Es gibt wieder einen Buchtipp – wieder aus der Feder von Karin. Allerdings war sie von dem Buch nicht wirklich begeistert. Dennoch soll die Rezension hier ihren Platz finden, denn der Geschmack der Leser ist vielseitig und auch wenn Karin mein „ein glatter Fehlkauf“ können andere doch begeistert sein.
Zwei Seelen – Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte von Emily Bold
Ich persönlich mag gerade weihnachtliche Kurzgeschichten normalerweise sehr gerne. In der Adventszeit hat man nämlich erfahrungsgemäß eher wenig Zeit und kann sich so doch wunderbar auf Weihnachten einstimmen.
Deshalb war ich dieser Geschichte der bekannten Self-Publisherin absolut nicht abgeneigt.
Gleich zu Beginn war ich jedoch ernüchtert. Der Stil ist zwar durchaus gefällig, aber eher kurz angebunden und gehetzt. Mit Erklärungen hält man sich nicht lange auf, besonders was Lisas Begegnung mit den zwei „Todesbeamten“ angeht.
Viele halten diese Art von Jenseits-Vorstellung zudem vielleicht für witzig oder originell. Was in meinen Augen beides nicht zutrifft. Die nörgelnden Beamten für frisch Verstorbene sind weder neu, noch witzig. Zumindest kann ich daran gar nicht Lustiges entdecken. Für mich ist das eher eine ernüchternde Vorstellung, bei der es mir kalt den Rücken herunter läuft.
Erst recht als die arme Lisa völlig ohne Erklärung plötzlich ausgeschickt wird im Austausch für sich und ihr Kind zwei andere Seelen zu holen.
Na, DAS ist ja mal ein netter, besinnlicher Vorschlag vom Himmelswächter.
Genau, wohlgemerkt vom „Guten“, nicht vom Beamten der Hölle!
Der wiederum aber Lisas „Sünde“ des vorehelichen Sexes als Grund für einen Höllengang anführt.
Häh????
Im welchen Jahrhundert lebt die Autorin denn, dass so etwas ernsthaft für ihre Heldin eine Gefahr in die Hölle zu kommen ist?
Herzlichen Glückwunsch an alle da draußen: Ihr werdet in der Hölle landen!
Denn vorehelichen Sex hatte sicher schon jeder. Zumindest jeder der Leser.
Und es hilft auch nicht, wenn man ansonsten ein langweiliger und geradezu ekelhaft perfekter Gutmensch wie Lisa ist (sie ist Kindergärtnerin, die natürlich ihre Kinder über alles liebt, Vegetarierin, familienorientiert und loyal. (Warum einen Diesel zu fahren allerdings als positives Argument für die Aufnahme in den Himmel herangezogen wird, dürfte wohl jedem ein Rätsel bleiben).
Insgesamt blieb es dann bei der Ernüchterung für mich. Der Rest der sehr kurzen Geschichte ist auch nicht besser. Wer sich hier eine Einstimmung auf Weihnachten erhofft, der wird rüde enttäuscht. Weihnachtlich ist an der ganzen Sache nicht das Geringste, auch wenn sie zur Adventszeit spielt. Wahlweise hätte sie aber auch zu jeder anderen Jahreszeit spielen können. Leider bietet die Kurzgeschichte auch sonst nichts, was einem die enttäuschten Erwartungen versüßt. Sie ist weder spannend, noch romantisch, noch sonst etwas.
Einziger Lichtblick sind die (in meiner Ausgabe) enthaltenen Leseproben hinten, die sich durchaus recht gut anlesen. (Allerdings habe ich die Erzählung ja nicht für Leseproben herunter geladen.) Vielleicht gebe ich der Autorin doch noch einmal eine Chance.
Fazit: Eine Enttäuschung auf ganzer Linie.