Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Zu Besuch bei den Herrschern der Lüfte

Zu Beginn des Sommers, in unseren Sommerferien quasi, habe ich ein Buch gelesen. Ein Buch über eine junge Frau, die sich den Traum einer eigenen Falknerei erfüllte. Ein Buch über Greifvögel und die Liebe zu ihnen.

Nachdem ich das Buch gelesen hatte, reifte in mir der Wunsch, die Falknerin und ihre Falknerei, die Adler – allen voran Weißkopfseeadler Milo – zu besuchen. Wenn man dann so einen tollen Mann an seiner Seite hat wie ich, dann wird dieser Wunsch sehr schnell wahr.

Und so kam es, dass wir an einem Freitag im Juli unterwegs nach Thüringen waren. Unser Weg führte uns am späten Nachmittag, bei Starkregen, bis nach Rohrbach, wo wir in einer kleinen Pension ein kleines Zimmerchen (ohne eigenes Bad, dafür aber konkurrenzlos günstig) für eine Nacht bezogen. Wir gingen an dem Abend noch lecker Essen, besuchten für einen kurzen Spaziergang das Schloss Schwarzburg und fielen dann müde in unsere Betten.

Am nächsten Morgen waren wir, wie mit der Falknerin verabredet, gegen 10 Uhr an der Falknerei. Vorher gab es in Bad Blankenburg beim Bäcker noch ein leckeres Frühstück für uns.

Stürmisch begrüßt wurden wir bei unserer Ankunft in der Falknerei von Boxerhündin Emma und dem Hannoverschen Schweißhund Balu, die auch gleich Streicheleinheiten einforderten und bereitwillig von mir auch den ganzen Tag bekamen 🙂 Es sind zwar sehr ruhige, gechillte Hunde, die den größten Teil des Tages in der Hütte verbrachten.

Der Tag bei der Falknerin Sandra Jung und ihrem Partner und Lebensgefährten Ben begann mit dem Wiegen der Greifvögel. Wir durften zusehen und lernten dabei gleich mal die Bewohner der Anlage kennen. Insgesamt 21 Greifvögel präsentiert die Falknerin sichtbar in großen Volieren, zugänglich für die Gäste der Falknerei. Im hinteren Bereich, der nicht zugänglich ist, gibt es weitere Tiere. Unter anderem auch ein Zuchtpaar Schakalbussarde, die auch derzeit Nachwuchs haben.

Sandra und Ben sind deutschlandweit die einzigen, die am Nachzuchtprogramm für Schakalbussarde teilnehmen.

Als letztes holte Sandra die Weißgesichtseule „Linus“ zum Wiegen, bei dessen Anblick mir ein „och süß“ entfuhr. Da lachte Sandra und meinte, dass wäre sein Spitzname, denn jeder der ihn sieht würde so reagieren. Da Linus sehr klein und mit nur etwa 160g sehr zart ist, hat er eine ganz persönliche Waage, auf der nur er gewogen wird.

Weißgesichtseule Linus – Spitzname „Ach süß“

Der nächste Programmpunkt war das Vorbereiten des Futters für die Show. Hier werden Eintagsküken verwendet. Sowohl ganze als auch nur die Beinchen der Tiere. Meine Aufgabe, zu der ich herangezogen wurde, war das Abtrennen der Beinchen für die Show. Eine nicht sehr schöne oder appetitliche Arbeit, aber eine die gemacht werden muss wenn man mit Greifvögeln arbeitet oder arbeiten möchte.

Das junge, sehr dynamische Falknerteam ist total fasziniert von Adlern, nicht umsonst sind von den 21 Tieren alleine 9 Adler.

Langsam füllte sich die Falknerei, es war kurz vor 11 Uhr und in wenigen Minuten sollte die 1. Show des Tages beginnen. Es wurde ein wenig hektischer noch als vorher, die Tiere mussten vorbereitet werden, die Gäste eingelassen, die Eintrittskarten kontrolliert.

Dann begann die Show relativ pünktlich und sie war so, wie sich das Team uns präsentiert hat: schnell und dynamisch. Ben, der sich zeitweise recht schweigsam gezeigt hatte, redete nun ohne Punkt und Komma, brachte auf humorvolle Weise den Besuchern wissenswertes  über die präsentierten Tiere bei. Wer also Interesse an den Tieren hat, welches über das „ich will sie mal fliegen sehen“ hinausgeht, ist hier genau richtig.

Die Präsentation begann mit dem Mäusebussard „Jupp“. Hier lernte auch ich etwas Neues. Die Färbung dieser Tiere hat nichts zu sagen, gibt keine Auskunft darüber ob Männlein oder Weiblein und ist eine Laune der Natur. Es gibt keine zwei 2 Tiere die identisch sind, das Federkleid ist wie ein ganz persönlicher Fingerabdruck. „Jupp“ zum Beispiel war eher hell.

Als zweites kam Schakalbussard „Elise“ zum Einsatz. Wer wie ich das Buch gelesen hat, weiß dass „Elise“ eine Französin ist und von den beiden selbst mit dem Auto aus Frankreich abgeholt wurde. Der aus Afrika stammende Bussard verdankt seinen Namen der Tatsache, dass sein Ruf an den des Schabrackenschakals erinnert.

Als drittes lernten wir die Weißgesichtseule „Linus“ kennen. Und hier konnte ich tatsächlich beobachten, dass ein Raunen durch die gut besetzten Reihen ging und überall „Oh süß“ zu hören war.

Danach hatte der „Chaotenverein“, bestehend aus drei Wüstenbussarden, seinen Auftritt. Alle drei agierten gleichzeitig, was eine hohe Aufmerksam der Falknerin erforderte und mir klar machte, warum ich vorher die Beinchen von den Küken abgetrennt hatte. Denn Sandra hätte, nachdem Dexter, Frau Dr. Watson und Sherlock Holmes in schneller Folge immer im Wechsel auf sie zuflogen, keine Zeit gehabt, das während der Show schnell zu machen.

Nachdem die drei wieder in ihren Volieren waren, kam der südamerikanische Andenadler „Kara“ zum Einsatz, gefolgt von Weißkopfseeadler „Milo“ und dem europäischen Seeadler „Mia“.

Der „chronisch schlechte gelaunte“ Riesenseeadler „Juri“ und der Gänsegeier „Paulchen“ bildeten den Abschluss der knapp einstündigen Show.

Nach der Vorführung hatten die Gäste die Möglichkeit, Souvenirs und das Buch der Falknerin zu kaufen oder für 5 Euro Fotos mit dem Lannerfalken Kito zu machen. Nicht wenige Gäste ließen ein Bild machen, auch ich ließ mich die Chance nicht entgehen und nahm den Handschuh mit dem Falken sehr gern entgegen.

Besonders mutig fand ich den kleinen Jungen, der sich eigentlich wünschte, den Riesenseeadler Juri, der immerhin 7,5kg wiegt, auf die Hand zu nehmen. Und auch wenn ich die Antwort des Falkners nachvollziehen kann, der diesen Wunsch abschlug, konnte ich auch die Enttäuschung des Jungen verstehen.

Nachdem die erste Show des Tages gelaufen und ein wenig Ruhe eingekehrt war, hatte ich auch das Gefühl, das Ben „auftaute“, denn während er das 100 Tage alte „Adlerbaby“ namens „Oskar“ auf der Faust mit Ratte fütterte, konnten wir uns ein wenig unterhalten und er beantwortete meine bzw. unsere Frage geduldig. Das „Baby“ ist übrigens fast ausgewachsen und wiegt fast 4kg.

Sandra & Ben mit dem 100 Tage alten „Adlerbaby“ Oskar

So wollte ich zum Beispiel wissen, wie er die Namen für seine Tiere aussucht. Hier in der Falknerei werden die Namen nach persönlichen Vorlieben vergeben, dabei wird aber auf die Herkunft des Tieres geachtet.

Die Arbeit am Tier bzw. das Training mit dem Tier beginnt eigentlich direkt am ersten Tag bei Handaufzuchten. Das Tier muss eine Bindung zum Falkner aufbauen und je früher man damit beginnt desto besser.

Ich wollte natürlich wissen, ob es ein Wunschtier gibt und wenn ja welches. Ben meinte mit einem breiten Grinsen zu mir „ich schreib dir dann mal eine Liste.“ Er wurde dann aber ernst und sagte, es gibt da auf jeden Fall noch Arten, die er sich wünschen würde – ohne direkt etwas zu benennen. Aber er meinte auch, dass nicht jedes Tier überall gehalten werden kann, nicht jedes Tier hier her passt und manche einfach auch viel zu kostenintensiv sind.

Nach dem Mittagspause, die Markus und ich im Burgrestaurant verbrachten, kamen schon die Gäste für die zweite Show und ich half ein zweites Mal bei der Vorbereitung des Futters für die Show.

Die zweite Show des Tages ähnelte dann sehr der ersten, die wir ja schon erlebt hatten, aber es gab auch Unterschiede: so wurden zum Beispiel diesmal zwei Eulen präsentiert. Die Sibirische Uhu-Dame „Lotti“ zog ihre Runden und brachte meine Augen zum Leuchten. Denn meine allergrößte Liebe in Sachen Greifvögeln sind eigentlich die Eulen. Und „Lotti“ war wunderschön.

Danach gab es wieder die Möglichkeit, Souvenirs zu kaufen und Fotos zu machen. Und dann, als alle Gäste die Anlage verlassen hatten, schlug meine große Stunde, kam mein Gänsehautmoment des Tages:

Die Falknerin stand auf, holte einen Falknerhandschuh und ging zu Milo, dem Weißkopfseeadler. Und dann, ja dann hatte ich den Handschuh an und Milo auf dem Arm. Auf einigen Bildern, die Markus gemacht hat, sieht man meine Ehrfurcht vor dem Tier ganz besonders. Es war ein traumhafter Moment, hatte ich doch bisher immer „nur“ Falken, Bussarde oder Eulen auf der Faust. Ein Adler war da schon mal was ganz besonderes.

Nachdem auch Markus Milo halten durfte, machten wir noch ein letztes Foto von Sandra, mir und den beiden Hunden Balu und Emma, dann war der Tag auch schon wieder vorbei und wir traten die Heimreise an.

Im Gepäck etwas mehr als 300 Fotos und viele Erinnerungen, die mich – uns – lange begleiten werden.

Ich sage nur noch DANKE an Markus, dass er jede noch so verrückte Idee mit mir mitmacht, er so geduldig an meiner Seite ist und Fotos macht.

Danke an Sandra und Ben für die Einblicke in eure Falknerei und eure Arbeit mit den Tieren. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg.

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