Das Interview mit Nina Bellem war ebenfalls für die LoveLetter-Convention geplant, allerdings macht die fiese Ohrenentzündung uns einen dicken Strich durch die Rechnung. Leider haben wir es an dem Wochenende überhaupt nicht geschafft, uns einmal über den Weg zu laufen. Eine Tatsache, die ich persönlich sehr schade finde. Aber … das Interview kam dann doch zustande und darüber freue ich mich auch sehr.
Katja: Was macht den Menschen Nina Behrmann aus? Was sind Deine Stärken und Schwächen? Gibt es etwas, was Dich besonders glücklich oder traurig macht?
Nina: (Hier muss ich ein bisschen klugscheissern 😉 – ich heiße seit 2013 Nina Bellem ;))
Stärken und Schwächen – ich find es immer sehr schwer, das richtig einzuschätzen, zumindest bei einem selbst. Eine meiner größten Schwächen ist wahrscheinlich, dass ich zuviel rede. Meist hab ich schon den Mund aufgemacht, bevor das Hirn sich überhaupt entscheiden konnte, was genau es jetzt eigentlich sagen will.
Eine meiner Stärken ist evtl., dass ich immer versuche eine Lösung zu finden, wenn ein Problem auftaucht. Da kann ich ziemlich störrisch sein.
Glücklich machen mich kleine Dinge – ein Sonntag mit Freunden beim Frühstück, ein Spaziergang an der Spree bei schönem Wetter, das Gefühl, wenn mir eine Idee zu einer Szene, einem Dialog oder ein Buch kommt. Traurig macht mich Ungerechtigkeit, gegen die ich nichts machen kann. Das ist für mich wirklich schwer zu ertragen.
Katja: Hast Du neben dem Schreiben noch Zeit für ein Hobby? Was machst Du gern?
Nina: Neben dem Schreiben bleibt einem irgendwie nie viel Zeit für Hobbys, weil man ständig mit dem Kopf in den Geschichten hängt. Meist versuche ich dann aber mit den Händen kreativ zu sein – ich zeichne, bastle oder häkele. Außerdem bin ich ein ziemlicher Geek. Ich liebe Filme, Comics und Mangas (und lese auch sehr viel). Ich gehe wahnsinnig gerne auf Conventions (wie die Manga Convention Connichi in Kassel) und früher habe ich auch geLARPt und Pen and Paper gespielt, also Rollenspiele gemacht.
Außerdem reise ich sehr gerne und viel. Asien hat es mir dabei besonders angetan 🙂
Katja: Wo schreibst Du am liebsten? Hast Du eine richtige Arbeitsecke oder kannst Du überall schreiben? Was muss alles in „Reichweite“ sein damit Du schreiben kannst?
Nina: Ehrlich gesagt kann ich nicht immer am selben Ort schreiben. Was ziemlich paradox ist – ich brauche ein gewisses Umfeld, in dem ich mich einrichte und wohlfühle (wie beispielsweise mein Sofa – mein Lieblingsort neben meinem Bett *gg*), aber nach knapp einer Woche wird mir die Routine zu langweilig und ich muss woanders hin „umziehen“. Am besten kann ich in Cafés schreiben (das ist ein furchtbares Autorenklischee, oder?), weil es mir dort durch das Hintergrundrauschen der Menschen, der Stimmen etc. leichter fällt „in die Zone“ zu kommen, also in die Geschichte reinzurutschen.
Katja: Wenn ich richtig gezählt habe, veröffentlichst Du Bücher unter 5 verschiedenen Namen. Wie lebt es sich damit? Kommt man als Autorin mit so vielen Persönlichkeiten beim Signieren hin und wieder auch mal durcheinander?
Nina: Als ich das erste Mal gezählt habe, wie viel Pseudonyme ich jetzt habe, habe ich ein wenig schlucken müssen – fünf Namen sind ziemlich happig. Zum Glück bin ich bisher noch nie mit den verschiedenen Namen durcheinander gekommen, aber ich habe gemerkt, dass ich angefangen habe, den Namen eigene Persönlichkeiten zuzuordnen. Da habe ich gemerkt, dass ich das ganze vielleicht eeeetwas reduzieren sollte. Jasmin Eden beispielsweise ist in meinem Kopf eine etwas ältere Dame, die zufrieden mit ihrem Kater in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt und erotische Bücher schreibt. Ich mag die Dame, aber so langsam darf sie auch in den Ruhestand gehen 😉 In Zukunft möchte ich mich nur noch auf Nina Hunter und Nina Bellem konzentrieren.
Katja: Ist es Dir schon einmal passiert, dass Du ein Buch mit einem „falschen“ Namen unterschrieben hast?
Nina: Das zum Glück noch nicht. Aber als ich mein zweites Pseudonym annahm, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dass die Unterschrift von Kira Maeda anders aussehen muss, als die von Jasmin Eden. Das hat dazu geführt, dass ich wie eine Irre versucht habe, zwei Unterschriften zu üben – meine Wohnung sah irgendwann aus, wie bei einem Fälscher-Lehrling: Überall Blätter mit immer der gleichen Unterschrift!
Katja: Du bist ja für mich quasi eine „Neuentdeckung“ als Autorin und ich kenne weder Dich noch Deine Bücher. Kannst Du mich neugierig machen? Warum sollte man unbedingt ein Buch von Dir lesen und mit welchem Deiner Bücher sollte ich unbedingt anfangen?
Nina: Warum sollte man meine Bücher lesen? Weil ich sie für dich geschrieben habe. Ich bin Autorin, aber die ganzen Bücher und Figuren in meinem Kopf sind nicht nur für mich da. Ich schreibe, um sie mit den Lesern zu teilen. Ich möchte, dass sie genau so viel Spaß an den Geschichten haben, wie ich ihn hatte. Deswegen schreibe ich sie auf. Für jeden Leser, der mir ein bisschen seiner Zeit schenken will und rein schmökern mag. Als erstes Buch würde ich „Seidenfessel“ empfehlen oder „Träume der Sehnsucht“, wenn man Gay Romance mag
Katja: Du bist Halbkoreanerin, wie ist das da beim Schreiben? Fällt Dir die Geschichte in koreanisch ein? Passiert es beim Schreiben manchmal, dass Du beide Sprachen sprichst?
Nina: Ich bin in Deutschland aufgewachsen, das heißt, Deutsch ist die Sprache, die ich im Ohr habe, wenn ich schreibe. Koreanisch ist eine Sprache, die für mich eher mit dem Sprechen verbunden ist – Koreanisch spreche ich mit meiner Mutter oder höre es, wenn ich koreanische Sendungen ansehe. (Außerdem ist mein Koreanisch sehr viel schlechter als mein Deutsch, aber das muss ja nicht jeder wissen ;))
Katja: Welches Genre wird in Korea bevorzugt gelesen? Beschäftigst Du Dich überhaupt mit solchen Fragen und Gedanken? Bist Du in Korea bekannt?
Nina: *gg* Nein, ich Korea kennt man meine Bücher nicht. Romantische Bücher sind dort zwar sehr beliebt, aber meist stammen die aus Amerika oder von koreanischen Autoren. Biographien sind ebenfalls sehr beliebt. Auch wenn ich kaum Koreanisch lese, wühle ich mich doch immer gern durch die örtlichen Buchläden.
Katja: Hast Du mit Vorteilen zu kämpfen?
Nina: Im Buchgeschäft eher nicht. Privat hatte und habe ich immer wieder damit zu tun. In Europa ist Südkorea kaum bekannt und ich bekomme immer wieder Fragen gestellt, wie „Ihr esst dort doch auch Katzen, oder?“. Das finde ich schade, denn Südkorea ist ein wahnsinnig spannendes, schönes und faszinierendes Land.
Katja: Du hast gesagt, Du verreist gern und ganz besonders Asien hat es Dir angetan. Warum Asien? Was gefällt Dir so gut daran? Hat Deine Liebe zu Asien etwas mit Deinen Wurzeln zu tun?
Nina: Ich denke schon, dass meine Herkunft etwas damit zu tun hat. Für mich waren als Kind viele Dinge normal, von denen ich erst später gemerkt habe, dass sie für Deutsche relativ exotisch sind. Aber je öfter ich „drüben“ war, desto mehr vielen mir die Unterschiede zwischen den asiatischen Kulturen auf. Südkorea und Japan werden sehr oft verglichen und auch wenn die beiden auf den ersten Blick viele Ähnlichkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich doch sehr stark. Allein das Essen: Koreaner lieben scharfe und würzige Gerichte, Japaner konzentrieren sich dafür lieber auf einen einzelnen Geschmack in jedem Gericht. China und Hong Kong sind noch einmal eine ganz andere Geschichte. Ich finde das wirklich spannend.
Katja: Du warst ja jetzt erst in Korea. In welchem Gebiet warst Du? Was würdest Du dem Tourist in mir empfehlen? Was sollte ich mir unbedingt anschauen und warum sollte ich das Land überhaupt bereisen?
Nina: Oha, wo soll ich da anfangen 😉 Wenn ich dort bin, verbringe ich meist viel Zeit in Seoul. Die Stadt ist riesig, sie hat knapp 10 Millionen Einwohner, und es gibt nichts, was es dort nicht gibt. Ich habe mehrere Monate dort gewohnt und habe bis heute noch nicht alles gesehen. Besonders schön ist der große Kontrast zwischen Moderne und Tradition, der sich durch ganz Korea zieht. Wenn man beispielsweise vor dem Gyeongbokgung, dem größten Königspalast in Seoul steht, hat man den sechsspurigen Gwanghwamun Square im Rücken und hinter dem Palast ragt der wunderschöne Berg Buchmann auf. Was man sich auch nicht entgehen lassen sollte ist die Küstenstadt Busan und der Nationalpark Seorak mit dem gleichnamigen Berg (vor allem zur Herbstzeit, wenn das ganze Gebirge mit bunten Blättern eingefärbt ist, oderpur Kirschblütezeit im Frühling :)) Das Land hat wirklich viel zu bieten und ich kann wirklich noch stundenlang davon schwärmen <3
Katja: Wenn Du quasi zwischen zwei Welten pendelst – ist der kulturelle Unterschied sehr groß? Gibt es koreanische „Gewohnheiten“, die bei Dir in den Alltag mit einfließen?
Nina: Der kulturelle Unterschied zwischen Korea und Deutschland ist schon sehr groß, wobei mir das mehr in Korea auffällt, weil ich in Deutschland aufgewachsen bin. Ich merke aber beispielsweise, dass ich in zwanghaftes Verbeugen (in verschiedenen Abstufungen) verfalle, sobald ich mit Koreanern rede 😉
Katja: Hat die koreanische Küche einen Stellenwert bei Dir und was ist in Deinen Augen der Unterschied zur „normalen“ asiatischen Küche, wie man diese hier in Deutschland bekommt?
Nina: Ich koche regelmäßig koreanisch und wenn ich es länger nicht gegessen habe, fehlt es mir. Mittlerweile ist mein Mann auch angefixt 😉 Die koreanische Küche ist schon anders als beispielsweise die chinesische oder japanische Küche. In Korea wird viel mit Sesamöl, Sojasauce und scharfer Chilepaste gekocht. Misspaste kommt ebenfalls oft zum Einsatz, aber anders als die japanische weiße Miso ist die koreanische kräftiger im Geschmack und etwas gröber. Und die Koreaner lieben Fleisch. In eine gutgemachte Portion Bulgogi könnte ich mich auch reinlegen 🙂
Katja: Bist Du regelmäßig im Internet unterwegs? Gibt es da Seiten, Blogs, die Du regelmäßig verfolgst? Wo sollte man unbedingt mal vorbei schauen?
Nina: Wie die meisten Schriftsteller hänge ich viel im Internet herum – wahrscheinlich, weil wir alle allein Zuhause vor dem Computer sitzen und uns gerne ablenken lassen *g* Ich bin aber weniger auf den Social Media Seiten zu finden, sondern mehr auf Webcomic Seiten und Näh-Bastel-Lara Blogs. In Sachen Webcomics sollte man sich unbedingt den Fehde Blog von Ines Korth ansehen oder die Schisslaweng Comics von Marvin Clifford. Meine liebsten kreativ Blogs sind Natron&Blog und Blog Hole Sun.
Katja: Wie begegnest Du kreativlosen Phasen? Hast Du ein „Geheimrezept“? Was kann man tun, wenn die Kreativität einen im Stich lässt?
Nina: Wenn der Output fehlt, braucht man Input. Wenn mir partout nichts einfallen will und ich auch auf sonst nichts Lust habe, surfe ich auf Pinterest, Deviantart und Animexx herum. Das hilft eigentlich immer.
Katja: Was machst Du, wenn die Geschichte, an der Du arbeitest, gerade stockt oder Du den roten Faden verlierst?
Nina: In so einem Fall lege ich die Geschichte erst einmal zur Seite. Wenn ich stocke liegt es daran, dass ich irgendwo etwas vergessen habe, oder die Szene, an der ich arbeite, nicht passt. Wenn das passiert, oder wenn mir der rote Faden abhanden gekommen ist (das ist bisher zum Glück aber erst einmal passiert ;)) lese ich mir die Geschichte bis zu diesem Punkt noch einmal durch. Das hilft mir den Punkt zu finden, an dem ich falsch abgebogen bin oder wieso die aktuelle Szene nicht passt.
Katja: Welche Veranstaltung hat Dir in den beiden Tagen am besten gefallen?
Nina: Der Vortrag zum Thema „Autor und Social Media“ hat mir sehr gut gefallen. Es war spannend zu hören, wie andere Autoren mit dem Thema umgehen und ich habe ein paar sehr hilfreiche Tipps mitnehmen können! (Wie beispielsweise, das Facebook Passwort von den Kindern/Ehemann ändern zu lassen ;))
Katja: Was war für Dich bisher die größte Überraschung?
Nina: Die größte Überraschung war leider die Ohrentzündung und die Erkältung, die sich gleich mit eingeschlichen hatte und mich das halbe Wochenende ausgeknockt hatte 🙁
Katja: Über welche Begegnung hast Du Dich am meisten gefreut?
Nina: Das gemeinsame Essen mit den Mädels von der Romance Edition, meinen Kolleginnen und den Lesern am Freitagabend war wirklich schön und eines meiner Highlights 🙂
Katja: Wenn Du Dir eine Autorin aussuchen dürftest, die Du an meiner Stelle interviewen kannst, welche wäre was? Und welche Frage würdest Du an Sie unbedingt los werden wollen?
Nina: Ich oute mich mal als Fangirl: Thea Harrison! Wobei ich wahrscheinlich vor Aufregung kein einziges Wort, geschweige denn eine Frage herausbekommen hätte *g*
Katja: Wenn du Dir von den anwesenden Autoren 3 Bücher wünschen dürftest, welche würdest Du wählen?
Nina: Puh, das ist eine riesige Liste, wobei ich die Hälfte der Bücher schon gekauft habe 😉 Aber wo ich noch nicht reingelesen habe (aber schon lange drum herum schleiche) sind die Hexe Elli Bücher von Kristina Günak.
Katja: Wie sah Deine Vorbereitung für die LLC aus? Was hat Dir mehr Kopfschmerzen gemacht? Was Du anziehen sollst? Wie es sein wird?
Nina: Ich habe jedes Jahr das Gefühl, nicht richtig vorbereitet zu sein. Ich weiß nie, was ich anziehen soll (meist liegen fünf Outfits Tage vorher auf dem Sofa herum und am Ende nehme ich doch irgendetwas anderes…), was ich mitnehmen soll etc. Dass es spassig wird, weiß ich aber meist schon im voraus 😉
Katja: Gibt es etwas, was die Veranstalter im nächsten Jahr anders oder vielleicht sogar besser machen könnten?
Nina: Ich fühle mich auf der LLC immer sehr gut aufgehoben. Aber vielleicht wäre eine Art Child-Out Zimmer mit Büchern, Sesseln und Liegesofas zum Pause-machen eine Idee für das nächste Jahr? 🙂
Katja: Auf meinem Blog geht es ja auch um das Kochen, um Rezepte. Hast Duvielleicht ein Lieblingsrezept, was Du mir bzw. den Lesern meines Blogs verraten würdest?
Nina: Mhm, ich esse sehr gerne Dorayaki – kleine japanische Pfannkuchen mit einer Füllung aus süßer Bohnenpaste.
Zutaten: 200g Mehl, 1 TL Backpulver, 1 großes Ei, 1 Tüte Vanillezucker, 1 Prise Salz, Milch nach Bedarf, Azukibohnen-Paste nach Bedarf
Zubereitung: Das Ei trennen. Mehl, Backpulver, Eigelb, Zucker und Salz in einer Schüssel mit einem Rührgerät vermischen. Nach und nach Milch hinzu geben, bis ein cremiger Teig entsteht. Das Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter den Teig unterheben. Eine beschichtete Pfanne bei mittlerer Hitze erhitzen. Ohne Fett einen Esslöffel Teig in die Pfanne geben (der Teig verläuft noch etwas – es sollten ca. handtellergroße Pfannküchlein dabei heraus kommen) und auf jeder Seite ca. 2-3 Minuten backen oder bis beide Seiten goldbraun sind. Anschließend die Pfannküchlein auskühlen lassen. Jetzt geht es ans Zusammenbauen: Auf einen Pfannkuchen (mittig) 1-2 TL Azukibohnen Paste platzieren und etwas ausbreiten. Am Rand sollten noch etwa ein halber Zentimeter frei bleiben. Einen weiteren Pfannkuchen obendrauf setzten und die Ränder etwas andrücken. Am besten direkt mit einer Tasse heißen Tee genießen 😉