Die Wochen nach der Leipziger Buchmesse sind – für viele Leserinnen des Romance-Genre’s – die Wochen vor der LoveLetter-Convention in Berlin.
Wie jedes Jahr habe ich auch diesmal voller Spannung auf die Liste der dort teilnehmenden Autoren gewartet. Wie immer sind auch in diesem Jahr viele Autoren dabei, die ich bis dato noch nicht kannte, deren Namen und Bücher mir gar nichts sagte. Und so „pickte“ ich mir vier Namen heraus, mit denen ich mich im Vorfeld beschäftigen wollte. Vier Autorinnen von insgesamt 48, die ich zum Interview bat.
Den Anfang macht heute Petra Hülsmann, die sich Zeit nahm, meine Fragen zu beantworten.
Katja: Liebe Petra, danke das Du Dir die Zeit für einen kleinen Plausch nimmst. Erzähl uns erst einmal etwas über Dich. Was bringt Dich zur Weißglut und was macht Dir besonders viel Freude?
Petra: Zur Weißglut bringt mich oft das Fernsehen, deswegen gucke ich so gut wie gar nicht mehr. Wenn ich versehentlich in Sendungen wie „Der Bachelor“ oder „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ reinzappe, werde ich regelmäßig aggressiv, weil ich das peinlich und menschenverachtend finde. Auch dass heutzutage alles bewertet werden muss, macht mich wütend. Ob es Kochen, Shoppen, Heiraten oder sonst was ist, für alles müssen Punkte von 1 bis 10 vergeben werden. Ach, wenn ich nur daran denke, könnte ich mich schon wieder aufregen, deswegen konzentriere ich mich mal lieber auf die Dinge, die mich glücklich machen. J Zeit mit meinem Mann, meiner Familie und Freunden verbringen z. B.. Kochen, draußen sein, Wandern, das Meer, mir Geschichten ausdenken, Reisen, die Welt entdecken. Das sind so die Dinge, die das Leben für mich lebenswert machen.
Katja: Was hast Du geantwortet, wenn man Dich als Kind gefragt hat, was Du werden willst?
Petra: Jedes Mal etwas anderes, das hat ständig geschwankt. Unter anderem wollte ich Tierärztin, Schauspielerin, Schriftstellerin oder Journalistin werden. Lange Zeit war mein Berufswunsch Ärztin (Gynäkologin oder Chirurgin), da musste ich aber irgendwann leider feststellen, dass ich in allen für diesen Beruf relevanten Schulfächern einfach viel zu schlecht war. Ein bisschen trauere ich dem schon noch nach, ich wäre wirklich gerne Ärztin geworden. Vielleicht versuche ich es ja noch mal, genug Wartesemester habe ich ja inzwischen. J
Katja: Beschreib uns doch bitte mal den perfekten Tag für Dich. Wie muss er sein, damit Du dann am Ende des Tages denkst „der Tag, der war so richtig gut.“
Petra: Wenn ich frei habe, dann gehört auf jeden Fall ein Ausflug dazu. Entweder ans Meer fahren oder einfach nur an der Alster oder am Elbstrand picknicken. Mein Mann gehört dazu und/oder Familie und Freunde. Draußen sein, sich den Wind um die Nase wehen lassen, gut essen, Wein trinken, quatschen bis zum Umfallen und spät ins Bett gehen.
Arbeitstechnisch ist der Tag natürlich dann besonders gut, wenn ich in einen Schreibrausch verfalle und so abgetaucht in meine Buchwelt bin, dass es mir schwer fällt, wieder da rauszukommen.
Katja: Was hat Dich zum Schreiben gebracht? Wie kam die Idee zu Deinem ersten Buch?
Petra: Ich habe immer schon gerne geschrieben. Als Kind habe ich es in der Schule geliebt, Aufsätze zu schreiben. Als Jugendliche haben meine Freundin und ich uns gegenseitig Liebesgeschichten geschrieben, in denen es um die jeweils andere und ihren derzeitigen Schwarm ging. Das war wohl die Zeit, in der ich meine Liebe zu Liebesgeschichten entdeckt habe. In dieser Phase habe ich auch ungefähr 30 Romane angefangen, bin aber nie über die ersten drei Kapitel hinausgekommen, weil ich dann keine Lust mehr auf die Geschichte hatte oder nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Dann habe ich das Schreiben lange aus den Augen verloren, irgendwann hatte ich aber plötzlich wieder total Lust darauf. Gleichzeitig kamen auch die ersten Ideen für „Hummeln im Herzen“. Als erstes war da wohl die Idee von der WG, weil ich selbst lange und auch sehr gerne in WGs gewohnt habe. Aber grundsätzlich ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu beschreiben, wie die Ideen kommen. Sie finden mich einfach. Ich höre oder sehe etwas, das ich interessant finde und das mich zum Nachdenken bringt, und manchmal entsteht daraus eine Geschichte. Das kann überall sein: Im Supermarkt, in der U-Bahn, im Gespräch mit Freundinnen oder im Wartezimmer eines Arztes. In Berlin bin ich durch Zufall in einem Buchladen gelandet, und kaum hatte ich ihn betreten, wusste ich: In so einem Laden soll Lena arbeiten. Hinter dem Tresen saß ein sehr netter, junger Mann – in meinem Kopf habe ich aber plötzlich diesen alten Griesgram da sitzen sehen und mich gefragt: Warum ist dieser Mensch denn so verbittert und griesgrämig, wie ist er so geworden? Und so war Otto geboren. Wie gesagt, ich kann gar nicht sagen, wie die Ideen kommen. Es ist wohl eine Mischung aus Fantasie und Denkanstößen von außen.
Katja: Wie sieht ein Schreibtag bei Dir aus? Wann hast Du die Zeit zum Schreiben? Nutzt Du jede freie Minute, egal wann, oder hast Du feste Zeiten?
Petra: Ich arbeite nur noch stundenweise im Büro, daher habe ich ausreichend Zeit zum Schreiben. Was aber leider nicht heißt, dass ich das von 9 bis 17 Uhr durchziehe wie im Büro. Ich bin da relativ undiszipliniert. Oftmals fällt das Schreiben mir sehr schwer und grenzt fast schon an Quälerei. Dann feile ich stundenlang an einem Satz, starre dabei immer wieder auf den Monitor oder aus dem Fenster oder ich finde 1000 Ausreden, aufzustehen. Die Wäsche muss dringend gemacht werden, die Schreibtischschubladen müssen neu sortiert werden oder ich muss unbedingt noch mal eben schnell bei Facebook gucken oder eine E-Mail schreiben oder oder oder. Dann habe ich aber auch Phasen, in denen es wirklich gut läuft, und in denen ich wie im Rausch schreibe, eine Woche lang, zwölf Stunden am Tag bzw. die Nächte durch. Danach ist erst mal wieder Ebbe, bis die nächste Schreibphase kommt. Also sehr chaotisch alles, aber irgendwie funktioniert es.
Katja: Wie bereitest Du Dich auf das Schreiben vor? Hast Du bestimmt Rituale? Was muss auf Deinem Schreibtisch stehen, was muss unbedingt in der Nähe sein, wenn Du schreibst?
Petra: Nein, ich habe keine Rituale und brauche auch nichts Bestimmtes. Es muss nur ruhig sein, wirklich absolut ruhig. Wenn ich am Schreibtisch arbeite, muss der aufgeräumt sein, sonst geht gar nichts.
Katja: Beschreibst Du uns Deinen Arbeitsplatz? Oder magst Du uns vielleicht sogar ein Bild davon zeigen?
Petra: Ich habe ein Arbeitszimmer, aber offen gestanden schreibe ich genau so oft und gerne auf dem Sofa.
Katja: Hörst Du bestimmte Musik beim Schreiben, die Dich inspiriert? Verbindest Du mit Deinen Geschichten bestimmte Songs?
Petra: Während des Schreibens höre ich keine Musik, da muss es, wie gesagt, absolut ruhig sein. Aber wenn ich gerade nicht schreibe, höre ich sehr viel Musik. Ich habe zu jedem Buch eine Playlist mit Songs, die zu bestimmten Szenen oder Emotionen passen, zu denen Bilder in meinem Kopf entstehen und durch die ich in die Geschichte eintauche. Auf meinem MP3-Player gibt es den „Hummel-Soundtrack“ und den „Schmetterlings-Soundtrack“ und momentan entsteht der Soundtrack für Buch 3. Einige von den Songs tauchen sogar in den Büchern auf, und als ich meinen zweiten Roman, „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ überarbeitet habe, fiel mir plötzlich auf, dass auch relativ viel gesungen wird. (Was dann peinlich bei Lesungen ist J)
Katja: Du magst Hummeln, weil sie eigentlich etwas tun, was sie rein physikalisch gar nicht tun können – nämlich fliegen. Steckt in Dir viel von einer Hummel? Oder anders gefragt – tust Du etwas, von dem andere sagen, das kannst Du gar nicht?
Petra: Hm, ich würde sagen, dass es mir gelungen ist, mit meinem Buch einen Verlag zu finden, ist so eine Hummel-Sache. Mir hat zwar niemand gesagt, dass ich nicht schreiben kann, aber man hört natürlich überall, dass es superschwer und so gut wie unmöglich ist, als völlig unbekannte Debütautorin eine Agentur und einen Verlag zu finden. Ich habe mir aber gedacht, dass ich es auf jeden Fall versuchen muss, und dann hat alles megaschnell geklappt. Da hatte ich wirklich großes Glück!
Katja: Das Cover zu „Hummeln im Herzen“ ist total süß gelungen, auch das Cover Deines zweiten Buches passt vom Stil her perfekt dazu. Hattest Du bei der Cover-Auswahl ein Mitspracherecht?
Petra: Nein, das hat der Verlag gemacht. Ich durfte vorher Ideen einbringen und habe auf ein paar Cover verwiesen, die mir besonders gut gefallen haben. Aber bei der Entstehung des Covers war ich nicht involviert, und es sah dann auch ganz anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Mir war zwar klar, dass in irgendeiner Form Hummeln darauf zu sehen sein würden, aber wie genau es umgesetzt werden würde, wusste ich nicht. Als ich es das erste Mal gesehen habe, habe ich mich aber sofort in die Hummel, das knallige Orange und die Schrift verliebt und war total happy damit. Auf die geniale Idee mit der Häkelhummel wäre ich niemals gekommen, daher ist es schon ganz gut, dass der Verlag sich um so etwas kümmert.
Katja: Im Juni erscheint Dein neuer Roman „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“. Warum diesmal Schmetterlinge? Was magst Du an Schmetterlingen besonders?
Petra: Die Schmetterlinge haben sich einfach so in den Roman reingemogelt, geplant war das nicht. Mir ist das während des Schreibens auch gar nicht aufgefallen, aber als ich das Manuskript das erste Mal überarbeitet habe, fiel mir plötzlich auf, dass da doch sehr viele Schmetterlinge drin rumfliegen. Vor allem ein Schmetterlingsmädchen taucht immer mal wieder auf und setzt Karo, der Hauptfigur, Flausen in den Kopf. Schmetterlinge sind natürlich das Symbol schlechthin für verliebt sein, daher passen sie super zur Story. Ganz abgesehen davon, dass ich sie wunderschön finde und mich jedes Mal freue, wenn ich einen sehe.
Katja: Wie entsteht bei Dir eine Geschichte? Was ist zuerst da? Die Story an sich oder die Protagonisten? Wie behält man als Autorin den Überblick?
Petra: Bei mir entsteht beides gleichzeitig. Zuerst ist eine Grundidee da, die aber immer nur sehr vage ist und sich in einem Satz beschreiben lässt. Die spinne ich dann immer weiter und zur selben Zeit entstehen auch die Figuren, die ihrerseits immer mehr Form annehmen.
Bevor ich mit dem Schreiben anfange, mache ich mir immer sehr viele Gedanken zu den Figuren, denn sie sind es, die die Geschichte vorantreiben. Ich entwerfe zu jeder Figur einen sehr detaillierten Lebenslauf und eine Charakterbeschreibung und überlege mir welchen Weg sie während der Geschichte geht, sowohl von der inneren Entwicklung als auch von den äußeren Einflüssen. Und ich schreibe eine Inhaltsangabe, erst eine grobe drei- bis fünfseitige, in der ich Story und Charaktere umreiße (das ist das Exposé, das man auch beim Verlag abgibt). Daraus entwickle ich dann eine Inhaltsangabe für jedes Kapitel, sodass ich schon vorm Schreiben genau weiß, was ich überhaupt erzählen will. Daran halte ich mich nicht sklavisch, manchmal merke ich während des Schreibens, dass etwas einfach nicht passt, so wie ich es geplant habe, aber im Großen und Ganzen kann ich so nicht den Überblick und den roten Faden verlieren.
Katja: Du bist in diesem Jahr das erste Mal bei der LoveLetter-Convention dabei. Mit welchen Erwartungen gehst Du hin?
Petra: Ich weiß noch gar nicht so genau, wie eine LoveLetter-Convention abläuft, daher kann ich gar nicht sagen, mit welchen Erwartungen ich dort hingehe. Ich habe bislang nur Gutes gehört und bin auf jeden Fall schon sehr aufgeregt und neugierig. Und ich freue mich darauf, Leserinnen und andere Autorinnen zu treffen.
Katja: Freust Du Dich dabei mehr auf den Kontakt mit Deinen Lesern, bisherigen und vielleicht den zukünftigen? Oder mehr auf die Begegnungen mit Kolleginnen?
Petra: Auf beides gleichermaßen. Als Autorin arbeitet man ja sehr viel alleine, deswegen ist es immer schön, Kolleginnen zu treffen und sich mit ihnen austauschen zu können. Aber ich finde es auch toll, Leserinnen kennenzulernen, denn für die macht man das alles letzten Endes ja.
Katja: Das erste Buch, das Du selbst gelesen hast, an das Du Dich noch bewusst erinnerst – wie heißt es?
Petra: Puh, welches Buch ich als erstes gelesen habe, weiß ich gar nicht mehr. Ich habe auf jeden Fall schon als Kind sehr viel und sehr gerne gelesen. Christine Nöstlinger zählte zu meinen Lieblingsautorinnen, außerdem habe ich den „kleinen Vampir“ von Angela Sommer-Bodenburg geliebt. Und Astrid Lindgren. Pippi Langstrumpf, Madita, Ronja Räubertochter – das waren die Heldinnen meiner Kindheit.
Katja: Was liegt aktuell bei Dir zum Lesen bereit? Worin versinkst Du grad?
Petra: Momentan lese ich „Er ist wieder da“ von Timur Vermes und als nächstes will ich endlich „Heilig über Nacht“ von meinem Agentur- und Verlagskollegen Björn Berenz lesen. Darauf freue ich mich schon seit Ewigkeiten, ich komme aber nicht mehr viel zum Lesen, bzw. habe ich nach einem langen Schreib- oder Überarbeitungstag auch oft einfach keine Lust mehr darauf. Vor allem, wenn es gerade nicht gut bei mir läuft, verunsichert es mich total, andere Autoren und Autorinnen zu lesen, weil ich dann alles, was ich selbst produziere im Vergleich zu dem, was sie schreiben, total scheiße finde. Aber für den Sommer habe ich schon einen Riesenstapel von Liebesromanen und Krimis, auf die ich mich schon sehr freue.
Katja: Was plant Petra Hülsmann für die nächste Zeit? Hast Du schon Ideen für weitere Geschichten im Kopf? Werden Deine Leser noch mehr von Dir lesen können?
Petra: Ja, wenn das Lektorat für „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ abgeschlossen ist, fange ich mit meinem dritten Roman an. Und ich habe noch viele weitere Ideen im Kopf, einige im gleichen Genre, andere ein bisschen anders, zwar auch Liebesgeschichten, aber etwas abgefahrener oder ungewöhnlicher. Das ist aber alles noch sehr unausgegoren. Erst mal freue ich mich darauf, Buch 3 zu schreiben. Ich bin totale Buch-Monogamistin, und in meinem Kopf und Herz ist immer nur Platz für eine Geschichte. Mehrere gleichzeitig kann und will ich nicht. 🙂
Jetzt freue ich mich darauf, Petra auf der LLC auch einmal live zu treffen, ihr gegenüber zu sitzen und mit ihr zu Plaudern. Freut Euch auf unseren Convention-Bericht, wenn es unter anderem heißt „Einen Tag auf der LLC mit Petra Hülsmann“.