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Kawasaki Ninja 7 Hybrid Roadshow bei Louis Dresden

Es ist eine Weile her, dass ich über ein Probefahrt-Event berichtet habe. Und es ist vor allem auch schon eine ganze Weile her, dass ich vor einem solchen Event regelrecht aufgeregt war.

Jetzt war es aber wieder soweit und das lag daran, dass mich ein Wort getriggert hat: Hybrid.

Während bei Autos das Thema Hybrid schon über 10 Jahre – nimmt man allein den Toyota Prius, sind es sogar schon über 20 Jahre – im Straßenverkehr zu finden ist, war das Thema bei Motorräder bisher nicht angekommen.

Kawasaki hat das nun, anno 2024, geändert. Mit der Ninja 7 Hybrid und der Z7 Hybrid sind gleich zwei Modelle sowohl mit einem Verbrennungsmotor, als auch einem Elektromotor ausgerüstet. Dabei ist die Ninja klassisch ein Modell mit Halbschale, die Z ein Nakedbike.

Ich gebe es zu, ich bin schon manchmal ein kleiner Technik-Nerd. Daher war ich sehr gespannt darauf, bei einer Probefahrt eines der neuen Modelle zu testen. Am lokalen Zubehörhändler standen ein halbes Dutzend Ninjas und zwei Z7 für eine geführte Runde bereit. Nach der Anmeldung wurde die Technik, die Modi und deren Bedienung erklärt. EV, HEV, AT/MT, ECO, SPORT und WALK waren die neuen Knöpfe mit denen die linke Hand klarkommen musste. Dazu kamen noch die beiden Knöpfe für das hoch- und herunterschalten der Gänge, denn neben dem Elektromotor verfügen die Modell noch über ein automatisiertes Schaltgetriebe – mehr dazu später. Dafür fehlt aber auch etwas – nämlich der Kupplungshebel.

Die rechte Hand hat es da schon einfacher, denn eigentlich ist alles wie immer – wäre da nicht der grüne Knopf für den e-Boost.

Aufgesessen und dem Guide hinterher – zuerst im Eco-Modus. Sofern der Motor Betriebstemperatur hat, startet man aus dem Stand rein elektrisch und damit sehr leise. Gibt man mehr Gas oder wird schneller, schaltet sich der Verbrenner zu und der sonore Klang eines Zweizylinders erfreut das Ohr. So richtig dynamisch geht es dabei nicht vorwärts. Das habe ich auf den Modus selbst geschoben. Hier gibt es die Auswahl zwischen manuellem schalten und dem automatischen schalten durch das 6-Gang-Getriebe, ganz ohne das Betätigen der Kupplung. Wie auch, es ist ja kein Hebel dazu da. Es zeigten sich schon erste Verständnisprobleme, denn ein paar der Testfahrer sind statt im Eco- im EV-Modus gestartet. Der rein elektrische Betrieb funktioniert beim Stadt-Tempo einwandfrei und bis in den 4. Gang und etwa 60km/h geht das auch flüssig. Am Ortausgangsschild machte sich aber Ratlosigkeit breit – auch das drücken der Eco und Sport Taste wechselte nicht in einen Modus mit Benzinantrieb. Des Rätsels Lösung war es anzuhalten, langsam fahren hätte aber auch gereicht. Der Wechsel in den Eco-Modus zurück erfordert eine Geschwindigkeit von höchstens 25km/h. Also in der Stadt rein elektrisch und dann direkt mit Verbrenner weiter? Das geht schon mal nicht. Muss man wissen.

Auf der weiteren Runde wurde das flüsterleise Anfahren und gleiten mit elektrischem Antrieb von Passanten mit großer Verwunderung aufgenommen. Lief der Benzinmotor war kein Unterschied zu klassischen Motorrädern zu merken. Im Eco-Modus lässt sich das Getriebe manuell schalten, aber auch komplett automatisier, hoch wie auch runter bis zum vollständigen Stand. Es schaltet früh hoch, dafür aber sehr ruckelig und mit gefühlt recht langer Zugkraftunterbrechung. Auch hat sich das System mehrfach vertan, ohne erkennbaren Grund hoch und direkt wieder heruntergeschaltet. Der Motor hängt hier nett am Gas, aber zieht keinen Hering vom Brötchen. OK, dafür gibt es ja den Sportmodus. Also Taste gedrückt und es erscheint ein zusätzlicher Balken im Display, der auf die Verfügbarkeit des e-Boost hinweist. Wird der Gashahn gedreht, lässt sich mit Druck auf den grünen Knopf ein kurzer Extraschub hinzuschalten. Für den spontanen Sprint am Ortsausgang, das Überholmanöver oder den Beschleunigungsstreifen der Autobahn genau richtig. Man merkt das mehr an Leistung, wenn die Funktion gedrückt ist, aber auch deswegen, weil ohne nicht wirklich etwas vorangeht. Mit den 59PS des doch recht kleinen 451ccm Motors wirkt die Maschine nicht gerade üppig motorisiert. Mit elektrischer Unterstützung sind es auch gerade einmal 69PS für ein paar Sekunden. Hier ist man im Vergleich mit der sonstigen Mittelklasse der 600er oder 700er Motorräder immer noch hinterher – auch weil die Technologie ein sattes Mehrgewicht mit sich bringt. Die Z7 Hybrid ist mit 225kg angegeben, ihre Schwester mit Halbschale sogar mit 2kg mehr. Zum Vergleich, die Z650 aus dem eignen Haus wiegt mit 188kg um einiges weniger und hat bis zu 68PS ohne Elektromotor. Schaut man bei anderen Herstellern sind meist über 70PS und ebenso unter 200kg typisch. Dass im Sportmodus ausschließlich manuell geschaltet wird sei noch kurz erwähnt, doch auch hier sind die harte Zugkraftunterbrechung und die langen Schaltzeiten nicht wirklich angenehm. Hochschalten geht auch nur, wenn Gas gegeben wird, herunterschalten nur mit Gasstellung auf null – das ist vor allem beim Herunterschalten vor Überholmanövern gewöhnungsbedürftig und kostet zusätzlich Zeit.

Bei aller Kritik sollen dennoch die Stärken der Motorräder erwähnt werden. Zuerst einmal ist es wirklich mutig und herausragend offensiv zwei so prominente Maschinen der Mittelklasse als Technologieträger auf den Markt zu bringen. Es handelt sich vorerst um ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Hier wurde nicht wie anderswo üblich ein mäßig hübsches Nischenmodell ausgewählt und als reines Vernunftmobil angepriesen, nein, hier kommen optisch schicke und sehr ansprechende Modell mit aggressivem Design daher. Der Buchstabe Z und auch der Name Ninja verpflichten dazu.

Auch beim Thema Bremsen und Federelemente gibt es aber auch gar nichts zu kritisieren. Fein dosierbarer Satz Anker, ein komfortables, dennoch sportlich abgestimmtes Fahrwerk und eine hervorragende Sitzposition sind ein gewaltiges Pfund in der Waagschale. Aufsteigen, wohlfühlen und einfach fahren. Auch der angegebene Verbrauch von 4l (Sport) bzw. 3,7l (Eco) geht vollkommen in Ordnung – setzt aber auch keine neuen Rekorde. Ob es mehr als ein Gimmick ist, kann ich nicht sagen, aber der Walk Modus erlaubt zudem rein elektrisches rangieren und zwar vorwärts und rückwärts, wenn der Gasgriff dafür in die „falsche“ Richtung gedreht wird. Fühlt sich komisch an, funktioniert aber ziemlich gut in Schrittgeschwindigkeit.

Leider schlägt auf die andere Seite der Waage ein gewaltiges Gegengewicht ein. Mit einem Preis von 12995€ ab Werk für beide Modelle ist der Spaß vorbei. Die Ninja 650 ist bereits um die 8000€ zubekommen, die Z650 nochmals über 500€ günstiger. Bei aller Liebe und wenn man die Technologie gut findet – hier fällt wohl jedem die Kinnlade herunter.

Es war eine interessante Probefahrt, das kann ich schon so sagen. Die Z7 Hybrid ist wie ihre Schwester die Ninja 7 Hybrid eine sehr besondere und technologisch interessante Maschine. Man darf getrost glauben, dass es wohl die ersten, aber sicher nicht die letzten ihrer Art sein dürften. Die Vorteile der elektrisch unterstützten Mobilität sind bereits jetzt erfahrbar und das ohne ein biederes Kleid tragen zu müssen. Auf der anderen Seite fehlt es an genügend Leistungsüberschuss, um die Konkurrenz ernsthaft zu schocken – vielleicht wären 650 ccm plus ein Elektromotor die bessere Wahl gewesen? Zumindest zu dem aufgerufenen Preis wird hier wohl keine Erfolgsgeschichte geschrieben. Schade, denn die Technologie hat Potential und mit dem richtigen Preisschild hätte wohl mancher Käufer den Schritt von einer klassischen Mittelklassemaschine zum Hybridmodell gewählt. Sollte ein staatlicher Bonus winken, ein leistungsstärkerer Motor verbaut werden und die Kinderkrankheiten abgestellt sein, kann sich das Blatt aber schnell wenden. Wir dürfen gespannt sein.

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