Was für ein wunderschönes Buch. Franziska Stadler nimmt uns mit in das kaiserliche Wien, an die Spanische Hofreitschule. Wer schon einmal in den Gemäuern der Hofreitschule gestanden hat und Pferde liebt, wird mit Sicherheit genauso fasziniert sein, wie ich es bin.
Die Autorin hat einen wunderbaren leichten und lockeren Schreibstil, dabei formt sie die Charaktere so ausgereift, dass sie lebendig werden. Auch die wunderschönen Lippizanerhengste, allen voran Novio, werden sehr authentisch beschrieben. Ich hatte das Hufgetrappel und das Schnauben und Wiehern der Pferde die ganze Zeit im Ohr.
Sehr schön kommt auch die Stimmung Wiens zur damaligen Zeit rüber. Her haben mich die Beschreibungen des Trubels am Prater sehr beeindruckt – man hat tatsächlich die ganze Zeit über das Gefühl, dabei zu sein.
Im Großen und Ganzen konnte mich Irma begeistern, auch wenn ich mit der Leichtigkeit, mit der sie über die Ehefrau ihres Stephans hinweggeht, nicht einverstanden bin. Auf der einen Seite kommt sie nicht damit klar, dass ihre Freundin Mizzi verheirateten Männern zu „Diensten“ ist, aber andererseits schiebt sie die Ehefrau gedanklich zur Seite. So sehr viel Ehrgefühl hat sie dann wohl doch nicht. Ich kann das Dilemma, in dem sie steckt, gut verstehen, aber im Buch erscheint es viel zu leicht.
In einigen Rezensionen steht, dass man gerne noch mehr über die Arbeit mit den Pferden gelesen hätte. Ich muss sagen, so wie es ist, ist es für mich perfekt. Es ist eine Geschichte, in der sehr viel Liebe zum Pferd ausgedrückt wird und meiner Meinung nach findet die Autorin die perfekte Balance zwischen den einzelnen Komponenten des Buches: den historischen Details Wiens, dem Schauplatz der Hofreitschule und der Liebesgeschichte.
Die Charaktere konnten mich alle begeistern – egal ob es dabei um die „bösen“ oder die „guten“ geht. Ich fand es schade, dass das kleine Mädchen von Anfang nicht mehr wieder zu sehen war – hier hätte ich mir ein Wiedersehen gewünscht. Highlight für mich war die Begegnung mit Sisi und Franz – in meiner Jugend war ich großer Fan der Sissi-Verfilmungen. Die Begegnung und auch die Audienz passten meiner Auffassung nach wunderbar in die Geschichte hinein, weiß man doch das Sisi Pferde über alles geliebt hat. Der Blick in den „Arbeitsalltag“ des Kaisers rundete den Roman ab.
Der 2. Teil der Reihe, der im Oktober erscheinen wird, ist auf jeden Fall gleich auf meiner Wunschliste gelandet – den will ich unbedingt lesen, weil ich wissen möchte, wie es mit Irma und Stephan weitergeht.
Von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.
Daten:
Autor: Franziska Stadler
Titel: Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft (März 2024)
Taschenbuch: 432 Seiten
ISBN: 978-3423220507