Auch wenn man es nicht mehr hören oder lesen will: Corona hat unser Leben ganz schön durcheinandergewirbelt. So langsam kehrt nun wieder „Normalzustand“ ein und auch die Theater öffnen ihre Pforten wieder.
Als klar war, dass meine Herzensfreundin Kathi uns besuchen wird, haben wir nach einem Highlight gesucht, ein Abendprogramm das uns gefallen würde. Und so sind wir in der Comödie Dresden gelandet. Aber nicht im Stammhaus, sondern im Sommertheater im Schloss Übigau.
Das Schloss Übigau, ein Barockschloss welches 1724 bis 1726 erbaut wurde, liegt im Dresdner Stadtteil Übigau direkt an der Elbe. Auch wenn die dringende Sanierung des Kulturdenkmals bisher nicht erfolgt ist und das ehemals wunderschöne Schloss immer mehr verfällt, in den Sommermonaten wird der Park genutzt. Die Comödie Dresden begeht hier ihr Sommertheater, es gibt eine Gastwirtschaft und hin und wieder finden hier auch andere Veranstaltungen statt.
Am 13. Juni feierte die Comödie Dresden die Eröffnung des Sommertheaters mit einer Corona-Version des Stückes „Zickenzirkus“ und wir waren dabei.
Man merkt, in welcher Zeit man gerade lebt. Auch hier ist die Maskenpflicht präsent, beim Betreten des Geländes, beim Holen von Speisen und Getränken und auch beim Gang zum WC muss man diese aufsetzen. Ansonsten, wenn man am Platz ist, kann man diese absetzen. Das sich nicht alle daranhalten, ist wahrscheinlich auch dem geschuldet, dass man sich an der frischen Luft die ganze Zeit befindet.
Entgegen der sonstigen Platzaufteilung fanden wir diesmal kleine runde Tische vor, an denen jeweils zwei Stühle standen. Praktisch, wenn man sich etwas zu trinken holt. Das konnte man übrigens auf „normalem Wege“ mit Anstehen tun oder man bestellte per App vor, wird benachrichtigt, wenn es fertig ist und holt es direkt ab. Eine tolle Art und Weise.
Vor herrlicher Kulisse begann pünktlich um 19.30 Uhr die Vorstellung.
Worum geht es im Stück?
Es ist die skurrile Geschichte um vier Damen, die das Schicksal ganz willkürlich zusammenwürfelt. Diesmal schlägt es ausgerechnet mitten auf einem Schrottplatz zu. Da ist zum einen Buchhalterin Elke (Kim Fisher), die nach einem Missgeschick mit dem Wagen ihres Mannes hier fieberhaft nach einem Ersatzteil sucht. Musicaldarstellerin Panagiota (Charlotte Heinke) dagegen wollte auf dem Gelände in aller Abgeschiedenheit eigentlich ihre neue Vorsprechrolle proben – in Ruhe. Mit der ist es jedoch endgültig vorbei, als Bloggerin und Karaoke-Fan Jennifer (Dorothea Kriegl) auf den Schrottplatz stöckelt, auf der Suche nach einem bei eBay angebotenen alten Zirkuswagen. Den besetzt jedoch im Moment noch Lebenskünstlerin Fe (Kate Hall), für die der Wagen ganz besondere Zwecke erfüllt. Reichlich Zündstoff für ausgiebigen Zickenzoff, bei dem die Vier aber schnell merken, dass nicht nur Elkes Wagen, sondern auch das eigene Ego die ein oder andere Schramme hat. Und der heimische Beziehungsschlamassel kommt dabei ebenfalls ans Licht. Denn auch Männer können zickende Zeitbomben sein, die zu Hause ordentlich Zirkus machen. Und die Idealvorstellung vom Traummann scheint genau hierher zu gehören – auf den Schrott. Was aber wäre, wenn sich Defizite des Liebsten kompensieren und Vorzüge geschickt kombinieren ließen? Wie hilfreich wäre ein verfügbares, passendes Ersatzteil für die ein oder andere rostige Stelle im ehelichen Miteinander? Wäre Men-Sharing nicht die Lösung für alle Probleme? Doch was muss eine Frau tun, damit ein Mann tut, was ein Mann tun muss? Manege frei für eine Dressurnummer der besonderen Art. Denn wenn dein Leben kein Ponyhof ist – mach ’nen Zirkus draus!
Mit vielen Gags und tollen Songs brachten die vier Ladys eine herrlich gelöste Stimmung auf die Bühne. Das Publikum kam aus dem Kichern und Lachen gar nicht mehr raus und ich hatte Mühe, die Lachtränen unter Kontrolle zu bringen. Genauso wie ich Mühe hatte, mir die Gags zu merken, die da auf uns einprasselten. Ich fragte mich so manches Mal … stand das jetzt im Drehbuch oder war das eher spontan? Denn so manches Mal mussten die vier auf der Bühne kurz unterbrechen, weil sie selbst herzhaft lachen mussten.
Da fielen so Sprüche wie » Single-Frauen über 40 sind tickende Zeitbomben «, » Die Liebe geht, der Hunger bleibt« oder » Man muss den Mann nehmen wie er ist … aber man muss ihn nicht so lassen«.
Als es um die Berufe der Frauen ging, wurde auch Fe gefragt was sie ist und da gab es kein Halten mehr. Den Begriff » Erektionsabbautechnikerin« hatte ich noch nie gehört und fand es herrlich gelungen, den Beruf so zu umschreiben.
Bei Bloggerin Jennifer gab es glaube ich die meisten Lacher. Herrlich, wie Blogger bzw. Vlogger mit ihrem teilweisen „Selfie- und Postingwahn“ auf die Schippe genommen wurden und so manches Mal horchte ich in mich hinein. Schließlich bin ich auch Bloggerin. Aber bin ich auch so? Auch wie sie die Fremdwörter verdrehte – wir haben echt Tränen gelacht. Die hellste Leuchte am Kronleuchter schien sie nicht zu sein. Noch heute lacht Markus wenn er an die Szene denkt, als es um die Berufe der Männer geht. Als Elke gefragt wird, was ihr Mann macht und sie erläuternd hinzufügt „Er macht Schlüssel nach.“ und Jennifer dann fragt „Wie machen denn Schlüssel?“
Die 2 ½ Stunden im Park des Schlosses vergingen wie im Flug. Es war ein wunderbares humorvolles Stück, welches auch gekonnt die aktuelle Lage mit Abstand aufs Korn nahm, ohne plump zu wirken.
Wir haben viel gelacht, uns köstlich amüsiert und überraschen lassen.
Eigentlich war ich besonders gespannt gewesen auf Kim Fisher, aber dann kam Kate Hall. Sie hat mich umgehauen. Ihre Art zu spielen, ihre tolle Stimme beim Gesang – Hut ab. Einfach traumhaft.
Aber auch Dorothea Kriegl konnte begeistern — so sehr das ich gleich am nächsten Tag drei Tickets für „Tussipark“ bestellt habe, in dem die Bloggerin Jennifer wieder eine große Rolle spielen wird.
Wir freuen uns darauf – dann im Stammhaus der Comödie wieder zu Gast zu sein. Aber vorher – ja vorher werde ich noch einmal mit Kathi ins Sommertheater gehen. Welches Stück wir uns dann ansehen, verrate ich euch, wenn es soweit ist 🙂