Nina Blazon ist für mich eine Autorin, von der ich zwar bisher sehr viel gehört habe – in meinem Freundeskreis lesen einige Bücher der Autorin sehr gern – die ich aber selbst noch nicht kannte.
Umso mehr sage ich Danke für die Chance, Nina Blazon als Autorin kennen zu lernen. Eine sehr offene, nette und humorvolle Autorin, die mich für ein Interview zur Verfügung stand und geduldig meine Fragen per Mail beantwortet.
Katja: Erzähl uns erst einmal etwas über Dich. Was bringt Dich zur Weißglut und was macht Dir besonders viel Freude? Worüber kannst Du lauthals lachen und wo kullern Tränen?
Nina: Ich mag keine sinnlosen Wartezeiten und bin dann schnell genervt, freue mich am meisten, wenn ich die erste Seite eines neuen Buches aufschlage, das ich in Ruhe lesen kann. Zum Lachen bringt mich am ehesten trockener Humor – und Tränen? Im Kino gehöre ich manchmal zu denen, die heimlich ihr Taschentuch zücken.
Katja: Was hat Dich zum Schreiben gebracht?
Nina: Meine Leidenschaft fürs Lesen!
Katja: Wie sieht ein „Arbeitstag“ bei Dir aus? Setzt Du Dich an den Schreibtisch, neben Dir literweise Kaffee und schottest Dich ab? Oder brauchst Du eher Trubel um Dich rum, setzt Dich in ein Cafe und schreibst dort?
Nina: Lieber keinen Trubel. Ich sitze ganz bürokratisch in einem sehr sachlichen Büro und verbringe dort einen sehr sachlichen Bürotag mit Kaffee, klingelndem Telefon, Poststapeln und einer To-do-Liste, die auch bei einem Sachbearbeiter auf dem Schreibtisch liegen könnte.
Katja: Dein Schreibtisch, an dem Du arbeitest – ist der immer penibel aufgeräumt oder sieht man auch, dass da jemand dran sitzt und arbeitet? Steht oder liegt da ein Maskottchen oder ein Erinnerungsstück, dass Du gern anschaust wenn es mal nicht weiter gehen will?
Nina: Alles Wichtige spielt sich ja auf dem Computerschreibtisch ab, deshalb ist der „richtige“ Schreibtisch aufgeräumt und unpersönlich gestaltet. Maskottchen – hm, zählt die Kaffeetasse mit Blümchendeko auch? 😉
Katja: Schreibst Du in einem bestimmten Rhythmus?
Nina: Am Tag: morgens bis abends, unterbrochen von einer Mittagspause. Und jedes Buch hat natürlich seinen eigenen Rhythmus, der sich in den letzten drei Monaten vor dem Abgabetermin immer weiter verdichtet. In den letzten Wochen und Tagen kommen schon mal Wochenenden dazu und längere „Abendschichten“.
Katja: An welchen Projekten arbeitetest Du derzeit? Auf welche Bücher können wir Fans uns demnächst freuen?
Nina: Auf ein neues Fantasy-Abenteuer, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird. Es geht wieder in eine Welt à la Faunblut und Ascheherz, allerdings beginnt die Geschichte diesmal in einer Stadt in einer glutheißen Wüste, weit, weit entfernt vom nächsten Meer. Aber meine Hauptfigur (Canda, ein Mädchen der obersten Kaste ihrer Stadt) wird natürlich nicht in der Wüste bleiben. Sie würde ja gerne, aber … 😉
Katja: Wie ist es für Dich, vor Publikum Deine Werke zu lesen? Bist Du vor so einer Lesung sehr nervös?
Nina: Wenn ich in Schulklassen lese, bin ich immer ein bisschen nervös. Meistens freuen sich die Schüler, dass heute Mathe ausfällt, aber sie wissen oft noch gar nicht so recht, was sie jetzt in einer „Lesung“ sollen. Da können die Reaktionen unterschiedlich ausfallen. Manche hören gerne zu, andere sind gelangweilt, da bin ich dann gefragt, sie „mitzunehmen“. Bei Lesungen vor „freiwilligem“ Publikum bin ich zwar manchmal auch nervös, aber es überwiegt doch die Vorfreude.
Katja: Du bist unter anderem auf der Website www.leserunden.de aktiv und bestreitest dort mit interessierten Lesern zu Deinen Werken Leserunden. Was treibt Dich dazu, dies zu tun?
Nina: Meistens einfach eine nette Anfrage. 🙂
Katja: Was nimmst Du Dir aus so einer Leserunde mit? Ist sie Ansporn für Dich? Und wie ist das, wenn Leser Kritik äußern, Fehler finden. Nimmst Du Dir die Gedanken und Äußerungen an? Hat Dich vielleicht eine solche schon einmal dazu gebracht, einen Gedanken für ein Buch umzuändern?
Nina: Schön und spannend ist immer der Kontakt zu den Lesern. Als Autor ist man ja sonst nie „live“ dabei, wenn ein Leser das eigene Buch durchschmökert. Und oft staune ich, was für Gedanken, Vermutungen und Eindrücke sie während des Lesens schildern. Wenn ein Leser Fehler findet, notiere ich ihn mir und gebe die Korrektur auch an das Lektorat weiter – in einer Neuausgabe (Taschenbuch z.B.) lassen sich kleine Schnitzer, Vertipper, Doppelungen o.ä. ja leicht korrigieren. Änderungen in einem neuen Projekt habe ich wegen einer Leserunde noch nicht vorgenommen, ich glaube auch, das wäre ein bisschen viel „Reaktion“. Zumindest bei mir ist es so, dass ich beim Schreiben nicht allzu sehr nach außen gerichtet sein kann, sondern die Geschichte und ich erst einmal ein geschlossenes Zweierteam bilden. Manche Autoren arbeiten da anders, lassen beim Schreiben die Leser abstimmen und passen die Geschichte dann an, das könnte ich nicht.
Katja: Wie entspannst Du am besten?
Nina: In einem Café sitzend, Zeitung lesend.
Katja: Hat man als Autorin grundsätzlich immer einen Notzblock oder etwas in der Art in der Handtasche dabei, wenn man unterwegs ist? Um vielleicht Ideen, die auf einem einströmen, wenigstens stichpunktartig festzuhalten?
Nina: Dabei habe ich immer einen Füller und manchmal einen simplen Block. Und falls ich den vergesse: Irgendein Zettel findet sich immer. 🙂
Katja: Hat man als Bestseller-Autorin, und darunter kann man Dich glaube ich zählen, ein Mitspracherecht bei der Auswahl / der Gestaltung des Covers oder liegt das ganz in den Händen des Verlages?
Nina: Ich bekomme die Entwürfe zugeschickt und kann meine Meinung dazu abgeben. Aber da ich ein Schreiber und kein Illustrator bin, bin ich sehr froh, dass die Fachleute ihrer Branche die Entscheidung treffen. Und bisher war kein Cover dabei, mit dem ich unglücklich gewesen wäre.
Katja: Wie entsteht so eine Geschichte? Was ist zuerst da? Die Story an sich oder die Protagonisten? Wie behält man als Autorin den Überblick?
Nina: Bei mir sind es immer die Protagonisten. Es gibt ein paar Grundfragen, die ich mir zu jeder Figur beantworte: „Was liebt sie?“, „Was ersehnt sie, was hasst sie?“, „Was ist ihr wunder Punkt?“ Eng damit verknüpft ist die Frage: „Was ist das Schlimmste, das ihr im Hinblick auf den wunden Punkt passieren kann?“ Das wird der Figur im Roman natürlich garantiert zustoßen, sonst kann sie sich ja nicht weiterentwickeln, Ängste überwinden, ihren Platz im Leben finden und/oder neu definieren. Und im Hinblick auf diese Aufgabe entwickle ich die passende Geschichte und Welt.
Katja: Wie ich gesehen habe, bist Du ja sehr vielseitig was die Genre’s angeht. Angefangen von Kinderbüchern über Krimi und Fantasy bis hin zu historischen Romanen ist alles vertreten. Was macht Dir selber am meisten Spaß? Ist es einfacher, Bücher für Kinder als für Erwachsene zu schreiben?
Nina: Am meisten Spaß macht immer das aktuelle Buch – egal, in welchem Genre. Und ob das Schreiben für Erwachsene oder für Kinder einfacher ist, lässt sich auch gar nicht so pauschal beantworten, jedes Buch hat da seine Tücken und kniffligen Elemente. Erwachsenen kann man als Autor tatsächlich „mehr erzählen“, Kinder hinterfragen Details sehr viel kritischer und sind ungeduldiger. Dafür kann man bei erwachsenen Lesern ein bisschen mehr „ausholen“, was auch viel Spaß macht, gerade bei historischen Themen, die mehr Beschreibungen aushalten als ein reines Abenteuerbuch.
Katja: Wenn Du Dir Deine eigenen Werke so anschaust – auf welches Buch bist Du besonders stolz? Welches liegt Dir besonders am Herzen? Gab es eines, welches besonders leicht oder besonders schwer zu schreiben war?
Nina: Mir liegt die „Totenbraut“ am Herzen, weil ich das Thema des Aberglaubens sehr gerne mochte und die Recherche sehr spannend war. Ebenso ist es bei „Wolfszeit“. Auf dieses Buch bin ich stolz, weil sehr viel Recherche drinsteckt und es dementsprechend knifflig war, die Infos unterzubringen und trotzdem eine eigene Geschichte zu erzählen.
Katja: Angenommen, es liest ein interessierter Leser das Interview und sagt sich „klingt gut … da muss ich mal was von der Autorin lesen …“ welches Buch würdest Du ihm empfehlen. Mit welchem Buch lernt man die Autorin Nina Blazon am Besten kennen?
Nina: Wenn man als Leser sechs Jahre alt ist: „Der Drache aus dem blauen Ei“
Wenn man zehn Jahre alt ist: „Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel“
Wenn man Fantasy mag: „Ascheherz“ und den Krimi „Schattenauge“
Und wenn man Historie gerne mit Krimi verbindet: „Wolfszeit“
Katja: Welcher Autor / welche Autorin hat Dich in Deiner Kindheit/Jugend begleitet und zu welchen Büchern greifst Du heute noch gern?
Nina: Ich mochte und mag „Krabat“ von Otfried Preußler. Außerdem Michael Ende, Michel Grimaud und den Science-Fiction-Autor Robert Sheckley – zu seinem Erzählband „Pilgerfahrt zur Erde“ greife ich heute noch gerne.
Katja: Wie entdeckst Du „Neuheiten“ für Dich? Stöberst Du stundenlang im Buchladen; lässt Du Dich beraten oder verlässt Du Dich auf Empfehlungen von Freunden?
Nina: Im Buchladen stöbern ist toll (ohne Beratung, einfach blättern und anlesen), ansonsten schaue ich aber auch sehr gerne direkt auf den Seiten der Verlage vorbei. So entdeckt man Schätze wie zum Beispiel die Bücher aus dem Peter-Hammer-Verlag (u.a. die Romane von Hanna Jansen). Einige der besten Bücher habe ich über direkte Empfehlungen gefunden. Über meine Französisch-Übersetzerin Nelly Lemaire kam ich zu „Ich nannte ihn Krawatte“ von Milena Michiko Flasar (Klaus-Wagenbach-Verlag). Für mich das beste Buch des Jahres!