitüre.

Ihr möchtet noch mehr über das alte England zur Weihnachtszeit erfahren, und habt Lust in eine romantische Geschichte einzutauchen? Dann ist Sophia Faragos Weihnachtsroman genau das Richtige: Er heißt Eliza, einfach zauberhaft und ist als Edel Elements EBook erschienen. Kaufen könnt ihr ihn unter anderem hier

Viel Spaß mit meinem Roman und alles Liebe!
Sophia Farago

 

Foto: Afternoon Tea bei Sophia Farago © Sophia Farago
Cover – Amazon

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