Diese Rezension habe ich beim „Weihnachtsputz“ auf meinem Rechner gefunden. Im März geschrieben, aber dann irgendwie in der Versenkung verschwunden musste sie lange warten, um ans Tageslicht zu kommen. Nun aber:
Der Anfang März erschienene Dresden-Krimi aus der Feder von Christine Sylvester ist der Auftakt-Band zu einer neuen Serie rund um den dänischen Taxifahrer Kökkenmöddinger.
Das Cover mit der Skyline von Dresden, mit dem tollen Blick auf die Dresdner Frauenkirche, ist ein Blickfang und lädt direkt ein, zuzugreifen. Hier kann man dem Verlag zu der gelungenen Auswahl nur gratulieren.
Ein Dresden-Krimi zu lesen hat für mich immer etwas ganz besonderes. Immerhin in Dresden meine Heimatstadt, ich kenn mich hier aus und daher fällt es mir sehr leicht, Kökkenmöddinger auf seinen Fahrten durch die Stadt zu begleiten.
Mit dem Dänen Kökkenmöddinger hat Christine Sylvester nach ihrer ersten Serienfigur Lale Petersen wieder einen sehr stimmigen Charakter geschaffen. Ein richtiger Mensch, mit allen seinen Fehlern und Schwächen und nicht so einen Superhelden wie sie oft in Krimis vorkommen. Man kann sich gut in den Charakter hineinversetzen, er wirkt echt und nicht gekünstelt.
Noch einen Tick besser gefällt mir Jelena. Die Mitbewohnerin von Kökkenmöddinger und Radiomoderatorin weiß eigentlich ganz genau was sie will – oder weiß sie es doch nicht? Will sie Kökki nur als guten Freund oder doch für mehr? Ihren Zwiespalt, ihr Gefühlschaos, ihre Träume und ihre Wünsche – so ganz hat Christine Sylvester nicht verraten, auf was es hinaus läuft. Aber sie bringt gerade diese widersprüchlichen Gefühle sehr gut rüber und das bringt die gewisse Würze in das Buch.
Auch die Nebenfiguren des Buches – die Kollegen von Kökki, die Kuratorin der Gemäldegalerie, der Kunstexperte … etc. etc waren – egal ob sie nur einen kurzen oder vielleicht auch einen längeren Auftritt hatte – gut charakterisiert und gaben in der der Hinsicht dem Roman Wärme.
Der erste Fall von Kökkenmöddinger führt den Leser, wie der Titel ja schon andeutet, in die Kunstwelt. Wir begleiten ihn in die Gemäldegalerie der neuen Meister hier in Dresden und schlendern durch die Räume. Im Roman selbst erfährt man sehr viel über die dortigen Kunstwerke, über die Maler und Geschichte. Der Leser tut hier also sogar noch etwas für die Bildung.
Die Stimmungen der Stadt, in der Ausstellung und der handelnden Personen hat die Autorin sehr gut eingefangen und mich damit sehr gut unterhalten.
Was ich bei diesem Roman allerdings vermisst habe, ist die Spannung. Es gab zwar einen Fall zu lösen, aber der war in meinen Augen eher unspektakulär und nicht gerade spannend. Auch die Auflösung kam zu schlicht und zu schnell, ging eigentlich in der Geschichte zwischen Kökki, Jelena und der Kuratorin komplett unter.
Alles in allem ein sehr guter Ansatz, der streckenweise jedoch nicht überzeugen konnte und damit noch Platz nach oben lässt, ausbaufähig ist.
Daten:
Autor: Christine Sylvester
Titel: Neue Meister, alte Sünden
Broschiert: 192 Seiten
Verlag: Bild und Heimat (März 2015)
ISBN: 978-3867894968