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Türchen 26: Weihnachten in Russland

Weihnachten wird nicht in allen Ländern gleich gefeiert und hat auch nicht in allen Ländern den gleichen Stellenwert. Heute erzählt uns die Autorin Olga A. Krouk wie in ihrem Land das Weihnachtsfest begangen wird.

In Russland fällt Weihnachten auf den 7. Januar.

‚Besinnlich’ – ja, das könnte durchaus ein Stichwort sein, was für uns, Kinder, nur eins bedeutete: langweilig. Vor allem: keine Geschenke. Mit etwas Glück konnte man den Erwachsenen eine Schoki aus dem Kreuz leiern. Das war’s dann auch schon. Wer wieder religiös sein durfte (dem Zerfall der UdSSR sei Dank), ging in die Kirche und brachte nach Hause immerhin den Geruch von Weihrauch mit.

Weihnachten in Russland ist ein rein religiöses Fest und wird besonders in großen Städten recht unspektakulär gefeiert. Traditionell beginnt das weihnachtliche Menü mit Kutja/Sotschiwo, von dem jeder zumindest einen Löffel probieren sollte. Klingt gewöhnungsbedürftig? Ist es vermutlich auch.

In einigen Dörfern wird Weihnachten noch traditioneller gefeiert. Was allerdings heißt: spaßiger. Das Fest beginnt am Abend zuvor mit dem Erscheinen des ersten Sterns am Himmel. Und diese Nacht hat eine große Bedeutung für Dies- und Jenseits, weil die Geister die Ausgehzeit haben und die Menschen – die Narrenfreiheit. Um unter Dämonen und Gespenstern unerkannt zu weilen, verkleiden sich junge Leute bis zur Unkenntlichkeit, gehen von Haus zu Haus und singen Koljadki – kurze weihnachtliche Lieder, wofür sie dann meistens Kekse und Süßigkeiten bekommen.

Kein Wunder, dass ausgerechnet in dieser Nacht in die Zukunft geblickt wird. Ein unverheiratetes Mädchen fragt den nächstbesten Mann, den sie auf der Straße trifft, nach seinem Namen – so wird nämlich auch ihr Bräutigam heißen. Bestimmt. Ganz bestimmt. Und wenn der nächstbeste Mann sich mit ihr ein Späßchen erlauben und ‚Berahthraban’ antworten sollte, dann hat sie eben Pech gehabt.

Familien stellen frisch gebackene Pfannkuchen auf die Fensterbretter – vom köstlichen Duft werden die verstorbenen Familienmitglieder, die in dieser Nacht garantiert vorbeikommen, etwas naschen können. Und wehe, die Pfannkuchen wurden nicht nach dem Familienrezept gebacken – so manche Uroma könnte darauf sehr gnatzig reagieren.

Und wer wissen will, was für ein Schabernack der Teufel in dieser Nacht treibt, kann sich die Kurzgeschichte „Die Nacht vor Weihnachten“ von Nikolai Wassiljewitsch Gogol zu Gemüte tun. Wir persönlich mochten Gogol über alles. Besonders ‚Gogol-Mogol’: Das Eigelb, das die Erwachsenen für uns mit Zucker aufschlugen. Mjammi!

Und wer Kutja/Sotschiwo probieren möchte, der braucht dafür 200 Gramm Reis (wer traditioneller mag: Weizen), 100 Gramm Mohn, 1 Glas (250 ml) Nüsse, 3 Esslöffel Honig, Rosinen, Sahne oder einfach Butter zur Verfeinerung nehmen. Reis bissfest kochen; Mohn kochen und zum Reis hinzufügen. Nüsse, Honig und Rosinen hinzufügen, mit Sahne oder Butter umrühren, abschmecken.

Reis- oder Weizenkörner symbolisieren das auferstehende Leben, Honig bedeutet die Süße der gesegneten Zukunft. Und für wen das Rezept doch ein bisschen zu ‚interessant’ klingt, der kann auf den guten alten Gogol zurückgreifen. Ich meinte natürlich: Gogol-Mogol.

Guten Appetit!

(c) Olga A. Krouk: www.olgakrouk.de oder https://www.facebook.com/OlgaAKrouk

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