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28 Tage lang von David Safir

Selten hat mich bisher ein Buch so berührt, so emotional in seinen Bann gezogen wie dieses. Ich konnte es, trotz all dem Grauen und Schrecken, nicht aus der Hand legen. Es hat mich nicht losgelassen, auch nicht wenn ich das Buch zur Seite gelegt und ein paar Tage nicht angefasst habe. Es war und ist in meinem Kopf drin, hat sich festgesetzt und wird mich noch sehr lange begleiten.

David Safir hat mich mit diesem Buch sehr überrascht, kenne ich den Autor doch nur von solch lustigen Büchern wie „Happy Family“ und „Plötzlich Shakespaere“ und hätte niemals gedacht, das er so ernste, berührende, verstörende und fesselnde Titel schreiben kann.

Von der leichten Erzählweise und der eher flapsigen Sprache des Autors ist hier nichts zu merken. Das Thema ist an Ernsthaftigkeit nicht zu übertreffen, beschäftigt es sich doch mit einem sehr dunklen Kapitel der Geschichte. David Safir widmet das Buch seinen Großeltern, die im KZ umgekommen sind und beleuchtet den Alltag des Warschauer Ghettos und dem Widerstand der jüdischen Jugendgruppe. Penibel chronologisch angeordnet, vermischt Safir hier fiktive Personen wie Mira mit den realen Persönlichkeiten wie Mordechaj Anielewicz  und Janusz Korczak.

Was mir immer wieder einen Schauer über den Rücken gejagt hat, waren die beschriebenen Grausamkeiten, die Deportationen, Selektionen und der Verrat, den es immer wieder auch unter Juden gab.

All das beschreibt Safir mit schlichten, schnörkellosen Worten, die manchmal etwas kalt oder distanziert rüberkommen. Aber gerade das macht das Lesen irgendwie zur Sucht. Man schaudert, sieht vor seinem Auge das Schreckliche entstehen und kann doch nicht aufhören. Die Szene als die Kinder des Kinderheimes unter der Leitung von Janusz Korczak „abgeholt“ werden; die Szene als eine Mutter mit Baby, die in Panik aus dem Fenster eines brennenden Hauses springt auch noch erschossen wird – all das hat mir in meiner derzeitigen Situation den Atem genommen und die Tränen in die Augen getrieben.

Trotz allem aber gibt es sie – die kleinen Lichtblicke in der Geschichte. Die – trotz aller Tragik und Grausamkeit ringsherum doch schönen Momente. Es sind nur sehr wenige, aber die machen das Lesen dann wieder etwas leichter.

Es ist ein schmaler Grat, den der Autor dort beschreitet. Bekannt als Autor von „leichter Kost“ dann so ein Buch zu schreiben nötigt mir Respekt ab. Umso mehr freut es mich, dass von meiner Warte her die Gratwanderung gelungen ist und nicht zum Absturz führen wird.

„28 Tage lang“ ist für mich definitiv ein Buch des Jahres 2014.

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