Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Zu Besuch bei den FIRE DEVILS

Ein bisschen zittern mir die Knie, als ich das Clubhaus der Fire Devils betrete. Was mache ich eigentlich hier? War es wirklich eine so gute Idee, die Jungs um ein Interview zu bitten? Fassungslos sehe ich mich in dem Raum um, in dem man nur allzu deutlich sieht, dass hier am Abend zuvor eine wilde Party stattgefunden hat. Noch stehe ich hier allein.

Von irgendwoher kommt eine Stimme „Nimm dir ´nen Kaffee und dann setz dich, wir kommen gleich“. Ich schaue mich um, entdecke eine Kaffeemaschine und im Schrank darüber viele Tassen. Eine davon nehme ich mir, schenke mir einen Kaffee ein und betrachte die Teufelsfratze auf dem weißen Porzellan. Der Teufel muss auch den Kaffee gekocht haben, denn der verursacht wohl selbst bei Krankenschwestern einen Herzinfarkt.

Als erstes kommt, offensichtlich leicht verkatert, Navy zu mir an den Tisch, gefolgt von seinem besten Freund J.J.

„Morgen Jungs, danke für den Kaffee. Fehlt da nicht Wasser?“ frage ich grinsend ….

Gleichzeitig deuten J. J. und Navy mit dem Finger aufeinander. „Er war`s“, kommt es synchron aus ihren Mündern. Dann hüstelt J. J. „Okay, Navy hat das Wasser geholt und ich habe das Pulver reingekippt. Frei Schnauze.  Wieso? Schmeckt er nicht?“

Navy grinst und sagt. „Sie sieht jedenfalls aus, als hätte ihr jemand in den Kaffee gespuckt.“ J.J. macht eine betretenes Gesicht und sagt: „Sorry. Vielleicht solltest du warten bis die Mädels kommen. Die machen einen besseren Kaffee.“

„War ja offensichtlich eine tolle Party, ihr seht aus als wärt ihr nicht allzu früh ins Bett gekommen. Wie passt so ein rauschendes Fest zur besinnlichen Weihnacht?“

„Ähm“, beginnt J. J. „Genau genommen  waren wir gar nicht im Bett. Aber Schlaf wird ja bekanntlich überbewertet. Und was Weihnachten betrifft … naja, nach dem Babyboom im Club wurde es auch mal wieder Zeit für ne richtige Party mit heißen Stripperinnen, wenn du verstehst, was ich meine?“ Er beugt sich zu mir und zwinkert mir verschwörerisch zu. „Immerhin haben wir ja noch ein paar Members, die ohne Ol`Lady sind und diese Party war quasi nur für sie.“

Navy schnaubt: „Wer`s glaubt, Bro.“

„Navy, hilft dir deine jahrelang antrainierte Disziplin früh aufzustehen? Hast du Morgenrituale?“

Der ehemalige Navy SEAL reibt sich über die Narbe an seinem Schädel. Ich kann sie deutlich erkennen unter dem kurz geschorenen Haar. „Früh aufstehen macht mir nichts aus. Ich war noch nie ein Langschläfer“, sagt er ausweichend und ich merke, dass er nicht auf seinen Dienst als US Navy SEAL eingehen will.  „Allerdings muss ich das nicht so oft, die meisten Clubgeschäfte finden erst gegen Abend statt. Aber wenn du heute nicht gekommen wärst, wäre ich jetzt in die Federn gekrochen.“

Sein Blick ist zum Glück kein bisschen vorwurfsvoll, das beruhigt mich. „Morgenritual?“, wiederholt er meine zweite Frage, und überlegt. „Während ich mit Buddy eine Runde um den Block drehe, macht Runa Kaffee. Ich schätze, das kann man ein Ritual nennen“, fährt er fort. „Außer es brennt gerade mal wieder irgendwo und der Club braucht mich.“

„J.J. du kommst aus dem relativ kalten Washington D.C. Wie ist es, wenn man bei 15 Grad oder mehr im warmen Kalifornien Weihnachten feiert? Fehlt dir nicht der Schnee?“

„Oh ja, Schnee ist was Tolles und Weihnachten im T-Shirt herumzulaufen ist echt komisch.  Man gewöhnt sich an künstlichen Schnee als Deko, aber mit Echtem ist er natürlich nicht zu vergleichen. Aus diesem Grund fliegen  Kelly und ich morgen nach D. C. um Tom und Steven zu besuchen. Wenn alles gut läuft  und die Pappnasen hier mich nicht dringend brauchen, machen wir eine Woche Skiurlaub in den Bergen.“ Er rempelt Navy an und zwinkert mir zu. „Wird höchste Zeit, dass ich den da mal ein paar Tage nicht sehe.“

So langsam kommt Leben in die Bude, ein großer muskulöser Bär bei dem mir schon ein bisschen Angst und Bange werden könnte, betritt mit einem niedlichen Mädchen an der Hand den Raum.

„Du musst Blood sein, hab ich recht?“ und zu dem kleinen Mädchen gewandt „Und du bist bestimmt Amy.“ Ich zaubere aus meiner Tasche ein Buch, das ich aus Deutschland mitgebracht habe und Schwupps ist die Kleine auf einen der großen Polstersessel verschwunden. Blood nimmt sich einen Kaffee und setzt sich mit einem leisen Stöhnen an den Tisch. Wortlos schiebt Navy eine Packung Aspirin über den Tisch.

„Wie ausgeprägt ist dein Beschützerinstinkt? Worauf müsste sich ein Typ gefasst machen, der Amy auch nur falsch anschaut?“

Ein tiefes Knurren entweicht Bloods Kehle und eigentlich ist das schon Antwort genug. Sein Blick wandert zu Amy und ich kann die Liebe darin erkennen, als er sie ansieht. „Wer mein Mädchen auch nur länger als zehn Sekunden ansieht, dem steche ich die Augen aus“, brummt er. Navy und J. J. bestätigen seine Aussage mit einem Nicken. Angel, die hübsche dunkelhäutige Frau verdreht die Augen. „Weiß Gott, ich bete jetzt schon für den armen Jungen, der Amy einmal ausführen will“, murmelte sie mir zu.

„Irgendwie weiß man von Dir – und auch von den anderen – recht wenig was euer Privatleben angeht. Habt ihr neben euren Bikes noch andere Hobbys? Was macht ihr, wenn ihr mal nicht zusammen seid oder im Dienst des Clubs steht?“

J.J. kichert. „Navy bekommt seit neuestem Reitstunden von Runa.“ Sein Freund straft ihn mit einem vernichtenden Blick .

„Nur weil du dich nicht von deinem Laptop lösen kannst“, schnaubt Navy. „Wenn er nichts für uns recherchieren muss, spielt er irgend so ein doofes Computerspiel“, erklärt er mir.

Blood antwortet: „Mädchen, wir sind eine große Familie“, er macht eine ausladende Handbewegung, die wohl das Clubhaus und den MC einschließen soll. „Die Zeit, die ich nicht mit diesen Idioten rumhänge, verbringe ich mit meiner Ol`Lady und meiner Tochter. Sie sind mein Hobby, für anderen Blödsinn habe ich keine Zeit.“

Der Nächste, der sich zu uns gesellt, ist eine sonderbare, anziehende Erscheinung. Im Arm eine punkig aussehende junge Frau, deren freundlicher Blick und das liebevolle Lächeln so gar nicht zu ihrer Erscheinung passen wollen.

„Du warst doch …. Mensch … Wick …. ähmmmm … Ragnar, richtig?“ Grimmig schaut er mich an, während aus dem Polstersessel ein freches Kichern kam.

„Wie kam zu dem Spitznamen Wicky? Darf dich wirklich nur Amy so nennen und wie ergeht es den Jungs, wenn sie dich so rufen?“

Die Jungs grölen und nennen mich mutig, weil ich mich das fragen traue. Ragnar blickt mich eine ganze Weile an und mir wird ein wenig mulmig. Dann zuckt er mit den Schultern und sagt: „Amy darf das. Sonst niemand. Verstanden?“ Ich nicke und beschließe, nicht weiter nachzuhaken. Doch er fährt fort: „ Ich habe Amy  erzählt, dass meine Vorfahren Wikinger waren und sie meint aus unerfindlichen Gründen, dass dieser Spitzname eben zu mir passt. Inzwischen habe ich die anderen ganz gut im Griff. Nur noch selten traut sich jemand, mich so zu nennen. Du kannst ja mal Hulk mit seiner großen Klappe fragen, was passiert ist, als er mich kürzlich so genannt hat …“

„Die kleine Amy hängt ja total an dir. Kannst du dir vorstellen, selbst Kinder zu haben?“

 „Jaz und ich sind uns einig. Keine Kinder! Das hat verschiedene Gründe, aber du verstehst sicher, dass ich dir das nicht auf die Nase binde“, antwortet er kurz angebunden und ich gebe mich zufrieden damit.

Die Tür geht auf und herein kommt ein scheinbar harter Biker, ganz in schwarzes Leder gekleidet. Das einzige was ungewöhnlich ist und mich zweimal hinschauen lässt … er trägt sowohl in der linken als auch in der rechten Hand jeweils eine Babyschale. Ich traue meinen Augen nicht und kann nicht anders – ich zücke die Kamera. Links und rechts neben mir zucken die Jungs, bereit auf ein Zeichen von ihrem Boss einzuschreiten. Doch der bleibt ganz locker stehen und grinst mich an. „Moin. Bist du die Deutsche die uns interviewen will? Sorry das ich zu spät bin, aber die beiden haben Vorrang.“ Und hält mir die beiden schlafenden Bündel vor die Nase.

Mit den Worten setzt er sich zu uns und gibt mir einen Moment, mich von meiner Überraschung zu erholen.

„Iron, wie geht es Euch? Wie läuft es mit dem Familienzuwachs und den Vaterpflichten?“

 „Ich hätte nie gedacht, das zwei so kleine Persönchen ein Leben so durcheinander wirbeln können“, sagt er und  lächelt. „Grace ist ein ganz liebes Mädchen. Sie schläft viel und wenn sie wach ist, ist sie immer gut drauf. Gabriel hat ein ziemlich lautes Organ und kann einen schon mal in den Wahnsinn treiben.  Ich unterstütze Enya natürlich wo ich kann. Auch Effi ist uns eine große Hilfe.  Alles in allem ist es nur eine Frage der Organisation.“

„Wie lässt sich der Posten des President mit den Vaterpflichten vereinbaren?“

 „Die ersten Wochen hat mir Blood sehr viel abgenommen und mir sozusagen eine Babypause gegönnt. Jetzt bin ich wieder voll da und meine Ol´Lady weiß, dass der Club mich braucht“.

„Was ist eigentlich bei der Verhandlung in Irland rausgekommen?“

Irons Blick verfinstert sich. „Brady, das Arschloch wurde verknackt. Ebenso wie seine Komplizen.  Die nächsten fünfzehn Jahre dürften wir Ruhe von ihnen haben.  Dann beugt er sich zu mir und flüstert: „Ich wäre dir dankbar, wenn du es dabei belässt. Es war eine schlimme Zeit für Enya und ich möchte sie nicht unötig daran erinnern.“

Nachdem sich alle am Tisch eingefunden hatten und die Frauen ein leckeres Frühstück gezaubert und auf den Tisch gebracht hatten, wurde es kurz ruhig am Tisch. Aber die Stille währte nicht lange.

„Sagt mal, wie war euer Weihnachten denn so? Was habt ihr gemacht? Gab es eine Bescherung mit dem Weihnachtsmann? Wer durfte sich den Bart und den Mantel anziehen?“

Amy ruft: „Frisco war der Weihnachtsmann“, die Kleine grinst mich an. Blood redet dazwischen „Stimmt doch gar nicht“, sagt er. „Doch“, erwidert Amy bestimmt. „Weißt du, sie denken, ich bin noch klein und glaube an den Weihnachtsmann. Dabei bin ich schon groß und habe Frisco an seinen Stiefeln und seiner Stimme erkannt“, tut sie altklug.

„Siehst du, ich habe es dir doch gesagt. Nur weil er einen Rauschebart hat, taugt er noch lange nicht zum Weihnachtsmann“, stichelt Hulk. Blood wirft ihm einen vernichtenden Blick zu und Frisco macht ein betretenes Gesicht. „Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben“, murmelt er.

Irons Augen leuchten, als er sagt: „Das erste Weihnachten mit Kindern ist schon etwas Besonderes. Auch wenn die beiden noch zu klein sind, um wirklich etwas mitzubekommen. Sie waren das größte Geschenk für uns. Nicht wahr?“ Er legt den Arm um Enya und sieht sie voller Liebe an.

Turbo rempelt J. J. an und sagt: „Dabei hat unser Großmaul noch Wetten abgeschlossen, dass er der beste Weihnachtsmann ever ist!“

J.J. prustet laut los: „Das ist gehörig in die Hose gegangen und er hat etliche Dollars verloren. Aber um deine Frage auch ausführlich zu beantworten: Natürlich haben wir hier zusammen gefeiert. Im Clubhaus. Unsere Ol` Ladys haben die Bude geschmückt und da wir im Moment keinen Prospect haben, wurde mir die Ehre zuteil einen Weihnachtsbaum zu besorgen.“ Der junge Biker verzieht das Gesicht.

„Hast du ganz gut hinbekommen“, lobt ihn Navy und grinst. „Ein bisschen krumm war er, aber dank Runa, die tonnenweise Lametta aufgehängt hat, konnte man das ganz gut kaschieren.“

“Und unter dem Baum lagen ganz viele Geschenke“, sagt klein Amy. „Stell dir vor, Gabriel hat sein erstes Bike bekommen!“

Ich blicke verständnislos in die Runde, schließlich sind die Zwillinge erst ein paar Monate alt und ich kann mir nicht vorstellen, was der kleine Gabriel mit einem Motorrad anfangen soll.“

„Es war Turbos Ide“, ruft Hulk. „Genau genommen …“, mischt sich Chuck ein und wird sofort von Ragnar unterbrochen: „… wir haben zusammengelegt“ erklärt er.

„Jep“, kommt es von Trouble, der eifrig nickt. „Klärt doch die gute Frau mal auf“, grinst Iron, mein ungläubiges Gesicht kommentierend.

Endlich äußerst sich auch Turbo dazu: „Es ist ein Kindermotorrad. Mit Batterie. Ich bekam es von einem Kunden aus dem Devils Wheels Costumbikes  angeboten und es ein bisschen aufgemotzt und in Schuss gebracht“, erklärt er stolz.

Neben mir saß Enya und sie fragte ich als erstes „Was gab es denn bei Euch Heiligabend zu essen? Hast du etwas Irisches gekocht?

Die junge Irin schüttelt den Kopf. „Mit den Zwillingen habe ich im Moment alle Hände voll zu tun. Nächstes Jahr werde ich das bestimmt machen, aber zum Glück haben wir ja unsere Effi. Sie hat zusammen mit Meghan für die ganze Mannschaft gekocht und gebacken.  Sie hat sogar zwei Truthähne gemacht, wegen der Horde Fleischfresser hier. Sie schmeckten wieder einmal göttlich und dazu gab es grüne Bohnen, Kartoffelbrei  mit Knoblauch und eine mächtige Soße. Ganz zu schweigen von der Maronenfüllung. Und die selbstgebackenen Brötchen erst …“

Sie seufzt leise: „Wie soll ich so die überflüssigen Pfunde loswerden, die ich noch von der Schwangerschaft mit herumtrage?“

Es war ein wunderbarer, aber auch ungewöhnlicher Vormittag im Clubhaus der Fire Devils, der seinen Höhepunkt darin fand, dass mich die Jungs zu einer Tour einluden, die einen unglaublichen Tag unvergesslich machte.

 

Reihenfolge der Fire Devils- Reihe

HOT WHEELZ (Iron und Enya)
LONE RIDER (Navy und Rune)
DIRTY DEAL (Blood und Angel)
REBEL HEART (Ragnar und Jaz)
SOLD SOUL (J. J. und Kelly)

 

 

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