Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Messebegegnungen – ein Interview mit Kiera Brennan

Die Leipziger Buchmesse ist in vielen Dingen für ich etwas besonders – sei es wegen dem Presseausweis den ich tragen darf; oder die Begegnungen mit Autoren und Bloggern; die Gelegenheiten neue Menschen kennenzulernen. Ein Highlight sind auch die Möglichkeiten, Autoren die man trifft zu interviewen … eine solche Gelegenheit hatte ich mit Kiera Brennan 🙂

Katja: Aktuell ist Dein neues Buch unter dem Pseudonym „Kiera Brennan“ auf dem Markt gekommen und als Kiera Brennan treffe ich Dich jetzt hier auch auf der Leipziger Buchmesse.

Kannst Du uns das Gefühl beschreiben, was einen Autor „heimsucht“, der ein Buch abgeschlossen und dem Verlag übergeben hat? Wartet man dann ganz ungeduldig auf das 1. Belegexemplar und die erste Sichtung im Buchladen?

Kiera: Obwohl „Die Herren der Grünen Insel“ mein 30. Buch ist, habe ich mich wie eine Debütantin gefühlt, die sehnsüchtig und ziemlich aufgeregt darauf wartet, das Werk endlich in Händen zu halten und es der Öffentlichkeit zu präsentieren. Selbstverständlich bringt diese Phase nicht nur eitel Sonnenschein mit sich. Solange man an einem Buch arbeitet, wiegt man das geliebte Baby quasi behutsam in den eigenen Armen. Gibt man das fertige Manuskript aber ab, muss man jegliche Kontrolle darüber abgeben. Um beim Bild des Babys zu bleiben: Es ist ein wenig so, als vertraue man den Nachwuchs einem völlig fremden Babysitter an, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob der das Kind auch anständig behandelt. Und während man einen Babysitter auf Herz und Nieren prüfen kann, muss man dem potentiellen Leser einfach blind vertrauen, dass er das Kind nicht fallen lässt oder gar schlägt.

Katja: Wie sehr kribbelt es in den Fingern und wie aufgeregt ist man, bis die ersten Reaktionen auf das Buch von Lesern und Buchhändeln eintreffen?

Kiera: Es fühlt sich an, als würde man sich nackt auf einen großen Marktplatz begeben: Natürlich hofft man darauf, dass einem jemand einen Pelz um die Schultern legt oder Rosenblätter vor die Füße streut. Aber genauso gut möglich ist es, dass man mit faulen Eiern beworfen wird und laute Buhrufe ertönen. Wenn so viel Herzblut in dem Buch steckt wie in diesem, ist es auch nicht nur so, dass man seinen Körper nackt zeigt, sondern überdies seine Seele. Man fühlt sich im Moment der Veröffentlichung also sehr verletzlich und ja, auch ausgeliefert.

Selbstverständlich könnte man versuchen, sich ein dickes Fell zuzulegen und so zu tun, als würden einen die Reaktionen nicht jucken. Aber ist es nicht genau das, was einen guten Künstler ausmacht – eben kein solch dickes Fell zu haben, sondern starke Gefühle zuzulassen?

Katja: „Die Herren der grünen Insel“ spielt in Irland. Wie bist Du gerade auf dieses Setting gekommen? Hast Du einen besonderen Bezug zu dieser Insel?

Kiera: Ich habe wunderschöne Reisen nach Schottland und Nordfrankreich gemacht, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch mal in Irland lande. Diese Kombination aus Meer, Steilküste und Bergen, aus rauer Natur, keltischem Erbe und anderen Zeugnissen einer beleben Geschichte ist für mich unwiderstehlich. Es ist etwas ganz anderes, eine Gondelfahrt in Venedig zu unternehmen als bei Wind und Wetter die Cliffs of Moher entlang zu laufen, um hinterher vor Dreck zu starren. Letzteres ist die ungleich „archaischere “Erfahrung – und für mich die inspirierendere, weil ja auch meine Geschichten nicht unbedingt „liebliche“ sind, sondern eher „starke“. Mein Roman spielt nicht nur auf Irland – in gewisser Weise hat er viel mit Irland gemein. Man muss sich die raue Schönheit der Insel erarbeiten – sie fällt einem nicht in den Schoß, während man in einem gepflegten Café einen Capuccino oder Prosecco schlürft.

Katja: Die Geschichte Irlands ist ja sehr wechselhaft, teilweise auch sehr blutig. Auf Facebook hattest Du ein Foto der Lektüre gepostet, die Du vorher gelesen hast. Ist es tatsächlich so wie man oft hört – die Recherche zu einem historischen Thema ist sehr aufwendig und dauert mitunter genauso lange, wie man im Anschluss braucht um sein eigenes Buch zu schreiben?

Kiera: Als Historikerin ist „die Geschichte“ meine zweite große Leidenschaft neben dem Geschichtenerzählen. Ich beschäftige mich sehr viel mit der Vergangenheit – was bedeutet, dass ich an keines meiner Themen völlig unbeleckt herangehe. Es ist immer ein Vorwissen da, auf dem ich aufbauen kann. Natürlich ist es ein zeitintensiver Arbeitsschritt, die noch bestehenden Lücken mit Wissen zu füllen – ganz so lange wie das Schreiben selbst dauert er bei mir nicht. Vieles passiert auch nebenbei oder zwischendurch. Klar ist jedenfalls: Wenn man nicht große Lust auf intensive Recherche hat, ist man im Genre des Historischen Romans völlig falsch aufgehoben.

Katja: Wie lange hat es gedauert, diesen Roman mit knapp 1000 Seiten zu schreiben? Setzt Du Dich selbst manchmal innerlich unter Druck, wenn Du ein Buch zum Abschluss bringen möchtest?

Kiera: Von der ersten Idee bis zur Abgabe hat es gute zwei Jahre gedauert – allerdings habe ich in diesem Zeitraum nicht ausschließlich an diesem Buch gearbeitet. Oft habe ich mir in den Abendstunden eigens Zeit dafür freigeschaufelt, während ich tagsüber an anderen Büchern geschrieben habe. Am Ende war ich natürlich auch stolz, dass dieser „Brummer“ fertig war, aber ich habe der Fertigstellung keineswegs entgegengefiebert oder mir gewünscht, „es“ hinter mir zu haben. Dazu habe ich viel zu gerne an diesem Buch geschrieben, und ich konnte mich auch nur darum von meinen Protagonisten trennen, weil ich wusste, dass es einen zweiten Band geben würde. Grundsätzlich arbeite ich sehr strukturiert und vorausschauend, sodass ich immer relativ sicher einschätzen kann, wann ich fertig sein werde.

Katja: Fallen Dir während des Schreibens für das eine Buch manchmal Szenen für ein neues Werk ein?

Kiera: Mir fallen eigentlich ununterbrochen Szenen ein – auch beim Warten an der Kasse oder beim Zähneputzen. Wenn ich aber gerade mitten in einem bestimmten Romanuniversum stecke, dann bin ich mit allen Sinnen und Gedanken dort und schweife nicht mal eben in eine andere „Welt“ ab.

Katja: Planst Du im Voraus wie umfangreich Dein Buch werden soll? Bekommt man vom Verlag eine Seitenvorgabe? Also wie lang ein Buch zu einem Thema maximal werden darf?

Kiera: Jedem Verlagsvertrag geht ein Exposé voraus, in dem das Projekt auf einigen Seiten skizziert wird und in dem auch die ungefähre Seitenanzahl genannt wird. Es kann schon mal vorkommen, dass sich der Verlag weniger Seiten wünscht – aber ich persönlich hatte diesbezüglich noch nie Schwierigkeiten. Manchmal trifft man die Vorgabe sehr genau – bei umfangreichen Projekten kann man schon mal um die hundert Seiten +/- danebenliegen. Bei „Die Herren der Grünen Insel“ habe ich 1000-1300 Manuskriptseiten veranschlagt – geworden sind es dann 1200 Normseiten. (Zur Erklärung: Auf einer Normseite findet meist deutlich weniger Text Platz als auf einer Buchseite).

Katja: Du gibst derzeit sehr viele Interviews – sowohl für Rundfunk und Fernsehen als auch für Zeitschriften und Blogger. Haben diese DSC08916Interviews unterschiedliche Stellenwerte bei Dir? Welche Art Interview ist in Deinen Augen die schwierigste?

Kiera: Ich finde, Fernsehen und Radio ist am schwierigsten, weil man da am spontansten sein muss. Wenn ich schriftlich ein Interview gebe, kann ich mir den Text zigmal durchlesen, bis alles sitzt, wenn ich face to face mit einer Journalistin rede, kann ich mich ggf. korrigieren. Beim Radio und Fernsehen kommt zusätzlich zu der Herausforderung – bringe ich das, was ich sagen will, richtig rüber? – auch noch hinzu, dass man auf Stimme und Mimik achten muss. Ehrlich gesagt erschrecke ich immer, wenn ich mich selber sprechen höre/sehe.

Katja: Du bist in diesem Jahr im April zum ersten Mal auf der LoveLetter-Convention in Berlin vertreten. Hat Dein Verlag Dir diese Veranstaltung ans Herz gelegt oder wolltest Du – quasi von Dir aus – unbedingt einmal dabei sein?

Kiera: Ich habe schon viele AutorenkollegInnen von der LoveLetter-Convention schwärmen gehört. Zwar habe ich nicht selbst die Initiative ergriffen, dabei zu sein, aber als der Verlag anfragte, ob ich Interesse hätte, habe ich sofort begeistert zugesagt. Generell liegt mir der Austausch mit KollegInnen und LeserInnen sehr am Herzen.

Katja: Was erwartest Du von dieser Veranstaltung. Geht man als Autor mit einer bestimmten Erwartungshaltung an so eine Art Veranstaltung heran? Informiert man sich vorher darüber.

Kiera: Das Einzige, was ich mir konkret erhoffe, sind spannende Begegnungen und Gespräche – den Rest lasse ich völlig unvoreingenommen auf mich zukommen.

Katja: Worauf freust Du Dich in Berlin am Meisten?

Kiera: Wie oben schon gesagt – einfach auf Begegnungen. Als Autor lebt man ja gewisser Maßen in einem Elfenbeinturm. Man hat sehr wenig direkten Kontakt mit den Menschen, für die man seine Bücher doch eigentlich schreibt. Umso schöner, wenn Leser ein Gesicht bekommen anstatt eine anonyme Masse zu bleiben.

Katja: Wie sieht Deine Vorbereitung für die LoveLetter-Convention aus? Was bereitet Dir mehr Kopfschmerzen? Was Du anziehen sollst? Wie es sein wird? Wie bereitet man sich grundsätzlich auf so ein Event vor?

Kiera: Die Kleidungsfrage ist eigentlich sehr einfach zu beantworten: Mein Verlag war so nett, meinem Buch ein Cover zu verpassen, das in meinen absoluten Lieblingskleiderfarben gehalten ist – nämlich in Schwarz und Grün. Von daher bietet mein Kleiderschrank genügend Outfits, um Ton in Ton mit meinem Roman in Erscheinung zu treten 🙂 Ansonsten plane ich nichts, sondern lasse das Event einfach auf mich zukommen.

Katja: Und zu guter Letzt: Auf meinem Blog geht es ja nicht nur um Bücher sondern auch um mein zweites Hobby, das Kochen und Backen. Hast Du ein Lieblingsrezept, welches Du mit mir und meinen Lesern teilen möchtest

Kiera: Mein Motto in der Küche lautet: „Schnell und gesund“. Sehr gerne koch ich mit grünem Spargel. Bei einem Gericht, brate ich ihn mit Kirschtomaten und gaaaaanz viel Knoblauch kurz an. Dazu kommen Spaghetti und Parmesan, gerne auch noch eine Prise Pfeffer – und fertig!

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