Die heute Rezension stammt von Karin und sie präsentiert uns einen Krimi der Autorin Franziska Franke, der im römischen Mileu spielt. Leider hat sie sich recht schwer getan mit diesem Buch. An was es lag? Das könnt ihr hier nachlesen:
Einen Krimi im römischen Milieu habe ich schon länger nicht mehr gelesen und hatte richtig Lust darauf, bin ich schließlich ein Fan von z.B. Hans Dieter Stöver und Lindsey Davies.
Ich gebe jedoch zu, dass ich mich „Wechselspiel in Mogontiacum“ etwas schwer tat.
Hauptsächlich lag das am Ich-Erzähler Marcus, dessen selbstgefällige Art und ständige Nörgeleien mir den Zugang erheblich erschwerten. Ich komme eben einfach besser mit Romanen zurecht, bei denen mir der Hauptprotagonist sympathisch ist.
Ohne Zweifel hat er jedoch einen wachen Verstand und keine Scheu überall Fragen zu stellen, was ihn sicher zu einem geeigneten Ermittler macht.
Ich wurde jedoch nicht so richtig warm mit ihm und im Laufe der Handlung nervte mich seine Art leider zunehmend. Stets hat er etwas zu bemängeln, besonders an seinen Mitmenschen.
Mäkelt er in der einen Szene darüber, dass das helle Gewand seine Schwägerin noch blasser als gewöhnlich erscheinen lässt, meckert er innerlich im nächsten Atemzug über die unangemessen bunte Kleider der beiden anderen anwesenden Damen.
Ständig ärgert er sich über andere, nichts kann ihm recht gemacht werden. Man muss ihm aber auch zugestehen, dass er dann doch zu den meisten Leuten eher freundlich ist, selbst wenn es ihm keinen Vorteil bringt.
Andererseits kann man sich so auch nicht beklagen, dass Marcus keine Ecken und Kanten hätte. Denn die hat er wahrlich! So werden andere Leser sicher weniger Probleme mit dem Hauptprotagonisten haben.
Da Marcus schon einmal einen Mord aufgeklärt hat, ruft ihn der Legat zu einem weiteren Fall. Ein Wechselstubenbesitzer und Geldverleiher ist unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen und der Legat ist misstrauisch. Nun soll Marcus ermitteln. Der ist nicht begeistert, hat jedoch keine andere Wahl, da der Legat von den Schuldscheinen seines Bruders bei genau diesem Geldverleiher weiß. Zusammen mit seinem eher verantwortungslosen Bruder Lucius (es wundert keinen, das er Schulden hat), macht sich Marcus also höchst widerwillig auf dem Weg um den Tod aufzuklären.
Gefreut hatte ich mich, dass Marcus ein ehemaliger Sklave ist. Das war mal etwas Anderes und ich versprach mir interessante Eindrücke. Zwar kenne ich z.B. auch die Bücher von Simon Scarrow, in denen auch ein Protagonist ehemaliger Sklave ist, dennoch kann man diese eher actionorientierten Romane nicht wirklich mit einem ruhigen Krimi vergleichen.
Ich wurde jedoch enttäuscht. Vielleicht ist Marcus Haltung sogar realistisch und typisch für freigelassene Sklaven, die es zu etwas gebracht haben, dennoch wäre das Buch nicht anders, wenn er römischer Bürger wäre. Die wenigen Male, dass seine Vergangenheit erwähnt wurde, waren nicht wichtig für die Handlung.
Sein Bruder Lucius wirkte menschlicher und bracht manchmal etwas Humor mit in die Geschichte, was ihr sichtlich gut getan hat. Dennoch wirkte auch Lucius in seiner geradezu kindlichen Verantwortungslosigkeit eher künstlich auf mich. Andere Figuren bleiben bis auf ein paar Ausnahmen leider etwas blass.
Ansonsten plätschert die Handlung eher vor sich hin. Das hat mich weniger gestört, kenne ich wie gesagt die Romane von Hans Dieter Stöver. Wer ihn mag, der wird sicher auch an diesen Roman Gefallen finden. Die Ermittlungen sind eher ein Mittel um einem die römische Lebensweise in all ihren Facetten aufzuzeigen und das funktioniert recht gut. Gerade bei bei bestimmten Details muss man Schmunzeln und fühlt die Vergangenheit lebendig werden.
Der Fall an sich kommt leider nur schwer in die Gänge. Marcus weiß selber nicht, wie er die Ermittlungen angehen soll und stochert eher blind überall herum. Keiner scheint reden zu wollen, viele verheimlichen etwas. So wirkt Markus oft ziellos bis der Zufall ihm zum Ende hin auf die Sprünge hilft und die Geschichte so richtig in Schwung kommt.
Noch ein paar Worte zu anderen Dingen:
Ich habe nichts gegen schlichte Cover und die Abbildung der römischen Münze passt gut zur Handlung, dennoch wirkt das Cover leider eher trist und wenig einladend.
Ebenso ist es mir völlig unverständlich, dass in der heutigen Zeit das Buch nur gedruckt erhältlich ist. Keine E-Book-Version? Noch nicht einmal eine Leseprobe? Hätte die Autorin mir das Buch nicht freundlicherweise zur Verfügung gestellt, hätte ich es deswegen niemals gekauft. Marketingtechnisch sollte man hier die Vorgehensweise vielleicht überdenken.
Lobend muss ich allerdings den Titel erwähnen. Ein schönes, sehr passendes Wortspiel! Der perfekte Titel für diesem Kriminalroman.
Fazit: Römischer Krimi, der Fans von Hans Dieter Stöver sicher gefallen wird. Das römische Alltagsleben wird lebendig dargestellt, der Kriminalfall bleibt eher betulich. Ich persönlich wurde leider mit dem stets missgelaunten und etwas eigenen Ermittler nicht so recht warm.
Daten:
Autor: Franziska Franke
Titel: Wechselspiel in Mogontiacum
Taschenbuch: 257 Seiten
Verlag: Salonlöwe Verlag; Auflage: 1 (21. Mai 2015)
ISBN: 978-3944571379