Wenn man sich in Deutschland mit dem Thema Tuning und Autos ein wenig auskennt, an Autos mehr als nur etwas interessiert und zwischen 15 und 55 Jahre alt ist, dann kennt man sein Gesicht und seinen Namen. Jean Pierre Kraemer, genannt JP. Ob zum Beispiel bei den „PS Profis“ im Fernsehen oder auf seinem YouTube Kanal „JP Performance“ – er ist das Gesicht der deutschen Tuningszene.
Zu seinem 40. Geburtstag 2020 hat er eine (Achtung Wortwitz) Autobiografie herausgebracht. Nicht von einem Ghostwriter geschrieben, sondern höchst selbst. Mittlerweile ist diese auch als Hörbuch, von sich selbst gesprochen, verfügbar.
Beides vermarktet er selbst und nicht über die großen im Markt, bei Amazon gibt es das Buch genauso wenig, wie im stationären Handel. Durch seine Popularität und das große Interesse an dem Buch war die erste Ausgabe binnen Stunden ausverkauft. Auch weitere Auflagen sind mittlerweile vergriffen.
Dass JP ein besonderer Mensch ist, der mit seiner Art polarisiert, als Hans Dampf in allen Gassen verschiedenste Nebenprojekte hat und mit mittlerweile über 2 Millionen Abonnenten auf dem YouTube Kanal große Reichweite genießt, ist nichts Neues. Doch über seine Vergangenheit, sein Leben „davor“ war bisher nur wenig bekannt.
Seinem üblichen Kredo folgend sollte das, wenn es schon bekannt wird, von ihm selbst stammen und so entstand dieses Buch.
Jean Pierre, Sohn einer Deutschen und eines Bahamaers, aufgewachsen bei seiner Mutter in Dortmund. Doch über die Umstände seiner Kindheit und Jugend klärt er erstmals in diesem Buch auf. Es war, das kann man wohl sagen, keine allzu schöne Zeit. Entbehrungen aller Art, Mangel an Zuwendung – an Liebe, fehlendes Zugehörigkeitsgefühl und Demütigung stehen am Beginn seines Lebens. Dass der Weg zu seinem jetzigen Leben steinig war, kann man sich vorstellen, doch welche Narben er hinterlassen hat, wird einem erst mit der Lektüre des Buches klar.
Ich denke, um dieses Person zu verstehen, ist das Buch ein guter Anfang. Denn sein Weg auf der anderen Seite ist auch äußerst interessant. Die Menschen die er traf, die Menschen die ihn förderten, lange begleiteten, seine Entscheidungen und was es aus ihm machte, haben mich fasziniert.
Man merkt den Kapiteln an, dass er das Schreiben durch dieses Buch gelernt hat. Aus einigen liest man heraus, dass sie früher geschrieben worden als andere. Man spürt, dass viel Emotion, ja Herzblut in dieses Projekt geflossen sind und kann etwas mehr verstehen, wie er denkt, arbeitet und lebt.
Das Buch war für ihn wohl auch Therapie, Selbsterkenntnis und das Öffnen alter Wunden. Umso beachtlicher ist, dass er es mit der breiten Masse teilt. Er gibt seine Prinzipien als Unternehmer preis, wie er an Projekte herangeht, auf seine Ideen kommt.
So sind auch im Buch QR-Codes nach fast jedem Kapitel, die einen unter anderem zu privaten Bildern bringen – ein besonderes Gimmick für die Leser.
Doch damit macht er sich auch angreifbar und gibt seinen „Hatern“ genügend Munition. Auf der anderen Seite erklärt er denen „auf die es ankommt“, seinen Fans und Followern, was hinter der Marke und der Person „JP“ steht.
Ist das Buch für jeden etwas? Klares Nein. Ist es für jemanden etwas, der interessante Lebensgeschichten mag? Klares Ja.
Ein Buch für alle, die diesen Menschen kennenlernen und verstehen wollen. Harte Wort eines Amateurs, die aber kaum gefiltert und damit authentisch sind.
Man kann eine allgemeingültige Bewertung hier nicht abgeben. Für mich als Bewunderer seiner Arbeit, seiner Art Dinge anzugehen, aber keinesfalls als „Fanboy“ gibt es 4/5 Sternen. Das Buch ist weit weg von Perfekt, aber das ist das Leben um das es in diesem Buch geht auch – das macht es lesenswert.