Eine Kindheitserinnerung vom Charlotte Zeiler erwartet uns hinter dem 20. Türchen und sie führt uns sogar in meine Heimatstadt Dresden 🙂
Weihnachtszeit – Kindheitserinnerungen
Noch heute erinnere ich mich gerne an die die Weihnachtszeit in meiner Kindheit. Damals, als ich klein war, gab es noch die DDR und Konsumgüter und Überfluss waren Fremdwörter für uns. Der Besuch auf dem Striezelmarkt gehörte in die Vorweihnachtszeit genauso dazu, wie das Stiefelputzen an Nikolaus. Die Vorfreude auf Weihnachten war etwas ganz besonderes und ich versuche mir dieses Gefühl bis heute zu bewahren.
Ich erinnere mich noch an die wundervolle Atmosphäre auf dem Striezelmarkt. Die Holzbüdchen, die Lichterketten, die Musik und tollen Düfte. Eine junge Frau, die als Weihnachtsengel verkleidet, täglich das jeweilige Kalendertürchen des überdimensionalen Adventkalenders geöffnet hat. Wie glücklich ich war, wenn wir diese Zeit genau abgepasst haben. Wie die meisten Kinder, hatte auch ich „nur“ einen Bilderkalender zu Hause. Erst später gab es Kalender, die mit Schokolade gefüllt waren. Jeden Tag haben wir dann stolz das mit Weihnachtsmotiven geprägte kleine Schokolädchen mit in die Schule genommen, um es unseren Freunden zu zeigen. Im Grunde hatten wir alle den gleichen Kalender, aber es war trotzdem toll.
Doch zurück zum Striezelmarkt. Während die Eltern lange in Warteschlange für irgendwelche Raritäten (Leckermäulchen, Orangen, Bananen, Baumkuchen, Lebkuchen) – die es heute in jedem Supermarkt gibt – anstanden, bewunderten wir Kinder die Weihnachtspyramiden und Nussknacker. Überall roch es gut – nach leckeren Naschereien, Räucherkerzen …Weihnachten. Der Heilige Abend war für jedes Kind etwas ganz besonderes und wurde in jeder Familie anders gefeiert.
Unser Heilig Abend sah so aus, dass wir am frühen Nachmittag mit der ganzen Familie nach Dresden zur Kreuzkirche fuhren. Für die Christ-Mette reihten wir uns in eine der langen Schlangen, die auf Einlass in die Kirche warteten. Nach 1-2 Stunden war es soweit. Die schweren Kirchentüren wurden geöffnet und die Menschen strömten hinein. Bald war die ganze Kirche gefüllt. Viele Menschen mussten sogar stehen. Der Dresdner Kreuzchor, ein reiner Knabenchor sang mit glockenhellen, klaren Stimmen Lieder der Weihnachtsgeschichte. Diese feierliche Atmosphäre war mein persönliches Highlight von Weihnachten. Es hatte etwas so Ergreifendes, Beruhigendes, Beschützendes und doch Hoffnungsvolles an sich. Auch wenn sich einige Leute heute die DDR wieder zurückwüschen. Ich habe mich schon damals nach Freiheit gesehnt und habe sie dort für wenige Momente, während der Weihnachtsmesse gefunden. Als Kind war es der überirdische klingende Gesang des Chors, später dann die Predigt. Die Predigt war immer auch deutliche, manchmal versteckte Kritik am Staat. Darauf haben alle Besucher gewartet. Unauffällig, beilläufig… Für einen Moment fühlten sich wildfremde Menschen vereint und stark. Viele Jahre vor 1989.
Man nahm sich an die Hände und sang gemeinsam: „Stille Nacht, Heilige Nacht“ Ein Lied, das mir bis heute Gänsehaut beschert und noch heute zu meinen allerliebsten Weihnachtsliedern gehört. Nach der Messe ging es dann nach Hause.
Wir wohnten in Radebeul, ein wenig entfernt von Dresden. Draußen war es meist schon dunkel und man konnte in die erleuchteten und geschmückten Fenster der Häuser schauen. Für uns Kinder war nun die Bescherung schon ganz nah. Um die Aufregung im Zaum zu halten, dachten mein Bruder und ich uns ein Spiel aus. Er zählte die beleuchteten Weihnachtsbäume auf der linken Seite der Straße und ich die auf der rechten. Die Fahrt von Dresden nach Radebeul verging wie im Flug und Zuhause erwartete uns ein festlich geschmücktes Wohnzimmer, mit Tannenbaum und vielen Geschenken. Es gab Dresdner Christstollen und Kakao und abends, nach der Bescherung Kartoffelsalat und Würstchen.
Mittlerweile habe ich selbst Kinder und obwohl ich hunderte Kilometer von Dresden entfernt wohne, versuche ich die alte Tradition fortleben zu lassen. Es ist nicht einfach. Weihnachtsknabbereien liegen seit August in jedem Supermarkt. Die Weihnachtspredigt ist meist nur noch langweilig und jedes Jahr dasselbe. Außerdem habe ich bisher keine Kirche gefunden, die die gleiche festliche Atmosphäre ausstrahlt, wie die Dresdner Kreuzkirche. Die Kinder kann man kaum noch überraschen, weil sie explizite Wünsche haben … Dennoch bin gespannt, was später meine Kinder mit Weihnachten verbinden und an was sie sich gerne erinnern. Ich habe auf jeden Fall die schönsten Erinnerungen daran.
Ich wünsche euch allen eine besinnliche Weihnachtszeit.
Eure Charly
(Charlotte Zeiler)
Hallo Katja,
Danke! 🙂
Ich wünsche Dir schöne Weihnachten.
Hier in Köln regnet es leider.
Liebe Grüße
Charly