Mit dem zweiten Teil der Gretchen-Reihe setzt sich die Geschichte von Gretchen, Tom und Jenny fort und ich habe mich auf das Lesen des Buches sehr gefreut.
Aber wie schon im ersten Teil bin ich auch hier nicht ganz warm geworden mit der Geschichte.
Wieder ist es, wie im ersten Teil, der Blick in die Vergangenheit, der mir am besten gefallen hat. Die Geschehnisse rund um Greta und Konrad, der verstärkte Blick in die Vergangenheit der beiden und der Ereignisse nicht nur in ihrem Leben, sondern auch geschichtlich gesehen. Es waren berührende, bewegende Szenen, die Gefühle aller Art vermitteln konnten. Wut und Abscheu, Verständnis und Traurigkeit, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.
Und wieder ist es Tom, mit dem ich nach wie vor nicht warm werde. Ja, er hat sich geändert und das, was er im ersten Teil an negativen Gefühlen in mir geweckt hat, war im zweiten Teil nicht da – aber trotzdem. Ich mag ihn nicht, seine ganze Art ist mir suspekt und so habe ich das Gefühl er kann tun was er mag – es kann nicht genug sein.
Die Autorin schneidet in diesem Buch wieder eine Vielzahl interessanter Themen an, aber wie gesagt, sie schneidet an. Vielleicht ein paar Themen weniger, aber die, die sich dann herbei nimmt, vielleicht nicht nur ansatzweise einbringen, sondern tiefgreifender. So kam mir das Buch teilweise vor wie ein Geschichtsabriss – so als ob zum Thema zweiten Weltkrieg passend alles reingepresst werden muss, was nur geht.
So merkt man dem Buch zwar die gründliche Recherchearbeit zu den unterschiedlichsten Themen wie 2. Weltkrieg, Euthanasie, Holocaust, Demenz an, das geht aber in den Ausschweifungen, die die Geschichte eher zum Stocken als voranbringen, leider unter.
Das Ende war, wie beim 1. Teil auch schon, viel zu dick aufgetragen und troff regelrecht vor Zuckerguss. Damit hat die Autorin mir das Buch dann doch noch ein Stück „madiger“ gemacht, denn das war eindeutig zu viel des Guten. Wie schon im 1. Teil gesagt: es muss nicht immer ein gezuckertes Happy End geben und schon gar nicht so übertrieben.
Daten:
Autor: Susanne Abel
Titel: Was ich nie gesagt habe: Gretchens Schicksalsfamilie
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft (Juni 2022)
Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
ISBN: 978-3423290234