Am Freitag war es dann endlich soweit … Markus und ich starteten, gemeinsam mit Katja Völkel vom Ultraviolett-Verlag, pünktlich 7:45 in Richtung Leipzig. Nach nicht einmal 90 Minuten und einer ausgesprochen problemlosen und ereignislosen Fahrt betraten wir über den Presseparkplatz den Pressebereich der Messe Leipzig. Im Pressezentrum wartete leckerer Kaffee, etwas Kleines zum Frühstück und das erste Wiedersehen mit einer Bloggerfreundin auf mich. Wobei ich gestehen muss, dass „Bücherheike“ es war, die mich erkannt hat – ich selbst war „blind“ und hätte ich Markus an dem Tag nicht dabeigehabt, wäre ich an dem ein oder anderen mit Sicherheit vorbeigerannt.
Dann war es auch schon um 10 und die heiligen Hallen öffneten für die Besucher ihre Tore. Schon während der ersten Minuten sind uns einige Änderungen aufgefallen, die im Laufe des Tages immer mehr wurden.
Durch wesentlich weniger Stände in den einzelnen Messehallen – irgendjemand erzählte das etwa 500 Aussteller weniger in diesem Jahr vor Ort waren – waren die Gänge wesentlich breiter. Was zumindest am Freitagvormittag für ein wesentlich entspannteres Messefeeling sorgte. Hielt aber nicht lange an – aber dazu kommen wir später.
Es waren sehr viele mir vollkommen unbekannte kleinere und Kleinstverlage da – dadurch war aber auch eine sehr große Bandbreite der Literatur vertreten und der interessierte Leser konnte sehr viel neues und unbekanntes für sich entdecken.
Und dann ging es auch schon los … die ersten Einkäufe landeten im Beutel bzw. bei Markus, der den ganzen Tag ganz geduldig und liebevoll an meiner Seite war, darauf achtete das ich Pausen mache und mir das Tragen abnahm.
Was landete im Beutel? Na Kinderbücher, was denn sonst. Denn ich selbst hatte mir ja vorgenommen, mir keine Bücher zu kaufen, sondern nur Ideen zu sammeln und dann von zu Hause meinen Reader mit Neuentdeckungen zu füttern.
Das erste Buch was im Beutel landete war „Greifvögel“ aus der Reihe „Was ist was – Erstes Lesen“, das mich sofort ansprach. Wir nahmen aber auch direkt den Prospekt mit, da einige sehr interessante Themen bei den Büchern dabei waren, die auf der Wunschliste landen würden.
Dann kam das erste Treffen mit einem wunderbaren Menschen, den ich 2019 persönlich kennenlernen durfte. Claudia Gabriele Meinecke ist eine wunderbare Illustratorin, deren Bilder ich einfach liebe. Besonders die in den Kinderbüchern meines Lieblings-Kinderbuchverlages. Aber dort fand ich sie dieses Mal nicht – diesmal war sie am Stand des Verlags Monika Fuchs zu finden. Das kurze Treffen war wie immer herrlich, auch wenn immer wenig Zeit ist zum Quatschen. Aber man hat sich mal wiedergesehen, in den Arm genommen und neue Leseanregungen mit heimgenommen. Hier in Form eines Rezi-Exemplares mit dem Titel „In der Bahnhofs-Gaststätte: Ein literarisches Menü in zwölf Gängen“. Mehrere andere Titel aus dem Verlag landeten direkt auf meiner bzw. unserer Wunschliste.
Dann wurde es direkt Zeit für eine Kaffeepause am Stand der Stadt Halle. Dieser wunderbare Stand bietet seit vielen Jahren mit seiner „Ruheinsel“ einen Rückzugsort zum Luftholen, Kaffeetrinken und verschnaufen und machen so ganz nebenbei einen der besten Kaffees in den Hallen. Also gönnten wir uns einen (kostenfreien) Kaffee und hielten inne. Die ersten Notizen wurden gemacht, die ersten Eindrücke verarbeitet.
Gerade als wir den Stand verlassen wollten, trafen wir auf weitere bekannte Gesichter, wo ich mich freute, sie zu sehen.
Nächstes Ziel war der Stand der Edition Wannenbuch mit ihrem liebenswerten Verleger Jens Korch an der Spitze. Vorbei mir hier eher der ausgegründete zweite Verlag Paperento mit seinen Kochbüchern interessierte. Denn hier erschien von unserer Katja Völkel, die mit uns hierhergefahren war, das Kochbuch „Koch mich! Dresden“. Und eigentlich wollte ich mir ein signiertes Exemplar mitnehmen. Doch daraus wurde nichts, da hier erst einmal nur Probedrucke standen und die richtigen Exemplare noch fehlten. Doch, so wurde mich versprochen, ich soll später ein signiertes Exemplar erhalten. Ich bin sehr gespannt und freue mich schon jetzt riesig darauf.
Beim Besuch am Stand wurden Ideen ausgeheckt, auf deren Umsetzung ich mich schon jetzt sehr freue und auf die auch ihr gespannt sein dürft.
Weiter ging es zum Stand von „Biber und Butzemann“ meinem absoluten Lieblings-Kinderbuchverlag derzeit. Sie teilen sich mit „World for Kids“ den Stand und ich wurde von Britta (WfK) und den Schwestern Steffi und Kati liebevoll begrüßt. Das quasseln mit den dreien war wunderschön. Und natürlich musste hier ein Buch mit. Da wir im Sommer einen Ausflug nach Hamburg planen wanderte „Abenteuer in Hamburg – Lilly und Nikolas auf der Spur der Schmuggler“ in unsere Tasche.
Wir wanderten weiter durch die Hallen, immer mit der Uhr im Blick, da Markus sich ein „Büchergespräch“ ausgesucht hatte, das er sich anschauen wollte. Ich begleitete ihn wenigstens zum Medienforum in Halle 5, wollte die Gelegenheit nutzen mich vor der Lesung dort ein wenig auszuruhen. Dann kam noch meine beste Freundin und Mit-Bloggerin Sylvia und ihre beiden Begleiterinnen dazu, Markus erzählte uns worum es in dem Buch geht, das hier im Gespräch vorgestellt werden sollte und … wir blieben sitzen. Und ganz ehrlich? Es war die beste Entscheidung.
Aber fangen wir anders an. Wir sitzen also in Halle 5, im Medienforum, in der zweiten Reihe und auf dem Tisch auf dem Podium steht das Buch „Ich, ein Sachse“ von Samuel Meffire. Gibt man diesen Namen bei Wikipedia ein, bekommt man folgende Informationen: Samuel Njankouo „Sam“ Meffire (* 11. Juli 1970 in Zwenkau) ist ein ehemaliger deutscher Polizeibeamter, der im Rahmen einer Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit bekannt wurde. Meffire gilt als erster afrodeutscher Polizist Ostdeutschlands. Heute ist er als Schriftsteller und Trainer für Gefahrenlagen tätig.
Aber Samuel Meffire ist noch so viel mehr, das kann ich nach dem Gespräch definitiv sagen. Bei dem Gespräch anwesend waren neben Samuel Meffire noch der Moderator Marc Reichwein von der Welt am Sonntag und der Drehbuchautor Christoph Silber. Während der Moderator meiner Meinung nach (und mit der Meinung stehe ich zum Glück nicht alleine da) zu den am schlechtesten vorbereiteten Moderatoren zählen darf, die absolut nicht frei reden können und auch nicht die Gabe besitzen, zuzuhören und vorallem ausreden zu lassen, konnten sowohl Samuel Meffire als auch Christoph Silber mit ihrer Art bei mir punkten.
Samuel Meffire sieht sich momentan als ein „Werbepony“ dass mit seiner Karawane durch die Gegend zieht, weiß aber gleichzeitig, dass dies die beste Werbung für das Buch und die Verfilmung „Sam – Ein Sachse“ (Disney+) ist. »Volkpolizist, Werbestar, Staatsfeind« sind die drei Schlagworte, mit denen die Serie beworben wird und im Laufe des Gesprächs erzählt Samuel Meffire schonungslos offen von seiner Kindheit, wie er von der eigenen Mutter fast totgeprügelt wurde und wie es in seinen Augen dazu kommen konnte. Er erzählt, dass er sich nicht gerne in Schubladen stecken lässt. Auch wenn er abweichend vom „biodeutschen Bleichgesicht“ eine andere „Verpackung“ hat, so sieht er sich doch als Deutschen. Ist er doch hier in Deutschland geboren und aufgewachsen, ist hier beheimatet.
Dass der Schritt vom Helden zum Verbrecher nur ein kleiner Schritt ist, die Grenze zwischen „der hellen und der dunklen Seite der Macht nur löschpapierdünn“ – das zeigt Samuel Meffire anhand seiner bewegenden Biographie. Nach einem fulminanten Absturz, einem riesigen Fehler und der Flucht nach Afrika, die auch eine Flucht vor sich selbst war, hat er sich selbst gestellt und seine Strafe verbüßt.
Heute lebt er, „von Amor getroffen“ seit fast zwei Jahrzehnten in Bonn, ist dort tief verwurzelt und erfolgreich.
Sprach wesentlich gewandter als der Moderator zieht Samuel Meffire ein sprachliches Bild von Fremdenfeindlichkeit (ablehnende und feindselige Haltung gegenüber anderen Menschen oder Gruppen, die als fremd empfunden werden) und Rassismus (Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen).
Nach dem Gespräch stand fest: ich bzw. wir wollen das Buch unbedingt lesen. Am liebsten mit einer Widmung des Mannes, der uns mit seiner Art begeistern konnte.
Eine Signierstunde war am Medienforum nicht vorgesehen, Bücher gab es hier auch nicht zu kaufen. Aber am Verlagsstand – da hatten sie das Buch doch sicherlich. Eine kurze Frage an Samuel Meffire, die Zusicherung „lauft los, ich komme nach und signiere die Bücher“ und wir stürmten ein paar Hallen weiter zum Stand vom Ullstein Verlag. Schnell die Bücher gekauft und dann saß er auch schon bei uns. Ich habe selten einen so dankbaren Autoren erlebt, der sich mehrfach dafür bedankt, dass wir die Geduld hatten auf ihn zu warten und das wir überhaupt ein signiertes Buch wollten.
Diese Begegnung, dieses Büchergespräch, war eines meiner absoluten Messehighlights und das zweite folgte quasi fast auf dem Fuße.
Aber erstmal wollten wir etwas kleines Essen und so suchten wir nach a) etwas Essbaren ohne lange anstehen zu müssen und b) etwas Bezahlbarem. Denn die Messepreise waren echt horrend hoch. Keine Frage, es sind alle Preise gestiegen, wo man auch hinschaut. Aber die Preise hier auf der Messe waren schon immer hoch – aber nun noch höher. Einen (lieblos gebackenen) Crepé mit (einem Hauch) Marzipan für 6 Euro, eine „normale“ Tüte Pommes für 7 Euro, eine Cola 0,5 Liter für 4 Euro? Aber nun ja, irgendwann ist der Hunger da und man kann ihn nicht mehr übergehen.
Nach dem Essen trafen wir in der Buchbar auf Kathleen, früher besser bekannt als Schnuffelchens Bücher. Nach einem kurzen Plausch und einem kurzen Treffen mit Teresa Simon, die zufällig am Nebentisch saß ging es dann weiter. Natürlich nicht, ohne dass ich mir von Teresa Simon vorher ihr neues Buch „Die Reporterin – Zwischen den Zeilen“ signieren lies.
Was dann folgte, war das absolute Highlight des Tages, ein absoluter Fan-Girl-Moment für mich, der mir immer noch Gänsehaut beschert.
Am Stand vom Fischer-Verlag fiel Markus ein Bild ins Auge – das Bild von „Doc Caro“. Leider war ihre Signierstunde bereits über eine Stunde her und damit die Chance für mich, sie einmal live zu sehen. Wirklich? Denn noch während ich überlegte, ob ich mir eines ihrer am Stand ausgestellten Bücher trotzdem kaufen sollte, sah Markus sie. Und dann dauerte es ewig, bis ich es begriff, mir irgendein Buch krallte und bezahlen konnte. Denn natürlich ausgerechnet jetzt standen an der Kasse vor mir Leute. Dann war sie weg – aber Markus hatte gesehen wo sie hinging und schickte mich ohne Wenn und Aber hinterher.
Und was soll ich sagen? Am Stand von Argon, dem Hörbuchverlag, fand ich sie wieder und wartete mehr oder weniger geduldig, bis ihr Gespräch beendet war bzw. durch eine nette Frau aus ihrer Begleitung mit den Worten „da traut sich jemand nicht, dich anzusprechen“ beendet wurde. Was dann folgte waren: eine Signatur mit total lieber Widmung im Buch, eine herzliche Umarmung, ein gemeinsames Foto und ein nettes Gespräch.
Ihr glaubt gar nicht, wie schnell in dem Moment mein Herz schlug, wie aufgeregt ich war, wie ich gezittert habe. Ich dachte nur „naja, wenn du jetzt aus den Latschen kippst ist der Arzt wenigstens gleich da.“ Aber natürlich passierte nichts, außer dass ich absolut happy und unglaublich dankbar war.
Wir waren fertig – buchstäblich und trotzdem: einen „Termin“ hatten wir noch. Also noch einmal zurück in Halle 5, an den Stand von Edition Wannenbuch. Dort wollten wir noch einmal mit Katja und Jens letzte Absprachen für unsere Ideen treffen.
Wir mussten eine Weile am Stand auf die beiden warten, liefen noch eine kleine Runde und dann waren sie da. Wir besprachen das Wichtige, ein gemeinsames Foto entstand – das erste von uns dreien übrigens – und dann stand er am Stand: Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaats Sachsen und Zweiter Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Es war für mich komplett überraschend und schon eine Ehre, ihm vorgestellt zu werden und ihm die Hand zu schütteln. Danke für diesen Moment. Für das gemeinsame Foto mit Autorin, Verleger und Buch ging ich dann doch lieber aus dem Bild und übernahm das fotografieren – dieser Moment gehörte dann doch nur ihnen.
Beim Gang durch die Halle 1 – ein kleiner Abstecher auf dem Weg zurück ins Pressezentrum – entstand das letzte Foto des Tages: mit SuperMario.
Und damit war er dann endgültig zu Ende, unser Messetag hier in Leipzig auf der Buchmesse 2023. Es war ein schöner, bewegender, überraschender Tag mit wunderbaren Menschen, die ich treffen durfte.
Immer wieder froh war und bin ich über den Mann an meiner Seite – Markus – der auch im größten Trubel immer den Überblick behalten hat und ohne den ich diese wunderbaren Begegnungen nicht gehabt hätte. Ohne ihn wäre ich auch mit Sicherheit an Josefine Gottwald vorbeigerannt, die im Messetrubel an uns vorbeimarschierte.
Was uns auch aufgefallen ist an dem Tag: der Männeranteil der Besucher war gefühlt wesentlich größer als in den vergangenen Jahren. Oder hatten wir das in den Jahren vor Corona nur nicht so wahrgenommen?
Auf jeden Fall hatte ich am Ende des Messetages, als wir geschafft und voller Eindrücke zum Pressezentrum und zum Auto liefen, nicht das Gefühl, das weniger Menschen als vor den Absagen durch Corona auf der Messe waren. Vom Gefühl hätte ich in dem Moment eher gesagt, es war in etwa gleich viel.
Einen würdigen Abschluss bekam dieser Messetag dann am späteren Abend bei einem Abendessen im „Bayerischen Bahnhof Leipzig“. Hier hatten wir nicht nur mit Heike und Kathleen zwei nette Begleiterinnen, das Essen war superlecker und der Kellner, der uns bedient hat, war einfach nur toll.
Es war wirklich schön euch wiederzusehen und der Abend im Bayrischen Bahnhof war ein würdiger Tagesabschluss.
Das mit den Männern ist mir auch aufgefallen. Es schienen wirklich mehr männliche Besucher als sonst zu sein.
Ich hoffe, wir sehen uns um nächsten Jahr wieder.
Das hoffe ich auch liebe Heike. Aber vielleicht auch schon auf der Buch Berlin?
Schöner Bericht und ich bin auch mit dabei. Es war ein toller Abend mit euch. Für nächstes Jahr ist wieder gebucht. Dann vermutlich sogar wieder mit Blog.
Es wäre wunderbar dich nächstes Jahr wiederzusehen
Danke für die Mitfahrgelegenheit nach Leipzig und den schönen Artikel! Bald erscheint das Dresden-Kochbuch, was du sofort von mir bekommst.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja, ich freue mich schon sehr auf das Buch und das gemeinsame Kochen mit dir.
Liebe Grüße
Katja
So ein toller persönlicher Messebericht! Was Ihr alles erlebt habt! Ich habe mich sehr gefreut, Euch wiederzusehen.
Bis zum nächsten LBM!
Claudia
Ich habe mich über unser Treffen auch sehr gefreut 🙂 War schön dich mal wiederzusehen.
Vielleicht sehen wir uns auf der Buch Berlin?
Ganz liebe Grüße
Katja & Family