Wenn das kein Buch ist, das mich überraschen und begeistern konnte. 🙂
Es hat unendlich viele Emotionen in mir ausgelöst, Deja Vu’s verursacht und mich sowohl zum Lachen als auch zum Weinen gebracht.
Soweit ich weiß, ist dies ein Debüt-Roman, der erste Roman der Autorin. Und ich muss sagen, sie hat ihre Sache sehr gut gemacht.
Ihr Schreibstil war zwar nicht zu 100% an allen „Ecken und Kanten“ perfekt, hin und wieder wirkte ein Dialog ein wenig steif und hölzern; mal ging die Story ein wenig zu schnell voran, dann plätscherte es wieder träge dahin.
Aber dennoch schafft sie es, die Emotionen; die Gedanken und Gefühle der Hauptprotagonistin Susanna (Susa) gut rüberzubringen. Auch die anderen Figuren sind gut gezeichnet, glaubhaft dargestellt und konnten mich von Anfang an in der Geschichte „mitnehmen“.
Als ich den Klappentext gelesen habe, war mich gleich klar, dass es für mich keine leichte Geschichte werden wird. Aber wie sehr sie mich begeistern und auch betroffen machen kann, das war mir in dem Moment nicht bewusst.
Worum geht es in dem Buch? Ganz kurz gefasst: Um das Thema Betrug. Darum, das eine Frau nach vielen Jahren in einer Beziehung feststellen muss, das ihr Mann sie nicht nur seit vielen Jahren betrügt, sondern auch, dass ihr Mann parallel zu ihr eine zweite Familie hat – sogar mit einem Kind.
Das Buch erzählt die Geschichte von Susa, die dies entdecken muss; deren Leben von einem Moment auf den anderen ein Scherbenhaufen wird und die, zusammen mit ihren wahren Freunden, wieder auf die Beine kommt und das alles verarbeiten kann.
In einer Rezension habe ich gelesen, das Buch sei „Sehr aus der Luft gegriffen und total unrealistisch …“ – eine Äußerung, die ich nicht verstehen kann.
Gut, jeder empfindet ein Buch anders, aber ich frage mich, was an der Geschichte aus der Luft gegriffen ist? Ich habe mehr als einmal beim Lesen ein Deja vu erlebt, mehr als einmal schlucken müssen und an die Vergangenheit gedacht. Ich kenne – leider – mehrere Fälle, wo so ein Betrug stattfand. Mehrere Fälle, von Freunde und Kollegen Bescheid wussten. Es hat mich sogar selber betroffen und ich habe mich, wie Susa, mehr als einmal gefragt, wie ich das die ganze Zeit über nicht merken konnte.
Neben der Geschichte von Susa eröffnen sich nach und nach noch andere Handlungsstränge. Handlungsstränge, die vielleicht nicht alle unbedingt sein mussten, die teilweise ein Stück zu viel waren und die zum Teil das Buch, die Geschichte, unnötig aufgebauscht haben. Ein paar der Geschichten wären es eher wert gewesen, ein eigenes Buch zu bekommen. Ich denke da gerade an die Geschichte mit der Adoption. Da kann mich nicht einfach so nebenbei abhandeln.
Zwei Textstellen haben mich in dem Buch unter anderem sehr berührt, weil es auch teilweise Fragen waren, die ich mir gestellt habe:
»Es tut trotzdem weh.« Susas Stimme war rau. »Ich hasse mich dafür, aber ich kann meine Gefühle nicht einfach abstellen. Wie lange noch wird er solche macht über mich haben, Bille?« »Solange du sie ihm einräumst.« Ihre schmale Hand legte sich auf Susas Arm. »Klingt nah einem dieser doofen Allgemeinplätze, ist aber leider trotzdem wahr. Er hat dich doch gar nicht verdient, weder früher noch heute. Je schneller du es hinter dich bringst, desto besser.« (Seite 198)
»Der Betrug hat dich ziemlich umgehauen, nicht wahr?«, fragte Julian. »Ich war vollkommen unvorbereitet, vielleicht lag es ja daran. Und jetzt fühle ich mich beschädigt. Wie eine Ware zweiter Klasse. Benutzt und dann wieder retour gegeben.« (Seite 225)
Mich hat dieses Buch gepackt und ich habe es richtig gerne gelesen. Daher bekommt dieses Buch, obwohl es einige Kritikpunkte gibt, 4 von 5 Sternen.
Daten:
Autor: Clara Römer
Titel: Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Diana Verlag (Mai 2016)
ISBN: 978-3453358799