Dieses Buch ist ein Buch für alle, die entweder Castingshows lieben und jedes noch so unsinnige Format quasi „inhalieren“ oder für all die, die diesen überhand nehmenden Shows der deutschen Privatsender nichts abgewinnen können.
Der Leser mag sich selber entscheiden, zu welcher Kategorie er sich zählt – zu welchen Menschen er gehört.
Als ich von dem Buch bei Lovelybooks gelesen habe, fühlte ich mich vom Klappentext und von dem Cover sofort angesprochen. Denn ich sehe mit Verwunderung immer mehr solcher Casting-Sendungen auftauchen oder aber anderen sogenannten Trash-TV, wo ich mich frage: Wer schaut so was? Gibt es dafür echt einen Markt? Und wie zur Hölle kommt man als TV-Sender, als Mitarbeiter, auf solche verrückten Ideen.
Also habe ich mich bei der Verlosung für dieses Buch beworben, hatte Glück und konnte schon wenig später mit der, doch recht amüsanten Lektüre, beginnen.
Das Buch deckt mehrere Bereiche ab:
Zum einen erfahren wir, wie so ein Fernsehmensch tickt. Was bringt ihn dazu, ein solches Sendungsformat zu entwickeln?
Wir begleiten Teilnehmer der Sendung beim Casting, den Auswahlverfahren und erleben die freiwilligen und unfreiwilligen Kandidaten. Was treibt sie an? Warum machen sie mit? Es sind teilweise sehr skurrile, vielleicht manchmal ein wenig zu überspitzt gezeichnet Protagonisten, die natürlich polarisieren und die man liebt oder eben auch nicht.
Wir erfahren, was die Motivation der Angehörigen ist, ihre Familienmitglieder bei solchen Castings zu unterstützen oder schlimmer noch – sie dazu zu treiben. Ich deute da nur auf die Mutter von Moritz oder die Großmutter von Richard.
Der Blick hinter die Kulissen ist der Autorin richtig gut gelungen. Mit spitzer Feder, viel Humor und Satire, einer Prise Romantik und Gesellschaftskritik schafft sie es, auch mal Längen auszugleichen und den Leser trotzdem bei der Stange zu halten.
Der Blick auf die Kandidaten danach — was ist aus ihnen geworden? Was ist danach passiert. Schön, dass es so etwas in dem Buch gibt. In der Realität sind sie weg vom Fenster – egal ob Castingshow, Big Brother oder sonst noch was – man hört (zum Glück) meist nichts mehr von ihnen, wenn es einmal vorbei ist.
Mir war es, zugegebenermaßen, an manchen Stellen etwas zu viel des Guten, ich hätte mir etwas mehr Realität gewünscht und vielleicht auch ein wenig „normalere“ Protagonisten. Aber wer weiß schon, wie es wirklich hinter den Kulissen ausschaut? Vielleicht lebt das Buch ja gerade davon?
Auf Seite 103 steht ein toller Satz – den denk ich mir (zumindest in der Art und Weise) immer wieder, wenn solche Sendungen laufen:
»Es war zum Davonlaufen. Wenn er etwas zu sagen hätte – zum Beispiel als König – , würde er Castingshows verbieten. Und war alle.«
Eine weitere Stelle im Buch hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, zeigt sie doch das man eben nicht alles planen kann:
»Es war so typisch. Da hatte man einen großartigen rationalen Plan, und dann kamen dumme menschliche Gefühle dazwischen und drängelten sich in den Vordergrund. Ohne sich anzukündigen und einem die Gelegenheit zu geben, schnell umzuplanen, standen sie mit einem Mal in vorderster Reihe und winkten. So was konnte auch den besten aller Pläne über den Haufen werfen.« (Seite 141)
Im Großen und Ganzen ist es ein sehr amüsantes, gut geschriebenes Buch. Es hat mich gut unterhalten und hat definitiv Lust auf die anderen beiden Bücher der Autorin gemacht.
Ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Sternen
Daten:
Autor: Mira Bergen
Titel: Unter aller Krone
Taschenbuch: 414 Seiten
Verlag: Amazon Publishing (November 2015)
ISBN: 978-1503953833