Es ist Wochenende im April, die Sonne scheint und die Temperaturen sind zweistellig. Es ist perfekt für so viele Dinge. Wie gut, dass die zahlreichen Roadshows, Saisoneröffnungen und Co. gibt.
12.April 2025, es ist kurz vor 11 Uhr, als ich in Dohna ankomme. Vor etwa einer halben Stunde habe ich das Motorrad von seiner Plane befreit, mich ich meine Tourenkombi geworfen und den Helm aufgesetzt. Und auch wenn es bei Gärtner’s Motorradshop erst 10 Uhr losging, stehen schon mehrere Dutzend Menschen und Maschinen an der Müglitztalstraße.
Da auch wieder Probefahrten mit den zahlreichen Vorführern angeboten werden, ging mein erster Weg zum Tisch, wo Ausweise gegen Schlüssel getauscht werden.
Für die erste Runde ließ ich mir eine Tracer 9 GT überlassen. Yamahas Tourensportler mit dem 3-Zylindermotor bin ich schon in früheren Jahrgängen gefahren – ein tolles Gerät. Der Motor ist ein Traum, die Sitzposition bequem und die Technik wird von Jahr zu Jahr besser.

Los geht es mit der vergeblichen Suche nach einem Loch für den Zündschlüssel, der ja auch keiner ist. Keyless go. Aha, ok, geht auch so. Dann das Mäusekino und gefühlt zweidutzend Knöpfe. Eine kurze Einweisung eines in Yamaha Klamotten gehüllten Mitarbeiters hat mich grob auf den neusten Stand gebracht. Hat alles, funktioniert super, nun fahr und hab Spaß – so in etwa.
Dann ging es tatsächlich los. In der höher motorisierten den zwei Gruppen ging es zur kurzen, aber knackigen Runde über die Dörfer. Abwechslungsreich, mit genug Möglichkeit zum Kurvenfahren, Beschleunigen und ausprobieren.
Was soll ich sagen? Hinter dem riesigen Windschild platzgenommen funktioniert alles wie es soll. Es gibt jetzt Komfort-Blinker mit halb drücken für 3x blinken. Ganz drücken, der Blinker geht an, nochmal drücken, er geht wieder aus. Logisch, einfach. Warum macht man es bisher anders?

Der Quickshifter macht in vielen Situationen den Kupplungsgriff unnötig. Aber will man das? Die Frage hat mich 30 Minuten später nochmal beschäftigt.
Die Tracer ist toll, das steht ohne Frage fest. Der Motor ist ein Gedicht und zieht wie ein Ochse. Einzig der bauartbedingt hohe Schwerpunkt und die allgemeine Wuchtigkeit erfordern Gewöhnung. Doch selbst auf der kurzen Runde habe ich Vertrauen gefasst und kam mit einem leichten Grinsen wieder an. Kein Wunder, dass Tourenfahrer zwischen Nordkap und Sizilien dieses Motorrad lieben.
Als ich gerade die Schlüssel wieder abgebe, sehe ich, dass für die 11:30Uhr Runde noch einige freie Plätze sind. Doch was soll ich fahren? Ténéré – ja, nee, weiß nicht. Da springt mir ein Kürzel ins Auge Y-AMT. Die Yamaha Automated Manual Transmission. Hmm, ich halte nichts von Automatik bei Motorrädern. Da hat mein Test mit der Kawasaki Z7 Hybrid nichts dran geändert. Aber man soll ja nichts Schlechtes sagen, wenn man es nicht probiert hat. Also Kreuzchen bei der MT-09 Y-AMT gemacht und hingegangen. Sieht schon komisch aus so ohne Kupplungshebel. „Bist du die schon mal gefahren?“ kam es da aus dem Off. Als ich verneinte kam ein schelmisches Grinsen zurück „du wirst es lieben“. Ist klar, ich und Automatik.

Hier waren ein paar Minuten länger Erklärung nötig. Manuell und Automatik, D und D+, Street, Rain, Sport, Custom 1 und 2. Ach echt mal!
Einfach gesagt: Drehst du am Hahn, rollt sie los, denkst du daran zu schalten – UPS – hat sie das bereits gemacht. Hoch, runter. Moment, kann die meine Gedanken lesen? Verzögerung zwischen den Gängen … Fehlanzeige. Rucken, stottern, verschalten? Gibt’s nicht. Mist, das funktioniert wirklich gut. Berghoch bleibt sie im zweiten Gang und schaltet nicht einfach hoch, nur, weil die Drehzahl für den Dritten reichen würde. Verrückt.
Auf der Gerade mal durchgeladen – Holla die Waldfee! 119PS, relative wenig Gewicht und ein sauber schaltendes Automatikgetriebe an einem Motorrad? Das gab es so noch nicht, fühlt sich aber überlegen gut an. Wechsel auf den manuellen Modus funktioniert genauso. Auf Sport wird gern mal das Vorderrad leicht, das Grinsen richtig breit und die Ungläubigkeit immer größer. In die andere Richtung geht es genauso gut. Die Bremsen packen zu, als hätten man einen Anker geworfen. Jederzeit beherrschbar, aber irgendwie zu viel zum permanent ausnutzen.
Diese Runde verging gefühlt schneller als die erste – lag das am Tourguide auf der XSR900 GP oder hat war die Zeit auf der MT-09 einfach kurzweiliger? Keine Ahnung.
Ich habe aber gemerkt, dass Vorurteile einen oft von tollen Dingen fernhalten. Das Y-AMT, so sperrig es klingt, funktioniert phantastisch. Schalten passiert genau dann, wenn man es braucht, hoch wie runter. Es geht schnell und ohne rucken. Ja, ich hätte es nie gedacht, aber das könnte ich mir für die Zukunft vorstellen!
Zurück am Basislager der zweirädrigen Freude musst das erlebte erst einmal sacken. Ein Rundgang durch die prall gefüllte Halle, vorbei an inzwischen weit über 50 Motorrädern der Gäste und hin zur Bewirtung. Kaffee und Eis waren meine Wahl, Wurst und Alkoholfreies Radler hätte es aber auch getan. In der Sonne stehen, mit Gleichgesinnten quatschen und den Tag genießen. So geht Wochenende, so geht Saisoneröffnung.
Danke an Matthias und sein Team, an Yamaha Deutschland und an Petrus für diesen tollen Tag!