Es war im Januar des Jahres 2020, als ich im Buchladen auf den Krimi „Achtsam Morden“ aus der Feder des Rechtsanwaltes Karsten Dusse aufmerksam wurde. Damals habe ich das Buch verschlungen – und mittlerweile auch alle 4 weiteren Bände, die bisher erschienen sind.
Markus und ich genießen hin und wieder einmal einen kulturellen Abend in der Comödie Dresden, haben schon etliche Stücke gesehen und gehen immer wieder gerne hin. Als ich nun entdeckte, das genau dort eine Adaption eines meiner Lieblingsreihen der deutschen Buchlandschaft auf die Bühne gebracht werden sollten, musste ich einfach hin. Unbedingt. Und so buchte ich kurzentschlossen zwei Tickets für den Premierentag.
Und so saßen wir beide am 12. April ganz gespannt in der 6. Reihe des 640 Plätze umfassenden Privattheaters und waren gespannt, was uns erwarten würde. Ich war mir teilweise doch recht unsicher. Da ich die Bücher so sehr liebte – würde das Stück meine Erwartungen erfüllen? Würde die Umsetzung der Charaktere meinem inneren Bild, das ich mir von ihnen gemacht hatte, entsprechen können?
Etwa 2 ½ Stunden (inklusive Pause) später war ich klüger und auf jeden Fall war ich nicht enttäuscht. Ich war überrascht und streckenweise total begeistert.
Ich war überrascht davon, dass dieses Stück lediglich von 3 Personen auf der Bühne lebt, die alle drei ihren Job großartig gemacht haben. RONALD SPIESS verkörpert den Anwalt Björn Diemel und erzählt uns quasi seine Geschichte.
Und die ist schnell erzählt: Um seine aus den Fugen geratene Work-Life-Balance zu optimieren, nimmt der Erfolgsanwalt Björn Diemel auf Drängen seiner Frau an einem Achtsamkeitsseminar teil. Und fast bewegt sich sein Leben wieder in die richtige Richtung. Aber eben nur fast. Denn als sein eindeutig schuldiger Mandant, der Mafiaboss Dragan, beginnt, ihm Probleme zu bereiten, setzt er das neu Gelernte anders um als erwartet. Er bringt ihn um. Und zwar nach allen Regeln der Achtsamkeit.
BENJAMIN HILLE brilliert als Joschka Breitner an seiner Seite, verkörpert aber auch gekonnt andere Figuren, die in der Geschichte auftreten. Seine Einlassungen zum Thema Achtsamkeit fand ich, wie im Buch auch schon, sehr gelungen und sie passten immer hervorragend. Nicht nur zum Stück, auch zum eigenen Leben der begeisterten Zuschauer.
DANIELA MICHEL als Katharina, die unter anderem auch als „Sascha“ fungierte, machte das wunderbare Trio auf der Bühne komplett. Auch sie hauchte ihren Figuren Leben ein und füllte sie komplett aus.
Der donnernde Applaus am Ende des Stückes war wohlverdient, Premiere geglückt und die Zuschauer happy. Was will man als Theaterschaffender mehr?
Ich war jedenfalls glücklich, als ich das Theater verlies und mit Markus den Heimweg antrat. Wir sprachen viel über das Stück und die Umsetzung. Zu Hause angekommen holte ich mir gleich das Buch „Achtsam morden“ aus dem Regal und begann einen Re-Read.
Was ich an dem Abend noch gelungen fand, was der Verkaufsstand aus dem „Haus des Buches“, der im Theater aufgebaut war und wo alle 5 Bände der Reihe gekauft werden konnten.
Eine Frage aus dem oberen Teil möchte ich noch beantworten, die da lautete „Würde die Umsetzung der Charaktere meinem inneren Bild, das ich mir gemacht habe, entsprechen können?“. Jein muss ich sagen. Björn Diemel hat „gesessen“, den habe ich mir tatsächlich so vorgestellt. Vielleicht mit etwas mehr Körperfülle, aber von der Art und Weise her passte es total.
Joschka Breitner – nun. Da muss ich sagen nein. Zu meinem Bild, das ich mir auf Grund seiner beschriebenen Art und Weise von ihm gemacht hatte, sah er bei mir anders aus. Aber als ich gestern noch mal zum Buch griff und er seinen ersten „Auftritt“ darin hatte, das erste Mal beschrieben wurde, muss ich zugeben: Volltreffer. Da hatte ich ein falsches Bild vor Augen.
Katharina – nun, ich würde sagen das hat gepasst. Wobei sie mir im Buch nicht so wichtig war, eher eine Randfigur, zu der ich keine direkten Vorstellungen hatte.
Was für mich leider gar nicht passte war die Umsetzung von Sascha, der mein Lieblings-Nebencharakter der Buchreihe ist. Den hatte ich mir ganz anders vorgestellt, sowohl vom Äußeren her als auch von seiner Art zu reden, seiner Stimmfarbe. Aber: es ist auch verdammt schwer, ein Stück, das von so vielen unterschiedlichen (Neben)Charakteren lebt, mit nur drei Schauspielern auf die Bühne zu bringen.
Deswegen: Hut ab – es war ein gelungener Premierenabend, ein gelungenes Stück. Wer es im April noch nicht sehen konnte, hat im Oktober 2024 noch einmal die Gelegenheit dazu. Dann wird es vom 08.10. bis 20.10.2024 noch einmal gespielt. Tickets dafür gibt es an der Theaterkasse im World Trade Center (Mo-Sa 13-18 Uhr), im Internet unter www.comoedie-dresden.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Die nächsten Theatertickets gibt es auch schon – in Mai schauen wir uns „Der erste letzte Tag“ aus der Feder des bekannten Thriller-Autoren Sebastian Fitzek an und ich bin gespannt, die dieser „kein Thriller“ theatermäßig umgesetzt wird.