Wer kennt sie denn nicht, die „Sissi“-Filme mit Romy Schneider? Ich gestehe, ich kenne und ich liebe sie, habe auch zum Beispiel „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ und „Katja, die ungekrönte Kaiserin“ gesehen, um nur einige zu nennen.
Über ihr Leben weiß ich die wichtigsten Eckdaten und das, was in ihrer Biographie „Ich, Romy: Tagebuch eines Lebens“ steht.
Und ganz ehrlich: sehr viel mehr wird hier auch nicht erzählt. Ja, Michelle Marly gibt an eine Freundin der Familie gewesen zu sein und Romy gekannt zu haben. Das merkt man an dem Respekt, mit dem das Buch geschrieben ist. Aber für jemanden, der sich mehr Einblicke in das Leben von Romy, in das Warum ihrer Entscheidungen, gewünscht hätte, ist das Buch zu flach.
Dazu kam für mich gerade im ersten Teil des Buches diese abgöttische und fast ungesunde Mammi-Liebe. Ja, ich liebe meine Mama auch – sehr sogar. Aber mich so abhängig von ihr zu machen, mir von ihr vorschreiben zu lassen wen ich treffen darf und wen nicht – ich glaube das wäre zu weit gegangen und hätte unserer Beziehung nicht gutgetan. Und ich denke auch, dass es der Beziehung von Romy und ihrer Mutter Magda nicht gutgetan hat.
Mir ging die Beschreibung dieser Abhängigkeit – nichts Anderes ist es ja gewesen – und diese teilweise doch devote Haltung ein wenig auf die Nerven. Kein Wunder, das Romy auch nicht sehen wollte, das Alain und sie eigentlich so gar nicht zusammenpassen – zumindest nicht als Liebespaar.
Die „Scharmützel“ gerade am Anfang ihres Kennenlernens fand ich ganz amüsant, mehr aber auch nicht.
Romy Schneider war eine Frau mit vielen Facetten, eine Frau die den Sprung von süßen Teenager-Star zur Grand Dame des Films irgendwie meistern muss und sich, obwohl sie es schafft, dabei selbst verliert. Sie ist nicht mehr sie selbst, spielt auch im privaten irgendwann nur noch eine Rolle.
Tragisch: sie hasst die Presse, hasst es das sie immer verfolgt wird, dass jeder ihre Schritte kommentiert wird. Und doch ist gerade sie es, die der Presse immer wieder Futter gibt. Denn nur, wenn immer in der Presse ist, ist auch interessant und wichtig. So wird es immer wieder suggeriert und so handelt sich – wider besseren Wissens und gegen das, was ihr wichtig ist: Privatsphäre und Ruhe.
Nach dem schon so enttäuschenden Buch von Sarah Biasini über ihre Mutter, das ich in einer Leserunde lesen durfte, hatte ich mich auf dieses Buch hier sehr gefreut. Doch leider konnte mich dieses Buch nicht wirklich abholen, nicht zu Begeisterungsstürmen hinreisen. Da war „Romy und Alain: Eine Liebe in Paris“ von Thilo Wydra eher das, was mich begeistern konnte.
Alles in allem ein nettes Buch, gut zum Lesen als Zeitvertreib aber für mich ohne wirklichen Tiefgang und ohne den Sog, immer weiterlesen zu müssen.
Vorn mir gibt es 3 von 5 Sternen.
Daten:
Autor: Michelle Marly
Titel: Romy und der Weg nach Paris
Herausgeber: Aufbau Taschenbuch (März 2021)
Taschenbuch: 415 Seiten
ISBN: 978-3746635231