Die heutige Rezension stammt diesmal nicht aus der Feder unseres Teams, sondern aus der Feder von Susan, meiner Kollegin. Sie hat als erste von unserem Team „Mimik“ gelesen und hat ihre Meinung dazu für uns niedergeschrieben.
Stellen Sie sich vor, Sie wachen in einer unbekannten Umgebung auf, wissen nicht, wo Sie sich befinden, welcher Tag heute ist und das Allerschlimmste, wer Sie überhaupt sind. Und dann erzählt Ihnen ein völlig fremder Mensch, dass Sie Ihre komplette Familie grausam ermordet hätten. Wie würden Sie sich fühlen? Ängstlich? Panisch? Verwirrt? Oder einfach nur wütend, was gerade für ein Spielchen mit Ihnen getrieben wird? Kaum vorstellbar oder? Doch genau das erlebt die Protagonistin im neuen Psychothriller MIMIK von Sebastian Fitzek.
Hannah Herbst zählt zu den erfahrensten Mimikresonanz-Experten Deutschlands und hat mit Ihren Fähigkeiten bereits viele Gewaltverbrecher für die Polizei überführt. Nun jedoch befindet Sie sich in einem alten Hotelzimmer, ans Bett gefesselt, mit Schmerzen und ohne jegliche Erinnerung daran, wie Sie in diese Situation geraten noch wer Sie eigentlich ist. Nur ein alter Fernseher berichtet über den Gefängnisausbruch des Mörders Lutz Blankenthal, genannt der „Chirurg“. Und genau dieser betritt nun das Zimmer und erklärt Hannah, warum Er Sie nicht freilassen könne: „‘Weil ich’, sagte Blankenthal, und seine Stimme wurde ernst und schwer, ‘weil ich viel zu große Angst vor Ihnen habe.‘ “ Natürlich kann unsere Protagonistin nichts damit anfangen und hält das für einen makabren Scherz. Mit dem nun folgenden Video, welches Blankenthal Ihr auf seinem Handy zeigt, hätte Sie nie im Leben gerechnet. Dieses zeigt Hannah selbst, wie Sie jede Einzelheit der grausamen Geschehnisse und Ihr Motiv zu Protokoll gibt. Die gefesselte Hannah im Hotelzimmer starrt gebannt auf das Handy und kann das alles nicht glauben. Dennoch steht außer Frage, was Sie gerade gesehen hat. Doch wie ist das möglich? Wie passt das alles zusammen? Auch wenn Sie sich selbst nicht kennt, sagt Ihr innerstes doch, dass Sie keine Mörderin ist. Hannah streitet alles ab, was Blankenthal Ihr natürlich aufgrund des Videos nicht abkauft. Also bleibt Ihr nichts anderes übrig, als sich aus der Gewalt Blankenthals zu befreien und sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit in Ihrer eigenen Mimik zu begeben. Doch was wird Sie dort entdecken? Wird Sie in die untiefen Ihrer eigenen Seele blicken? Oder soll die Wahrheit gar nicht aufgedeckt werden?
Beim Schreiben des Buches hatte Sebastian Fitzek diesmal Unterstützung von Dirk Eilert. Er kann als Vorlage für die Buchfigur Hannah Herbst gesehen werden und ist ein Experte auf dem Gebiet der Mimikresonanz und Körpersprache. Hierbei geht es vor allem um die geringsten Veränderungen unserer Gesichtsmuskulatur, sogenannte Mikroexpressionen, die man auch mit intensivstem Training nicht steuern kann. Diese kleinsten Bewegungen der Stirn, Augen, Brauen, Nase, Lippen und des Kinns verraten mehr über den Menschen und seine aktuelle Gefühlslage als Ihm selber bewusst ist. Jeder Mensch beherrscht diese Art der Sprache von Geburt an, jedoch sind die wenigsten dazu in der Lage, diese zu verstehen und richtig zu deuten. In seinem Buch zeigt Sebastian Fitzek in verschiedenen Situationen beispielhaft, auf welche Bewegungen man achten sollte bzw. seine Protagonistin Hannah Herbst achtet, um die Wahrheit hinter dem gesprochenen oder auch unausgesprochenem Wort zu erkennen. Durch die Art und Weise, wie er Hannah immer weiter im Buch voranschreiten lässt und dabei immer mehr von Ihren Erinnerungen zurückbekommt, hat der Leser die Möglichkeit sich mit der Figur Hannah Herbst zu identifizieren. Sein Schreibstil ermöglicht es so dem Leser, sich in Hannah hineinzuversetzen und Ihren Weg als den eigenen anzusehen.
Wie auch in seinen anderen Büchern habe ich versucht, das Ende des Buches vorherzusehen. Immer wieder tauchten in meinen Gedanken neue Szenarien auf, in denen Hannah die Mörderin ist und dann eben doch wieder jemand anderes. Diesmal muss ich jedoch sagen, dass ich der „Lösung“ gefährlich nahe gekommen bin. Jedoch hat er es mit einer Wendung wieder geschafft, mich vom „richtigen“ Weg abzubringen. Das Ende ist wie zu erwarten Fitzek-Like überraschend, schräg und lässt einen erstaunt auf die letzten Sätze blicken, im Kopf noch ein „Bitte waaaas???“. Hinzufügen muss ich noch, dass Sebastian Fitzek der einzige Autor ist, bei dem ich mit Freuden und einem Schmunzeln im Gesicht die Danksagung lese. Niemand schafft es, sich so humorvoll bei seiner Familie, Freunden und Unterstützern zu bedanken und das mit jedem Buch aufs Neue und auf eine etwas andere Art und Weise. Daher ist MIMIK ein Muss für alle Fitzek-Fans, Lesern von Psychothrillern und die, die es noch werden wollen. Und vergesst die Danksagung nicht 🙂
Daten:
Autor: Sebastian Fitzek
Titel: Mimik
Herausgeber: Droemer HC (Oktober 2022)
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN: 978-3426281574