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Flüchtiges Glück von Ulla Mothes

Was für ein absolutes Lesehighlight. Das ist das erste, was mir einfällt, wenn ich die Rezension anfange zu schreiben.

Die Autorin Ulla Mothes hat eine Geschichte geschrieben, die so viele Emotionen vermittelt, dass es ein wahres Fest ist, das Buch zu lesen. Die hat ein Beziehungsgeflecht geschaffen, dass sich nur ganz langsam aufdröselt; Charaktere die so vielschichtig sind, dass es eine Freude ist sie durch die Geschichte begleiten.

Und sie nimmt sich gekonnt und mit viel Einfühlungsvermögen einer Epoche der DDR an, die so vielschichtig ist, dass es einem den Atem nimmt und verarbeitet Ereignisse, die vielerorts totgeschwiegen werden.

Die Staatssicherheit, das bespitzelt werden durch Nachbarn, Kollegen und Freunden war leider an der Tagesordnung in der DDR und konnte gut ausgehen oder eben auch richtig böse. Es gibt keine Zahlen, wie viele Freundschaften, Ehen und Familien zerbrochen sind, nachdem die DDR Geschichte und die Staatssicherheit aufgelöst war. Nachdem die sogenannten Stasi-Akten einsehbar wurden.

In vielen Familien wurde das Thema unter den Tisch gekehrt, besonders wenn ein Mitglied dabei war.

Auch hier, in der Geschichte ist das genauso. Erst nach und nach kommt alles ans Licht und wir erleben, wie Milla eine Geschichte aufdeckt, die eigentlich drei Generationen ihrer Familie betrifft. Ihre Großeltern – Agnes war bei der Staatssicherheit; ihre Mutter Jola, die mit auf die Flucht gehen musste und alles zurückließ was sie liebte und schließlich Milla, die nur durch ihren Verlobten Navid auf die Idee gebracht wird, nachzuforschen.

Wir erleben die Geschichte in Rückblenden – was passierte zu DDR-Zeiten und begleiten da Jola und ihre Eltern Franz und Agnes – und in der heutigen Zeit, wo sich unter anderem Milla daranmacht, die Geschichte ihrer Familie zu erkunden.

Es werden, wie sagt man so schön „schlafende Hunde“ geweckt und alte Wunden aufgerissen. Aber diese müssen aufreißen um endlich heilen zu können.

Der Autorin gelingt es mit einfachen sprachlichen Mitteln eine Atmosphäre zu schaffen, in die ich eintauchen konnte. Die hat es geschafft, Gefühle zu transportieren, Emotionen zu wecken. Und diese waren extrem vielseitig: es gab wunderschöne Momente, traurige Momente, Wut, Entbehrung, Aufgeben und weitermachen. Vertrauen und Vertrauensbruch, Verzeihen und Liebe. Auch der Humor und auch ein bisschen Spannung kamen nicht zur kurz.

Dazu schafft sie Charaktere, die man gerne begleitet. Denn diese Charaktere entwickeln sich weiter und sind dabei so stimmig, so authentisch gezeichnet, dass man glaubt sie zu kennen. Man kann sich mit ihnen identifizieren und geht daher voll mit der Geschichte mit.

Dabei ist der Fortgang der Geschichte glaubhaft geschildert in all seinen Facetten, es gibt keine unnötigen Längen und man leidet und freut sich mit.

Es gab viele bewegende Momente im Buch. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir die erste Begegnung von Milla mit ihrem leiblichen Vati. Und es zeigt, dass es das Wagnis der Suche, das Aufeinander zugehen und Verzeihen, wert war.

Ich könnte noch viel mehr zu dem Buch schreiben: zu dem Ort Wolfen mit den unglaublichen Umweltverschmutzungen und dem Vertuschen desselben durch die Obersten der DDR und der Staatssicherheit. Über den Umgang mit den Ossis nach der Wiedervereinigung, denn auch das Thema wird hier aufgegriffen.

Insgesamt gesehen ist es, in meinen Augen, ein sehr wichtiges Buch zum Thema „Nachwendezeit“ und für mich ein absolutes Lesehighlight. Ich habe nun gelesen, dass aus der Feder der Autorin noch ein weiteres Buch erschienen ist und das werde ich mir nun auf jeden Fall kaufen müssen.

Von mir gibt es auf jeden Fall volle 5 Sterne.

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