Heute ist es genau einem Monat her, das Markus zusammen mit seinem Freund Ron unterwegs war und sich in einer Whiskykneipe im nahen Radebeul die Neuheiten aus Herbst / Winter 2016 näher bringen lies. Wo er war, was er dabei getestet hat und was seine Favoriten waren – das verrät er uns in seinem Bericht.
Es war einmal … An einem lauschigen Freitagabend, genauer gesagt am 25. November 2016, trafen sich 25 Whiskyliebhaber in einer der besten Whiskykneipen Deutschlands zum Fachsimpeln. Oder mit anderen Worten: Zum Whiskytalk in der „Schmiede“ in Radebeul Kötzschenbroda.
Das Thema diesmal: Whiskyraritäten und Neuheiten Herbst / Winter 2016
Unter diesen 20 Männern und 5 Frauen wir, Ron vom Blog „whisky-lord.de“ und ich, Markus von „katjas-buecher-und-rezepte.de.“
Wie das Thema schon verrät, konnten bei Ralf Morgenstern – neben Peter Krampen einer der beiden Inhaber der Schmiede – neue Abfüllungen und einige Raritäten, diesmal insbesondere von Ardbeg, verkostet werden.
Der Unkostenbeitrag betrug 12 € von denen 10 € auf den Verzehr angerechnet werden konnten. Im Kellergeschoss unter dem urigen Pub hieß es ab 20Uhr also „Sláinte Mhath“!
Ron und ich beschlossen, uns die ausgewählten Whiskys jeweils zu teilen. Dadurch wurden es insgesamt 8 Stück, die ich im Folgenden aus meiner Sicht vorstellen möchte:
- Wolfburn „Aurora“ , Sherry Oak, 46%
Der gerade einmal 3 Jahre alte Whisky (Mindestlagerdauer im Eichenfass, damit er diesen Namen tragen darf) stammt aus der nun nördlichsten Festlandbrennerei Schottlands.
Farbe:
Er präsentierte sich „non chill filtered“ mit einem an sehr hellen Weißwein erinnernden Erscheinungsbild.
Geruch:
Der Duft ist anfangs sehr angenehm und fruchtig, erinnert an junges, säuerliches Obst.
Geschmack:
Zunächst leichtes, dann stärker werdendes Brennen auf der Zunge mit alkoholischer Schärfe weisen auf die 46 Volumenprozent Alkohol und das geringe Alter hin.
Nuancen von Eiche, säuerlichen Früchten wie jungen Birne n oder Quitten werden von einem permanenten Prickeln begleitet. Insgesamt wirkt das unausgereift. Im Abgang, der recht kurz bleibt, kommt eine leichte Salznote durch.
Persönliche Meinung:
Hat mir ganz gut gefallen. Noch nicht da, wo er sein sollte, ich bin auf ältere Abfüllungen gespannt, die es in Zukunft sicher geben wird.
- Pike Creek, 10 Jahre, Kanadischer Whisky, Rumfass, 42%
Kanadische Whiskys waren für mich aufgrund ihres weichen Charakters schon immer eine gute Wahl. Mit einer Lagerung in Rumfässern konnte bisher kein anderer Auftrumpfen.
Farbe:
Er sieht aus, wie ein typischer Rum, ist dunkel, rötlich braun.
Geruch:
Dieser Whisky duftet sehr verführerisch, er erinnert an kandierte oder Trockenfrüchte, oder auch an Rumpralinen.
Geschmack:
Er schmeckt, wie sein Duft verspricht: süß, nach exotischem Früchtebrand, hat eine stärker werdende alkoholische Schärfe, bleibt aber angenehm.
Persönliche Meinung:
Fast schon ein Geheimtipp. Ein toller Whisky, der aus der Masse heraus sticht. Allerdings ist er geschmacklich zu sehr Rum, die Charakterzüge des ursprünglichen Whiskys lassen sich kaum noch erahnen.
- Glendronach Peated, Finish im Oloroso und Pedro Ximinez Sherryfässern, 46%
Der Glendronach ist einer meiner Favoriten, wenn es um die Highlands geht. Eine getorfte Variante gab es bisher nicht, klingt auf jeden Fall vielversprechend.
Farbe:
Dieser Whisky ist hell, wie goldener, süßer Apfelsaft oder gar Schorle.
Geruch:
Als erstes duftet es kurz nach typischem Glendronach, dann ist er spritzig, in Richtung Obstbrand, Rauch war aber nicht wirklich zu entdecken.
Geschmack:
Ein starkes Prickeln aufgrund der 46% empfängt einen, der Whisky ist mittelschwer-ölig, die Fruchtnote ist sehr sauer. Der Geschmack erinnert an reife, wilde Sauerkirschen. Alles wirkt sehr aggressiv ohne dass Torfrauch oder Sherryfass besonders hervorstechen.
Persönliche Meinung:
Eine herbe Enttäuschung. Der Charakter der Sherryfässer kommt fast nicht zum Tragen, der Topfrauch ist schwach. Hoch gestapelt, tief gefallen.
- Glenmorangie „A Midwinter Night‘s Dram“, Bourbon und Oloroso Sherry Cask, 43%
Den “16 Men of Tain”, den 16 Mitarbeiter der Glenmorangie Destille, ist hier eine limitierte Winteredition gewidmet, die typisch für die Destille in den Highlands und doch besonders sein soll.
Farbe:
Der Ton lässt sich mit Bronze beschreiben, oder auch dunklem Bernstein.
Geruch:
Er riecht von Beginn an sehr angenehm, süßlich, ein bisschen wie Kirschlikör.
Geschmack:
Man schmeckt den deutlichen Einfluss der Sherryfässer, es schmeckt nach süßen, reifen Früchten, winterlichen Gewürzen. Alles ist seidig weich ohne zu brennen. Dieser Whisky ist mittelmäßig ölig in der Konsistenz und hat einen langen, warmen und weichen Abgang.
Persönliche Meinung:
Ein grandioser Whisky! Perfekt für den lauschigen Abend am Kamin, wenn vorhanden. Diesen Whisky trinken Frauen wie Männer gern und er wird wohl der Beste des Abends gewesen sein.
- Linkwood, 15 Jahre, Duncan Taylor, 54,6%
Die erste der beiden getesteten Raritäten kommt in Fassstärke daher und wurde vom unabhängigen Abfüller Duncan Taylor in die Flasche gebracht.
Farbe:
Der Linkwood ist gelbgold, wie weißer Dessertwein oder Spätlese.
Geruch:
Er duftet nach geröstetem, nach Honig und Aprikose. Dieser Duft ist verführerisch wie ein Damenparfum.
Geschmack:
Die Fassstärke ist sofort präsent, ein scharfes Prickeln muss abgewartet werden. Dann kommt ein Geschmack nach leichtem Blütenhonig, Weizen und süß-säuerlichen Früchten zum Vorschein. Der leicht ölige Whisky hat einen sehr zarten, dennoch aber relativ langen Abgang.
Persönliche Meinung:
Eine durchaus positive Überraschung. Mit seinen feinen Noten ist dieser Whisky etwas zum Genießen, sofern man sich nicht an der Fassstärke stört. Vor allem der Duft ist einfach betörend.
- Glentauchers, 16 Jahre, Duncan Taylor, 54,3%
Die zweite Fassstärke aus der Reihe der Raritäten kommt wiederum von Duncan Taylor. Der Speyside Whisky hat ähnliche Eckdaten wie der Linkwood, ober auch ähnlich ist?
Farbe:
Farblich ist es hier ein helles Rotgold.
Geruch:
Als erstes duftet es nach reifen Früchten, wie auf einer Obstplantage zur Erntezeit, eine sehr deutliche Alkoholnote steigt auf und ist dabei leicht aufdringlich.
Geschmack:
Wie schon die Nase warnt, hier präsentiert sich eine Fassstärke mit zugehörigem Brennen, das fast schon beißend ist. Säuerliche Früchte schmeckt man heraus, es erinnert an Blutorange und Granatapfel.
Persönliche Meinung:
Der Duft weiß anfangs zu begeistern, doch die hier aufdringliche Alkoholnote verdirbt ein wenig das Vergnügen. Dass dieser Whisky fast schon sauer schmeckt ist nicht wirklich meine Welt.
- Episode 5, Whiskyladen Radebeul 2016, Islay Single Malt, 50%
Die “Episode 5”, also die fünfte Abfüllung aus den Fässern des zur Schmiede gehörenden Whiskyladens enthält einen ungenannten Islay-Whisky von der Südküste, aber ohne „L“.
Farbe:
Diese Abfüllung sieht aus wie heller Weißwein oder Sekt.
Geruch:
Man riecht Torf und Rauch, es ist eindeutig ein Islay. Der schneidende Alkoholgeruch erinnert an einen Laphroaig.
Geschmack:
Das anfangs leichte Brennen wird schnell stärker , die Torfnote ist relativ schwach, es schmeckt nach Weizen und Eiche. Fruchtige Highlights werden aber nicht gesetzt. Der Abgang ist trotz allem recht angenehm.
Persönliche Meinung:
Wirkt noch etwas unfertig, ist weder eine Rauchbombe noch ein feinsinniges Geschmackswunder. Netter, vor allem aber seltener Whisky. Die Essenz von Islay mit einem Finish in Radebeul.
- Bowmore „Vault Edition – First Release“, 51,5%
Der letzte Whisky war wieder eine Islay Fassstärke. Diese Edition wurde nur aus den Fässern des ersten Lagerhauses von Bowmore, welches direkt am Meer steht, geblendet.
Farbe:
Optisch erinnert er an Kupfer, oder dunklen Bernstein.
Geruch:
Der Bowmore duftet frisch, nach Salz und hat eine zarte Rauchnote.
Geschmack:
Das Brennen entwickelt sich langsam, Fruchtnoten erreichen den Gaumen. Der leicht ölige Whisky erinnert an Kuchen, an Eichenholz und ist leicht bis mittelmäßig säuerlich.
Persönliche Meinung:
Ein sehr netter Whisky, hat für einen Islay etwas weniger Rauch, ist aber durch die Geschmacksnoten durchaus interessant. Die Tendenz zum säuerlichen gefällt mir persönlich nicht so recht.
Fotos: Markus Ezold / Ron Linder
Klingt interessant. Mein Freund ist auch ein Fan des Whisky und kredenzt sich ab und an gern ein gutes Tröpfchen.