Das Interview mit Jeanine Krock war eigentlich ebenfalls für die LLC geplant. Allerdings machte die Gesundheit uns einen Strich durch die Rechnung. So kam es zwar zu einem kurzen Treffen auf der LLC, aber das Interview wurde per E-Mail geführt.
Katja: Liebe Jeanine, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein kleines Interview nimmst. Wie geht es Dir?
Jeanine: Danke, mir geht es gut, nur mein Fuß ist da anderer Meinung.
Katja: An der lang geplanten LLC in Berlin kannst Du nicht so teilnehmen, wie Du es Dir gewünscht hättest. Was wirst Du am meisten vermissen?
Jeanine: Ausreichend Zeit für Gespräche mit BesucherInnen und KollegInnen.
Katja: Was tust Du gerade? An welchem Buch schreibst Du gerade? In welcher Stufe des Schreibprozesses befindest Du Dich?
Jeanine: Zu aktuellen Projekten kann ich noch nichts sagen, da bin ich immer ein bisschen abergläubisch. Ein wenig müssen sich meine LeserInnen aber noch gedulden, denn derzeit arbeite ich an Projekten, die nichts mit meinem Namen zu tun haben. Geschichten von Jeanine Krock sind aber schon recht konkret in Planung.
Katja: Was machst Du, wenn die Geschichte, an der Du arbeitest, gerade stockt oder Du den roten Faden verlierst?
Jeanine: Ich versuche herauszufinden, woran es liegt. Manchmal braucht man Abstand von der Geschichte, um ihre Schwachstellen zu erkennen. In solchen Fällen gehe ich gern spazieren und arbeite zwischendurch an anderen Texten.
Katja: Was ist zuerst da? Die Geschichte oder der Titel?
Jeanine: Die Geschichte. Der Titel ist meist ein Arbeitstitel, weil die schönsten häufig schon vergriffen sind. Irgendwann muss das Buch aber in die Verlagsvorschau und spätestens dann haben wir auch einen gefunden. Das ist nicht immer ganz einfach, denn der Titel soll ja sowohl aussagekräftig sein, als auch gut klingen und Lust auf das Buch machen.
Katja: Wie schaut Dein perfekter Feierabend aus? Was brauchst Du, damit er „perfekt“ wird?
Jeanine: Das Schöne an einem kreativen Beruf ist, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss. Ganz gleich was ich tue, ich bin immer auch Geschichtenerzählerin. Es ist mein Leben. Vom Leben aber gibt es nur einen Feierabend – und der heißt Tod.
Katja: Was verrät uns ein Blick in Dein Bücher-Regal? Welche Schätze lauern darin?
Jeanine: Ich bin häufig umgezogen, aus diesem Grund ist meine Büchersammlung recht überschaubar, obwohl ich viel lese. Von den gelesenen Klassikern stehen wenige neben viel Zeitgenössischem im Regal. Allein im vergangenen Jahr sind etwa 230 Romane hinzu gekommen, die ich als Jurorin für den DeLiA-Literaturpreis geprüft habe und auch in diesem Jahr erwarte ich Einsendungen in einer ähnlichen Größenordnung.
Katja: An welchem Buch hängst Du ganz besonders?
Jeanine: Meine Fachbücher rund um die Kostümgeschichte bedeuten mir viel, denn an jedem von ihnen hängt eine eigene Geschichte. Früher gab es nicht sehr viele davon in deutscher Sprachen und nur wenige gut sortierte Buchhandlungen. Deshalb habe ich mir von jeder meiner regelmäßigen Reisen nach London eines mitgebracht – und außerdem mindestens ein Paar Schuhe …
Katja: Der Sommer steht vor der Tür – endlich und die schönste Zeit des Jahres bringt viele Leckereien mit sich. Vor allen Dingen Eis J Was sind Deine liebsten Eissorten? Und bist Du eher der „ich ess mal eine Kugel“-Typ oder muss es der große Eisbecher sein?
Jeanine: Man würde bei mir zwar eher den »Eisbecher-Typ« erwarten, aber tatsächlich genieße ich Eis lieber in kleinen Dosen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: wenn ich in Hamburg bei meinem Lieblings-Eis-Dealer am Poelchaukamp vorbeigehe, dann müssen es mindestens zwei Kugeln sein.
Katja: Ergänze bitte den folgenden Satz
Jeanine: Bücher sind … wunderbar! Sie erlauben es dir, nicht nur ein einziges, sondern Tausende Leben zu leben. Was kann es Schöneres geben?
Am liebsten beginne ich den Tag … mit einer großen Tasse Tee, meinem Manuskript und einem schlummernden Hund auf meinen Füßen.
Katja: Was fällt Dir spontan und ohne groß nachzudenken zu folgenden Begriffen ein?
Jeanine: Gegenwart – genießen!
Unglaublich – das Glück in Frieden leben zu dürfen.
Fantasie – das schönste Geschenk.
Katja: Zwei große Diskussionsthemen gibt es im Bücherland und auch im Vorfeld der LLC derzeit. Zum einen, und dazu gibt es auch einen großen Bericht auf meinem Blog, zum Thema Rezensionen. Es kommt oft vor, das Bücher und/oder Autoren mit Rezensionen niedergemacht werden, die eigentlich nur den Schluss zulassen, dass es direkt gegen den Autoren geht. Was kann man als Autor gegen solche Rezensionen machen?
Jeanine: Nichts. Menschen, die, wie du schreibst, aus Bosheit Schmähtexte verfassen, sollten über professionelle Hilfe nachdenken.
Katja: Wie wichtig sind Rezensionen überhaupt und für Dich als Autor. Aber vielleicht auch als Leser?
Jeanine: Als Leserin vertraue ich auf Empfehlungen von FreundInnen und anderen, deren Geschmack ich einzuschätzen vermag. Dennoch sind Buchbesprechungen ein wichtiges Marketinginstrument und können mir als Autorin deshalb nicht gleichgültig sein.
Katja: Und das zweite Thema ist der E-Book-Klau, der im großen Stile immer wieder publik wird. Was denkst Du darüber und wie gehst Du selbst mit dem Thema um? Besonders wenn man dann auch noch die Leute kommt, die eBooks einfach kopieren und weiterverschenken oder gar verkaufen?
Jeanine: Niemand sieht entspannt dabei zu, wie er bestohlen wird. Natürlich bin ich wütend und wünsche besonders den professionellen Dieben die Pest an den Hals. Darüber hinaus halte ich es für sinnvoll, Aufklärung zu betreiben, wie es beispielsweise die Aktion #FairerBuchhandel tut. Nicht jeder, der sich in Tauschbörsen bedient, weiß, welche Folgen das haben kann.
Grundsätzlich haben wir es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun und da kann jeder nur in seinem eigenen Umfeld versuchen, ein Bewusstsein zu schaffen. Allerdings ist auch der Gesetzgeber aufgefordert, nachzubessern. Ein komplexes Thema, das in wenigen Sätzen nicht abzuhandeln ist.
Katja: Was würdest Du Deine Leser, Deine Fans gern fragen, wenn Du den Spieß umdrehen könntest?
Jeanine: Im Grunde interessiert mich alles. Besonders die Dinge, die anders sind als in meinem eigenen Leben. Ich interessiere mich für euren Alltag. Für euer Lieblingsessen, für die Geschichte eurer großen Liebe, ich will wissen wovor ihr euch fürchten, was euch glücklich macht und warum. Noch Fragen?
Auch Jeanine habe ich, in Hinblick auf mein Blog-Thema „Bücher und Rezepte“ nach ihrem Lieblingsrezept gefragt. Von ihr bekam ich folgende Antwort 🙂
Liebe Katja,
ich bin hier im Hause zwar nur für die „schnelle Küche“ verantwortlich (Spaghetti, Steaks, das Tranchieren von Geflügel – Letzteres mache ich dann auch mal bei lieben Autorenkolleginnen), aber im Sommer liebe ich Gazpacho. Lecker und vegetarisch.
*** Achtung! Dieses Rezept befindet sich auch im LLC-Katalog 2015!
Gazpacho
Zutaten für ca. 4 Personen:
• 5 – 6 (ca. 800 g) reife Fleischtomaten, geschält (alternativ: passiertes Tomatenpüree)
• 1 Salatgurke, in Stücke geschnitten und geschält
• optional: 1 grüne und oder rote Paprikaschote, Kerne entfernt, grob zerkleinert
• 2 – 3 geschälte Knoblauchzehen
• Frühlingszwiebel-Ringe (oder fein gehackte Gemüsezwiebel, mild)
• evtl. Gemüsebrühe
• 1 Schälchen Saure Sahne
• ca. 200 g Weißbrot möglichst ungesalzen (beispielsweise Ciabatta vom Vortag) oder 3 – 4 Scheiben Toastbrot
• 3 EL gutes Olivenöl
• Sherry-Essig (oder Balsamico) zum Abschmecken
• 1 Chilischote (optional)
• Salz und frisch gemahlener weißer Pfeffer
• Zimt
• Zucker zum Abschmecken
• Weißbrot für Croûtons und als Beilage
Zubereitung
Brot (ohne Rinde) in etwas Wasser oder Gemüsebrühe einweichen. Von Tomaten, dem Gemüse und den Frühlingszwiebeln etwas abzweigen, fein würfeln und später zur Suppe servieren.
Gemüse und Knoblauch in eine Schüssel geben, mit dem Olivenöl pürieren und durch ein Sieb passieren. Brot hinzugeben und noch einmal kurz pürieren. Das Brot gibt der Suppe Konsistenz, lässt sie aber heller (bräunlich-orange) werden.
Abschmecken mit Pfeffer, Salz, Chili (ggf. Essig oder Zucker) und erneut durchrühren. Danach mindestens eine Stunde im Kühlschrank kaltstellen. Die Konsistenz hängt vom Wassergehalt des Gemüses ab und kann, falls erforderlich, mit Wasser oder Gemüsebrühe verlängert werden. Die Gazpacho sollte tomatig und leicht säuerlich frisch schmecken. Sie darf eine leichte Schärfe haben.
Croûtons: Toast/Weißbrot in kleine Würfel schneiden, mit wenig Öl (oder Butter) in eine Pfanne geben und von allen Seiten goldbraun werden lassen. Auf Küchenpapier abtropfen, mit einer kl. Prise Zimt oder mediterranen Kräutern bestäuben.
Servieren: Die gut gekühlte Gazpacho in Gläser oder eine Terrine geben und nach Belieben mit frischen Kräutern garnieren.
Dazu Weißbrot sowie die vorbereiteten Zutaten reichen. Am Tisch kann sich jeder die Suppe nach seinem Geschmack verfeinern.
Pauline, Constantin und die Autorin wünschen: »Bon profit!«
Ich bedanke mich von ganzem Herzen für Deine Zeit, liebe Jeanine und für das nette Gespräch mit Dir.
Foto: Jeanine Krock