Heute habe ich, nach einer kleinen Pause, mal wieder ein Interview für Euch. Rede und Antwort steht mir heute Hanna Caspian. Eine der neuen Autorinnen, die im Herbstprogramm ihr Erstlings-Werk präsentieren werden. Katja: Liebe Hanna, vielen Dank das Du bereit bist, meine neugierigen Fragen zu beantworten. Fangen wir doch gleich mal mit deinem Roman „Die Kirschvilla“ an, der am 12. September im Handel erscheint. Wie aufgeregt bist Du so kurz vor dem Erscheinungstermin?
Hanna: Eine Buchneuerscheinung ist immer Marathon, nie Sprint. Es gibt ein paar einzelne aufregende Momente, z. B. wenn die Belegexemplare ankommen und du das Buch das erste Mal in Händen hältst oder eine schöne Rezi erscheint. Doch die meiste Zeit sitzt man zu Hause und arbeitet. Wenn das neue Buch erscheint, steckt man ja schon immer tief im nächsten Projekt. Da flackert dann gelegentlich dieses hibbelige Gefühl auf, wenn man mal für einen Moment den Kopf über Wasser hält.
Katja: Wie lange hast Du an diesem Roman gearbeitet und wie bist Du auf Köln als Handlungsort gekommen? Weil es quasi ein „Heimspiel“ für Dich ist und du Dich da auskennst?
Hanna: Der Handlungsort ist bestimmt durch den Fluss. Es sollte am Rhein spielen. Weshalb, verrate ich nicht, aber wenn ihr in die Leseprobe reinschnuppert, wird es euch direkt in der ersten Szene klar. 😉
Da ich in der Nähe des Schauplatzes lebe, kenne ich mich dort natürlich gut aus. Ein Heimspiel war es nicht, weil eine Zeitreise in die Vergangenheit immer eine Reise in eine andere Welt bedeutet. Da muss alles neu entdeckt werden.
Katja: Es ist eine Geschichte um Familiengeheimnisse und eine alte Brauerei. Um Geschehnisse, die auch viele Jahre später Leben verändern und beeinflussen können. Wie kommst du auf solche Themen?
Hanna: Die Familiensaga hat zwei Zeitebenen – eine Zeitebene spielt in 2014, eine in den 1920er Jahren und an wenigen Stellen bis in die 1930er. Zusätzlich gibt es eine Tagebuchebene.
Ich habe in das „Systemische Familienstellen“ reingeschnuppert, und fand es unsagbar faszinierend, wie lang zurückliegende Geschehnisse innerhalb der Familie – oft vergessene Ereignisse, totgeschwiegene Personen oder andere Geheimnisse – in unser Leben hineinwirken. Menschen, die wie bei einem Mobile miteinander verbunden sind. Und wenn sich einer bewegt, hat es Auswirkungen auf alle anderen.
Der Roman setzt sich wie ein Puzzle zusammen, in dem man die passenden Teile suchen und an den richtigen Stellen einsetzen muss. Man muss nicht alle Teile haben, um das Bild zu erkennen, aber einige wichtige, um sich einen Eindruck davon machen zu können, welche Kräfte innerhalb einer Familie wirken. Ein hochspannendes Thema, in dem sich jeder wiederfinden kann.
Katja: In Deinem Roman geht es um eine Brauerei-Familie. Warum hast Du Dich gerade für Bierbrauer entschieden?
Hanna: Wer auch nur einmal in Köln war, weiß, wie närrisch die Kölner mit ihrem Bier sind. Es gibt viele alte Brauhäuser und wenn man dort sitzt, dann fallen einem die alten Fotos auf, die dort an allen Wänden hängen. Es war schon lange ein Traum von mir, eine Geschichte über einen Bierbrauer als Familienoberhaupt zu schreiben.
Ein gut wie böse schillernder Protagonist des Romans ist August, der Familienvater, ein gewiefter Fuchs ist, der sich schon in der Notzeit des Ersten Weltkrieges gut geschlagen hat, so dass seine Familie nie hungern musste. Und er ist Bierbrauer.
Katja: Die Kölner sollen mit ihrem Kölsch ja sehr sensibel sein. Kann man sich bei so einem Thema nicht schnell in die Nesseln setzen?
Hanna: Damit ich nicht in ein Fettnäpfchen tappe und alle Vorgänge beim Bierbrauen auch richtig erklären und lebensecht erzählen kann, habe ich extra ein Bierbrauseminar belegt. Das war ungemein interessant. Der Geruch nach Malz, das Aussehen der Maische, die man übrigens auch essen und zu vielerlei Gerichten verarbeiten kann. Ich habe viel erfahren, was ich in meine Geschichte einbauen konnte.
Wenn ich heute Bier trinke, schaue ich ganz anders auf das Getränk. Mit mehr Hochachtung vor einer sehr alten, sehr schönen und sehr leckeren Tradition. Kölsch ist übrigens auch mein Lieblingsbier, schon immer gewesen. Aber gelegentlich gehe ich auch mal fremd.
Katja: Wie findest Du ein Thema, über das Du schreiben möchtest? Recherchierst Du in historischen Dokumenten und stolperst quasi zufällig darüber?
Hanna: Man glaubt immer, man kennt eine Stadt, aber Köln hat eine sehr ziemlich weitreichende Vergangenheit mit unglaublich vielen spannenden Kapiteln.
Ich hab die „ Chronik von Köln“, ein riesiges dickes, schweres Buch, in der ich gerne blättere. Darin finden sich zehntausend Geschichten, die es wert wären einen Roman darüber zu schreiben.
Der historische Teil meiner Familiensaga ist akribisch recherchiert. Da muss alles stimmen. So habe ich z. B. die passende Villa für die Geschichte erfunden, weil es sie nicht gibt. Aber ich kenne den exakten Platz, wo sie am Rheinufer stehen würde.
Katja: Inspiriert dich auch einfach mal ein altes Foto?
Hanna: Tatsächlich ist der Zeitraum des historischen Teil maßgeblichen durch ein Foto bestimmt worden: Britische Panzer vor dem Dom. Das war schon ein richtiger Schock. Für mich ist es der Ausdruck der verletzten Seele einer Stadt. Und das spiegelt sich in der Gesellschaft der Weimarer Republik, in der der historische Teil spielt.
Alte Fotos nutze ich sehr gerne, vor allem für die Atmosphäre des Romans. Ich suche gezielt nach alten Fotos, weil ein Bild oft mehr sagt als 1000 Worte. Die überschwemmten Stadtteile von Köln in 1926, wo die Menschen auf ausgelegten Brettern gehen, die kreuz und quer über Steinen, Tonnen und anderen Dingen gelegt wurden, damit sie sich in den Straßen bewegen können. Hanebüchen gefährliche Konstruktionen, die von einer unglaublichen Improvisationsgabe sprechen. Leider kann man nicht alles eines zu eins verwenden. Es soll ja kein Geschichtsbuch werden, sondern ein spannender Roman.
Katja: Eine Familiensaga, Geheimnisse, dramatische Ereignisse, Bierbrauen und viel Kölner Geschichte – was erwartet die LeserInnen noch?
Hanna: Natürlich die Liebe: die gewagte Liebe, die unerfüllte Liebe, die gefährliche Liebe und die zaghafte Liebe. Für einige gibt es ein Happy End, aber nicht für alle.
Katja: Gibt es ein weiteres oder überhaupt ein Wunschthema, über das Du gern einmal schreiben würdest? Ein historisches Ereignis, was Du gern näher beleuchten und in einen Roman verpacken würdest?
Hanna: Da sitze ich gerade dran. Ist aber noch in Entwicklung und deshalb kann ich da nichts zu sagen. Auf jeden Fall ist es ein hochdramatisches historisches Thema. Aber wie alle Künstlerinnen bin ich ein wenig abergläubisch und kein Wort verlässt meine Lippen.
Katja: Und nun kommen wir schon zur obligatorischen letzten Frage, die jeder Autor in meinen Interviews gestellt bekommt:
Auf meinem Blog geht es ja nicht nur um Bücher sondern auch um mein zweites Hobby, das Kochen und Backen. Hast Du ein Lieblingsrezept, welches Du mit mir und meinen Lesern teilen möchtest?
Hanna: Eins meiner absoluten Lieblingsrezepte ist das rheinische
Kartoffelstampf mit Endiviensalat
Warmer Kartoffelpüree, unter das der Salat gemischt wird. Ich könnte mich reinsetzen. Und bald ist ja auch wieder Endiviensalat-Zeit.
Zutaten für 2 Personen
8 mittelgroße Kartoffel(n)
in Salzwasser kochen
stampfen und währenddessen
– lauwarme Milch
– Butter
– Muskatnuss, wenig Salz
hinzufügen
½ – 3/4 Kopf Endiviensalat, waschen und in Streifen schneiden
1 große Zwiebel in kleine Würfel schneiden
– Öl, bevorzugt schön gelbes Rapsöl (anderes geht auch, aber kein Olivenöl)
– Weißweinessig oder Weißer Balsamico
– Salz und Pfeffer
– Eine Prise Zucker
Guten Appetit!